Irgendwie Top
wesentlich. Tim sah den Mann an, den er wirklich liebte.
„Mark hat hier nur gepennt“, kam es selbstständig von Markus’ Lippen. Hatte er je Zweifel daran gehabt, dass Mark Tim liebte? Es war so offensichtlich. „Wir haben dich gestern gesucht und dann war es schon zwei Uhr nachts und er hat hier nur auf dem Sofa gepennt, du Dummkopf.“ Markus kam sich überflüssig vor und rieb sich seine zukünftigen blauen Flecken. Verflucht, der Kleine hat einen harten Schlag.
Mark raunte Tim Worte ins Ohr, die Markus nicht verstand, dann hob er die Stimme. „Hey, Markus ist echt nicht mein Typ.“ Er warf diesem einen Blick zu. „Weißt du, ich fürchte, ich habe mich in seinen kleinen Bruder verliebt.“
Markus hielt unwillkürlich die Luft an. Das sagt der einfach so? Ganz unspektakulär?
Tim blickte hoch und stammelte: „Aber du … gestern … Du … du hast mir gar nicht zugehört. Dein Gesicht … Du … du bist einfach gegangen. Ich … ich wusste nicht … ich ...“ Weiter kam er nicht, denn Mark küsste ihn.
„Gestern war ich ein Arsch. Ich wusste ja nicht, dass dieser tolle Typ nicht dein Freund, sondern nur dein Bruder ist.“ Abermals warf er Markus einen Blick zu und zwinkerte ihm zu. „Ich war so eifersüchtig, dass ich dir wehtun wollte. Hör auf zu weinen, Kleiner.“
Markus kam sich komplett überflüssig vor und spürte tief in sich dieses merkwürdige, immer stärker werdende Bedauern. Das war doch absurd. Wurde er jetzt etwa gefühlsduselig beim Anblick der beiden? Rasch bemühte er sich, diese seltsamen Gefühle zu verdrängen und ganz der alte Markus zu sein. In dieser Rolle fühlte er sich schließlich wohl.
„Oh, er kann manchmal echt eine Heulsuse sein“, warf er spöttisch ein. Mark hob den Kopf, blickte ihn schmunzelnd an.
„Ich weiß“, bestätigte er sanft und Tim wischte sich hastig übers Gesicht.
„Idiot“, brummte er.
Markus wurde sich der absurden Situation bewusst und seine Anspannung brach sich in einem lauten Lachen Bahn. „Hast du echt geglaubt, wir wären miteinander im Bett gelandet?“ Das war lachhaft. Sie waren beide Tops. Wie sollte das klappen? So etwas ging nicht.
„Sah so aus.“ Tim grummelte undeutlich an Marks Brust, warf seinem grinsenden Bruder einen bösen Blick zu. Markus beschloss, die beiden alleine zu lassen. Er störte hier nur. Tim küsste seinen Mark so leidenschaftlich, dass es in Markus’ Lenden solidarisch zog.
Eine Zunge in meinem Mund, die weich über die Lippen strich. Sein Duft in meiner Nase, seine Haare zwischen meinen Fingern … Markus stöhnte unwillkürlich auf. Wieso musste er nun schon wieder an Alex denken?
„Ich gehe dann mal davon aus, dass ich als Erster ins Bad kann?“ Er erhielt jedoch keine Antwort. „Aber eins stelle ich gleich klar: Hier wird nicht gevögelt. Nicht in meinem Bett.“ Rasch wandte Markus sich ab und flüchtete vor so viel rührseliger Liebe ins Badezimmer. Dabei fand er es gar nicht kitschig. Und da war noch immer dieses befremdliche Gefühl von Sehnsucht. Vielleicht ging es weg, wenn er ein Aspirin nahm und kalt duschte. So wie seine Kopfschmerzen.
Bald darauf saßen sie gemeinsam am Frühstückstisch, doch Markus hatte keinen rechten Hunger. Er kam sich seltsam vor. Fehl am Platz, ausgeschlossen. Die beiden teilten etwas, von dem er keine Ahnung hatte, und das nagte an ihm. Jeder Blick den Mark Tim zuwarf, wühlte Markus auf, jedes Mal, wenn Tim zurücklächelte, spürte er dieses bedauernde Gefühl von Leere in sich.
Markus störte ihre Zweisamkeit mit seiner Frage, wo Tim in der Nacht gewesen war. „Bei einer Freundin. Ihre Eltern sind gerade weg und sie weiß, dass ich schwul bin, deshalb hat sie mich auch bei sich pennen lassen.“
Zum Glück verabschiedeten sich die beiden rasch, fuhren mit dem Taxi zum Club, um Marks Auto abzuholen. Markus überlegte kurz, ob er mit ihnen kommen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Noch länger konnte er den Anblick des jungen Glücks kaum ertragen. Er sah ihnen nach und wunderte sich.
Tims Küsse …
Sie waren anders gewesen. Wieso hatte er immer geglaubt, dass niemand sonst so küssen konnte? Weil du nie jemand anders ausprobiert hast. Du hast prinzipiell nie geküsst, weil du einfach davon ausgegangen bist, dass es nie so sein wird, wie mit Tim, den du ja liebst. Bis du Alex geküsst hast. Oder der dich.
Verrückt. Dabei liebte er Alex ja nicht, war nur von ihm und diesem perfekten Körper fasziniert.
Der Gedanke an Alex’
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