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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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zugestoßen?«
    »Er ist erschossen worden«, sagte Stürzenbecher mit neutraler Stimme.
    »Oh.« Wallhorst rieb sich die Augen. »Das tut mir leid. Ich war’s nicht. Ich besitze keine Pistole. Und Willi auch nicht.«
    »Der Mann war ein Privatdetektiv. Er hat Sie beschattet, Herr Wallhorst.«
    Er brauchte eine Sekunde zu lange, um den angemessenen Ausdruck von Überraschung auf sein Gesicht zu zaubern. »Mich? Weswegen?«
    »Weil es vielleicht gar nicht Ihr Schwager war, der neben Ihnen saß.«
    »Sondern?«
    »Ein Unbekannter. Ein Mann, der aus Brüssel angereist ist.«
    »Wer sagt das? Der tote Privatdetektiv?«
    Ich musste mich zurückhalten, um Wallhorst nicht mit bloßen Händen zu erwürgen. Stürzenbecher warf mir einen warnenden Blick zu.
    »Ich geh nach draußen«, sagte ich heiser.
    Der Hauptkommissar nickte aufmunternd.
    »War nett, Ihre Bekanntschaft gemacht zu machen«, rief Wallhorst mir nach.
    Zum ersten Mal bedauerte ich, dass die Folter als Instrument der Wahrheitsfindung abgeschafft worden war.
    Als ich auf der Straße stand, atmete ich ein paar Mal tief durch. Dann steckte ich mir mit zitternden Fingern einen Zigarillo in den Mundwinkel. Es war empfindlich kalt geworden. Die beiden Uniformierten, die im Streifenwagen saßen, ließen den Motor laufen, um sich aufzuwärmen. Hinter den beschlagenen Fensterscheiben konnte man ihre Gesichter nur schemenhaft erkennen. Ich drehte mich um und betrachtete Wallhorsts Haus. Eine Bombe wäre auch nicht schlecht.
    Einer der Polizisten stieg aus und fragte in der Art von Polizisten, die jemanden aufgreifen, der versehentlich nackt auf der Straße herumläuft: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Vollkommen.«
     
    Ich hatte den Zigarillo gerade aufgeraucht, da kam Stürzenbecher aus dem Haus.
    »Und?«, fragte ich.
    »Er bleibt bei seiner Geschichte«, sagte der Hauptkommissar genervt. »Vorläufig kommen wir nicht an ihn ran.«
    »Warum stellst du nicht sein Haus und sein Büro auf den Kopf? Irgendwo muss es doch einen Hinweis auf den Mann aus Brüssel geben.«
    »Mit welcher Begründung? Weil er sich mit seinem Schwager ein Fußballspiel angeguckt hat?«
    »Du glaubst ihm doch nicht etwa?«, giftete ich.
    »Nein, er lügt. Er war auf unsere Ankunft vorbereitet. Und er fühlt sich sehr sicher. Im Übrigen ist er der arroganteste und beschissenste Kotzbrocken, den ich seit Langem gesehen habe, wenn du meine persönliche Meinung hören willst. Aber das reicht nicht für einen Hausdurchsuchungsbefehl. Und selbst wenn, ich sage: wenn, ich den Staatsanwalt und den Untersuchungsrichter weichquatschen könnte, mir einen Durchsuchungsbefehl zu unterschreiben – was, glaubst du, wird passieren, wenn wir nichts finden? Dann hetzt mir Wallhorst eine Horde lackierter Anwälte auf den Hals und meine Vorgesetzten stehen Schlange, um mir den Kopf abzureißen.«
    »Na und?«, fauchte ich. »Es ist nicht irgendwer umgebracht worden. Es hat meinen Partner erwischt.«
    »Herrgott noch mal, Wilsberg, ich brauche Indizien, zumindest den Schatten eines Indizes. Das Einzige, was wir haben, ist deine unmaßgebliche Aussage, dass Koslowski während des Fußballspiels vermutlich hinter ihm gesessen hat.«
    Wir starrten uns an.
    »Reg dich ab!«, sagte Stürzenbecher sanft. »Ich kriege ihn. Wir müssen nur Geduld haben. Ich werde veranlassen, dass ein Foto von Koslowski mit einem Aufruf in die Zeitungen kommt. Vielleicht haben andere Zuschauer den Unbekannten gesehen. Außerdem setze ich mich mit Europol in Verbindung. Möglicherweise gibt es Material über diese Firma in Brüssel, wie hieß sie noch gleich?«
    »Interwork Company.«
    »Richtig. Und zuallererst stellen wir dein Büro auf den Kopf. Die wichtigsten Hinweise liegen manchmal ganz oben auf dem Schreibtisch, da, wo man sie nie sucht.«

VI
     
     
    Lagen sie aber nicht.
    Koslowski war kein Mann des Wortes gewesen, des verschriftlichten schon gar nicht. Und mit dem Computer hatte er ohnehin auf Kriegsfuß gestanden. Berichte abzufassen fiel in mein Ressort. So verwunderte es mich nicht, dass Stürzenbecher und seine Leute erfolglos blieben. Nach einer halben Stunde vergeblichen Suchens zogen sie wieder ab.
    Anschließend klingelte ich Hubert Disselbeck aus dem Bett. Ich unterrichtete ihn davon, dass sein Kompagnon Wallhorst inzwischen wusste, dass er von Privatdetektiven überwacht wurde. Der Bauunternehmer zeigte sich erbost und redete von Schwierigkeiten, die er jetzt bekommen würde. Ich war

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