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Irgendwie Top

Irgendwie Top

Titel: Irgendwie Top Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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Kuss brannte sich sehnsuchtsvoll in Markus’ Kopf, schien ihn plötzlich sprengen zu wollen. Diese innige Verbundenheit zwischen zwei Männern, wie würde sich so etwas anfühlen? Musste es nicht toll sein, sich fallen zu lassen, sich an jemand anzulehnen und von diesem gehalten zu werden?
    Rastlos wanderte Markus durch die Wohnung. Die Gedanken wirbelten in seinem schmerzenden Kopf hin und her und er hatte das Gefühl, als würden ihn die Wände erdrücken. Er musste hier raus.
    Rasch griff er nach seinem Handy, den Schlüsseln und schlüpfte in seine Jacke. Er hatte kein Ziel, als er die Straße hinab ging, grübelnd, gefangen in dieser seltsamen Sehnsucht, die ihn immer stärker auszufüllen schien, bis er das Gefühl hatte, schreien zu müssen.
    Tim war weg, vergeben, verliebt, unerreichbar. Doch er, er war noch immer alleine. Einsamer als je zuvor.
     

26 Ein anderes Date
     
    Den restlichen Samstag verbrachte Markus in einer Art Trancezustand.
    Er hatte keine Lust, den Abend in irgendeinem Club zu verbringen oder mit einem Typen zu ficken, von dem er nicht mal den Namen wusste. Auch die Nacht war nicht sehr erholsam, er träumte von weichen Lippen, einem spöttischen Lachen. Er erwachte spät am Sonntag mit mächtig brummendem Schädel, schluckte zwei Tabletten, was den Kopfschmerz zwar dämpfte, nicht jedoch den in ihm wütenden Schmerz.
    Irgendwas lief in seinem Leben gerade richtig falsch. Nur was? Da war andauernd dieses Begehren, ein Sehnen nach etwas, das er einfach nicht benennen konnte. Rastlosigkeit befiel ihn und wie schon am Samstag ging er hinaus und wanderte in Richtung Innenstadt. Irgendwann landete er im Univiertel. Diese Unrast hatte ihn schon mehrfach dazu verleitet, sein Handy herauszunehmen und darüber nachzudenken, Alex doch einfach anzurufen. Das Bedürfnis seine Stimme zu hören war groß. Doch Markus erinnerte sich nur zu gut an seine Unfähigkeit, ein Wort herauszubringen. Weiß der Teufel, was ich im Suff auf die Mailbox gesprochen habe.  
    Wo trieb Alex sich eigentlich herum? Er hatte ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Ob er mich vielleicht meidet? Quatsch, der läuft eben nicht durch die Szene und sucht nach mir. Dem bin ich schlichtweg egal!  
    Unschlüssig blickte Markus sich um. Sein Magen nahm ihm die Entscheidung ab und meldete sich laut grummelnd. Wenige Meter entfernt hatte tatsächlich ein Laden offen und der Geruch von frischem Brot drang zu ihm. „Bagels and More“, offenbar ein kleines Bistro. Ein Kaffee und Brötchen würden ihm gewiss gut tun und seine Lebensgeister wecken. Seit gestern Morgen war er ganz schön neben sich.
    In dem kleinen Laden war erwartungsgemäß nur wenig los. Markus setzte sich ans Fenster und studierte die Karte. Bagels in diversen Variationen von süß bis deftig.
    „Was kann ich dir denn bringen?“, erkundigte sich kurz darauf ein Kellner und Markus blickte hoch. Etwa in seinem Alter, mittelgroß, kleiner Bauchansatz, halblanges, braunes Haar rahmte ein freundliches Gesicht mit dunklen, grünen Augen und einem winzigen Grübchen am Kinn ein. Gar nicht mal so schlecht , befand Markus anerkennend. Der Typ kam ihm entfernt bekannt vor. Habe ich den schon mal gehabt? Nein. Nur schon mal gesehen.  
    „Latte Macchiato und ein Schinkenbagel.“ Markus musterte den anderen Mann ausgiebig, der sich alles notierte und ihn freundlich über seinen Block anlächelte.
    „Willst du vielleicht noch ein Aspirin dazu?“
    Markus zuckte betroffen zusammen. Sah er so verdammt schlecht aus? Scheinbar ja.
    „War eine harte Nacht“, meinte er. „Aber ich habe schon zwei intus. Jetzt soll da erstmal was anderes rein.“
    „Wie du meinst“, antwortete der Kellner noch immer lächelnd und fügte mit anderer Betonung hinzu: „Was immer unser Kunde sich wünscht.“ Dabei zwinkerte er Markus zu. Diesem schossen zwei wichtige Erkenntnisse durch den Kopf: Der Typ war schwul und er war interessiert.
    Schwungvoll wandte der Kellner sich um und gönnte Markus einen Blick auf die ansprechende Kehrseite in einer engen Jeans, als er betont langsam hinter dem Tresen verschwand. Nicht ohne Markus von dort einen taxierenden Blick zuzuwerfen.
    Prima: Schwul, interessiert und auch noch attraktiv. Damit waren eigentlich alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abend in Markus’ Sinne gegeben. Dennoch verspürte er merkwürdigerweise gar keine rechte Lust. Sein Blick ging aus dem Fenster und er dachte an alle Ereignisse der letzten Tage zurück.
    Tim

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