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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Koslowski und ich Peter Hofknecht abgestattet hatten. »Ich beschäftige mich mit einer anderen Sache. Aber da gibt es keine Querverbindungen.«
    »Hatte er sonst irgendwelche Feinde?«
    »Du kanntest ihn doch, er gehörte nicht zu den Sanftmütigen im Lande. Ich schätze, es gibt eine Menge Leute, die ihm alles Mögliche an den Hals wünschten.«
    »Drohungen?«
    »Nicht, dass ich wüsste, jedenfalls keine aktuellen.«
    »Und privat?«
    Was wusste ich über Koslowskis Privatleben? Nach dem Tod seiner Frau war er keine längerfristige Beziehung mehr eingegangen. Ab und zu traf er sich mit früheren Kollegen in der Kneipe, um alte Geschichten aufzuwärmen. Ansonsten war sein Privatleben so abwechslungsreich wie das eines Astronauten auf dem Flug zum Mars.
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Dann los!«, sagte Stürzenbecher. Er machte den Versuch, es aufmunternd klingen zu lassen, was ihm nur dürftig gelang.
    Wir kletterten aus dem Auto und wurden von einem protzigen wilhelminischen Portal verschluckt.
    Die Leichen lagen im Keller. Die Leichen liegen immer im Keller. Vermutlich, weil es für die Lebenden schwerer zu ertragen wäre, wenn sie wüssten, dass sich der Tod über ihren Köpfen befindet.
    Es war ein kalter, weiß gekachelter Raum mit ausfahrbaren Kühlschränken. Ein älterer Mann, dessen Teint im hellen Neonlicht genauso fahl wirkte wie der seiner Kunden in den Kühlschränken, erhob sich ächzend von einem Stuhl und humpelte uns entgegen. Er erkannte Stürzenbecher und nickte ihm zu. »Die Einlieferung von heute Nacht, nehme ich an?«
    »Koslowski«, bestätigte der Hauptkommissar.
    Mit müden Schritten bewegte sich der Mann zu einer Schranktür. Der Inhalt glitt auf Schienen heraus. Mit einem Ruck entfernte der Mann das weiße Laken vom Kopfende des massigen Körpers. Koslowski war tot, das ließ sich nicht leugnen.
    »Setz dich hin!«, sagte Stürzenbecher. »Du siehst etwas blass aus.«
    Ich setzte mich hin.
    »Willst du einen Schnaps?«
    Ich nickte.
    Der Hauptkommissar verschwand kurz und kam mit einem halb gefüllten Plastikbecher zurück. »Gehört zum Inventar. Ich genehmige mir manchmal auch einen, wenn ich bei einer Autopsie zugucken muss.«
    Ich nahm einen Schluck von dem scharfen Brandy.
    »Kannst du gehen?«, fragte Stürzenbecher besorgt.
    Ich nickte wieder.
    Ohne dass ich richtig mitbekommen hatte, wie wir dort hingelangt waren, saßen wir wieder in Stürzenbechers Wagen. Meine rechte Hand hielt immer noch den Plastikbecher umklammert. Der Hauptkommissar redete auf das Funkgerät ein. Mit halbem Ohr hörte ich, wie er zuerst mit der Zentrale und dann mit einem seiner Assistenten verhandelte.
    »In Koslowskis Wohnung haben wir nichts gefunden«, teilte er mir mit. »Wir müssen uns auch noch in eurem Büro umsehen, aber zuerst ist Wallhorst an der Reihe. Soll ich dich zu Hause absetzen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will mitkommen.«
    »Du machst einen ziemlich fertigen Eindruck.«
    Ich setzte mich aufrechter hin. »Ich bin in Ordnung.«
    »Na schön.« Stürzenbecher startete den Motor. »Wie hat Koslowski von dem Treffen im Preußen-Stadion erfahren?«
    »Er hat Wallhorst abgehört. Ich nehme an, sie haben sich telefonisch verabredet.«
    Stürzenbecher schnalzte. »Eine illegale Kiste. Können wir als Beweismittel vor Gericht vergessen. Trotzdem, die Aufnahme hätte ich gerne. Die Stimme des Unbekannten würde uns ein erhebliches Stück weiterbringen.«
    Mir fiel auf, wie wenig ich mich um Koslowskis Fall gekümmert hatte. Seit dem Besuch von Katja Lahrmann-Tiemen hatte ich mich mit Elan auf die Außerirdischen gestürzt und den anderen Auftrag verdrängt. Ein unverzeihlicher Fehler. »Ich habe keine Ahnung, ob er das Gespräch aufgenommen hat und was mit der Kassette passiert ist.«
    »Redet ihr nicht über so was?«
    »Normalerweise schon.«
    Der Hauptkommissar kaute an einer kritischen Bemerkung. Ich war ihm dankbar, dass er sie hinunterschluckte. Vorwürfe konnte ich mir selbst machen.
    »Was anderes, Wilsberg.« Seine Stimme wurde versöhnlicher. »Ich habe mit der Schwester in Argentinien telefoniert. Sie sagt, sie kann nicht rüberkommen, aus welchen Gründen auch immer. Wenn das alles vorüber ist, ich meine die gerichtsmedizinische Untersuchung, kümmerst du dich dann um die Beerdigung und den Nachlass?«
    »Ja, das bin ich Koslowski schuldig.«
    Danach schwiegen wir. Stürzenbecher fuhr über den Ring bis zur Warendorfer Straße und dann stadtauswärts. Wallhorst wohnte in einer

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