Irgendwie Top
überlegte er, ob er Tim anrufen sollte, ließ es jedoch bleiben. Der würde sich schon bei ihm melden.
Gestern hatte er eine SMS von ihm erhalten: Danke für die Aufklärung und viel Spaß bei deinem Date. Tim
Woher der Kleine davon wusste, war ihm ein Rätsel und er hatte ihn auch prompt zurückgerufen. Tim war jedoch den ganzen Sonntag über nicht mehr ans Telefon gegangen. Wahrscheinlich hatte er mit Mark in der Kiste gelegen und war viel zu beschäftigt gewesen, um auch nur einen Gedanken an seinen Bruder zu verschwenden.
Mark und sein kleiner Ferrari. Der Gedanke löste erstaunlich wenig unangenehme Gefühle aus.
Markus verzehrte grübelnd seinen Döner. Vielleicht war Mark wirklich genau der Richtige für Tim. Der Typ schien so weit ganz in Ordnung zu sein. Und anstatt sich weiter in falsche Träume von Alex hineinzusteigern, hatte er selbst mit Arne einen viel besseren Fang gemacht. Zumindest in mancherlei Hinsicht. Mal abwarten, wie es weitergehen würde. Er hatte ja nichts versprochen. Wenn es gar nicht lief, konnte er immer noch wie vorher weitermachen.
Nach der Mittagspause ging er zurück ins Studio, behandelte eine Leichtathletin und einen älteren Mann, der sich beim Tennis übernommen hatte. Gerade wusch er seine Hände und warf einen flüchtigen Blick auf seinen nächsten Patienten, da stockte ihm der Atem.
Eindeutig, Alexander Rotkamp stand auf seiner Liste. Dreimal las er den Namen, während das Wasser unbeachtet rauschte. Er hatte sich nicht verlesen.
Alex.
Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr als einen Alexander Rotkamp gab? In etwa so groß, wie die, dass ausgerechnet sein Alex hier bei ihm zu einer Behandlung aufkreuzen würde. Möglicherweise gab es noch mehr mit diesem Namen, dennoch konnte er sein Herz nicht daran hindern, erwartungsvoll zu hüpfen und seinen Puls um gefühlte einhundert Schläge hochzutreiben.
Markus blickte hastig in den Spiegel.
Nein, man sah ihm das stressige Wochenende nicht mehr an. Eventuell noch an den Augen, aber im Großen und Ganzen nicht. Ein junger, kräftiger Mann mit muskulösem Oberkörper und rasiertem, kantigem Kinn. Markus war seinem Vater unendlich dankbar, der ihm diese wunderschönen, blauen Augen vererbt hatte, mit denen er nur sehr tief in die Augen eines anderen blicken musste, um diesen in sein Bett zu bekommen. Er war nicht unbedingt im klassischen Sinne schön, nicht so wie Alex. Dennoch wirkte er männlich-attraktiv. Ausreichend attraktiv wenigstens für die meisten schwulen Männer.
Rasch fuhr er sich durch die kurzen schwarzen Haare, warf seinem Spiegelbild einen kritischen Blick zu, da klopfte es auch schon an der Tür. Sein Herz hüpfte noch immer unverschämt freudig. Was sollte er nur sagen? Tief holte Markus Luft, wandte sich um, setzte ein Lächeln auf und rief ein viel zu lautes: „Immer herein!“
Die Tür öffnete sich und Markus hielt unwillkürlich den Atem an. Es war wirklich Alex Rotkamp. Sein Alex.
Sein Blick glitt durch den Raum, erfasste Markus und Alex zog überrascht die Augenbrauen hoch, stockte mitten im Schritt. Seine Lippen öffneten sich erstaunt, doch im nächsten Moment war da wieder dieses spöttische, so typische Alex-Lächeln.
„Markus?“ Er trat ganz in den Raum und schloss die Tür schnell hinter sich. „Das nenne ich mal eine Überraschung!“
„Geht mir nicht anders.“ Markus fand seine Stimme zu hell und seine Hände bebten verräterisch. Verdammt, immer wenn er Alex begegnete, benahm er sich trottelig. Dabei wollte er gerade vor ihm doch besonders sicher wirken. Was würde der von ihm halten, wenn er merkte, wie nervös ihn sein Anblick machte und wie sehr er sich freute, ihn wieder zu sehen? Besonders sein Unterleib reagierte auf Alex’ Nähe äußerst impulsiv. So eine Wirkung hatte kein anderer Mann.
Alex sah aber auch unverschämt gut aus.
„Mein Freund hat dich mir empfohlen.“ Alex trat näher heran, musterte Markus von Kopf bis Fuß. „Er meinte vorgestern am Telefon, in seinem Fitnessstudio arbeitet ein guter Physiotherapeut, der sich meiner gewiss gerne annehmen würde. Nur, dass du der Physiotherapeut bist, hätte ich nicht vermutet. Da habe ich ja echtes Glück, dich wieder zu treffen!“
„Man begegnet sich immer zwei Mal im Leben“, meinte Markus achselzuckend, versuchte seine Unsicherheit halbwegs elegant zu überspielen. Wenn Alex wüsste, dass er ihn bereits angerufen und besoffen wer weiß was gesagt hatte ... Allein der Gedanke trieb ihm die
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