Irgendwie Top
Hastig wandte sich Markus ab. Ich mache hier voll den Seelenstriptease vor einem Typen, den ich gerade mal eine Stunde kenne und von dem ich nichts anderes weiß, als dass er mit meinem Bruder schläft.
Mark legte sanft seine Hand auf Markus’ Schulter und drückte einmal fest zu. Langsam wandte sich Markus ihm zu und überspielte seine Schwäche hastig: „Wenn du ihn jemals enttäuschen solltest, bringe ich dich um.“
Er meinte es todernst. „Werde ich nicht“, antwortete Mark.
„Er braucht dich. Einen Lover. Einen festen Freund. Einen Geliebten. Jemand der alles für ihn ist, dem er vertrauen kann, der sein Leben mit ihm teilt.“ Alles, was ich ihm nicht sein kann, dachte Markus. „Kannst du das? Willst du das?“
Mark starrte ihn eine ganze Weile an. „Ich weiß es nicht. Ich lasse mich das erste Mal seit Jahren wieder darauf ein. Aber ich werde ihm nie wehtun und ihm gegenüber immer ehrlich sein. Ehrenwort.“ Er sah aus, als ob er es ernst meinte und Markus nickte.
Müde fühlte er sich, ausgelaugt und erschöpft und das lag nicht nur am Alkohol. Im Treppenhaus war Tim zumindest nicht. „Vielleicht hockt er oben vor der Tür?“ Doch auch da: kein Tim. Markus schloss auf und bat Mark hinein. Der sah mindestens so fertig aus, wie er sich fühlte. Rasch holte er was zu Trinken aus der Küche und setzte sich aufs Sofa. Schief grinsend öffnete er eine Tüte Chips und blickte Mark spöttisch an.
„Bist du eigentlich echt so eine Rakete im Bett, wie Tim erzählt hat?“ Mark lächelte versonnen und wiegelte ab.
„Ist wohl eher umgekehrt.“ Wenn Tim sich auf etwas einließ, dann immer mit vollstem Einsatz.
Unwillkürlich schweiften Markus’ Gedanken ab, zu einem besonderen Lächeln.
„Ich werde meine Wette wohl verlieren. War eh blöde“, murmelte Mark recht müde, doch Markus hörte ihm gar nicht ganz zu, war viel zu sehr in Gedanken um Alex versunken.
„Meinst du, das passiert uns einfach so?“, erkundigte sich Markus. „Naja, dass man irgendwann jemanden findet, der mehr als nur eine schnelle Nummer ist.“
„Keine Ahnung. Ich hab es nicht sofort bemerkt“, meinte Mark. „Ehrlich gesagt finde ich es auch jetzt noch komisch. Aber es muss einfach passen.“ Er warf einen Blick auf die Uhr und richtete sich auf.
„Werde dann mal gehen. Meldest du dich, wenn du was von ihm hörst?“ Schwankend kam er hoch und hielt sich an der Couch fest. Oh Mann, der ist kaum noch in der Lage geradeaus zu laufen. Wenn der jetzt so losmarschiert ...
Markus überlegte einen Moment. „Du kannst auch auf der Couch pennen, wenn du willst.“
Mark wirkte erleichtert und lächelte. „Okay. Morgen bin ich weg.“
Wie alle Kerle, dachte Markus ein wenig wehmütig. So ist es eben. Wir vergnügen uns eine Nacht mit einem Typ und dann ist er weg. So läuft das Spiel. Wer mehr haben will, muss auch alles andere in Kauf nehmen: Herzschmerz, Verwirrung, Komplikationen, Sehnsucht, unerfüllte Träume.
Es war mittlerweile nach zwei Uhr. Wo Tim sich wohl herumtrieb? Doch Markus war viel zu müde und hatte auch zu viel Alkohol intus, um sich wirklich Sorgen machen zu können. Der würde schon wieder auftauchen.
Morgen ... später vielleicht.
Irgendwann.
25 Liebevolle Blicke
Scheiß Alkohol!
Markus verfluchte die Kopfschmerzen, sich selbst, das helle Licht. Wieso war er nur schon wieder so abgesackt? Ich sollte nicht mehr so viel trinken. Das war definitiv das letzte Mal. Ihm war schlecht und er konnte sich nicht daran erinnern, was gestern passiert war.
Stöhnend rollte er sich aus dem Bett, hielt sich minutenlang seinen dröhnenden Schädel mit beiden Händen. Am besten zwei Aspirin und dann wieder ins Bett fallen. Irgendwann hört es auf.
Was war los gewesen? Er war im Gaytronic gewesen … und dann …
Markus öffnete seine Tür und stieß beinahe mit einem völlig nackten Mann zusammen, der gerade die Hand zum Klopfen erhoben hatte.
„Moin“, nuschelte dieser undeutlich und sah ebenfalls sehr verschlafen aus. „Hast du mal ein Handtuch für mich? Im Bad finde ich keins.“
Markus starrte ihn sekundenlang an, überlegte fieberhaft, wo und was er mit ihm getan hatte. Der Typ passte so gar nicht in sein Beuteschema. Er war attraktiv, aber viel zu groß, zu kräftig, zu ... Obwohl … Holla, unten herum ...
War er gut? Und wieso ist er noch hier und läuft nackt durch meine Wohnung?
Sein Verstand lief nur sehr langsam an, setzte Stück für Stück die Fragmente der
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