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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Technik.«
    »Gut.« Ich stand auf. »Dann werde ich mir mal André vornehmen. Hast du ein Foto von ihm?«
    »Das fehlte mir noch. Warten Sie! Es gibt Fotos von unserem letzten Schulausflug. Da müsste er eigentlich drauf sein.« Sie öffnete die Schreibtischschublade und zog ein Fotoalbum heraus. Nach einigem Blättern zeigte sie auf einen unscheinbaren Burschen in einem grünen Parka. »Das ist er.«
    Ich ließ mir das Foto aushändigen und steckte es in die Jackentasche. »Wann habt ihr morgen Schulschluss?«
    »Um Viertel nach eins.« Plötzlich schwand ihr Selbstbewusstsein, und sie verwandelte sich in ein hilfsbedürftiges Mädchen. »Müssen Sie meinen Eltern von André erzählen?«
    »Vorläufig nicht. Ich werde zuerst mit André reden.«
    »Wenn er verspricht, dass er den Scheiß in Zukunft lässt – können Sie dann André und mich aus dem Spiel lassen?«
    »Ich werde sehen, was sich machen lässt. Unter einer Bedingung.«
    »Ja?«, fragte sie schüchtern.
    »Du vergreifst dich nicht an deinem Bruder.«
    Sie zog einen Schmollmund. »Versprochen.«
    Die Pfefferhorsts warteten am unteren Ende der Treppe.
    »Ich habe einige Hinweise, denen ich nachgehen werde«, verkündete ich. »Möglicherweise kann ich in zwei oder drei Tagen ein abschließendes Resultat vorlegen.« Zu einfach durfte die Sache nicht aussehen, schließlich wollte ich ja auch ein paar Mark verdienen.
    »Welche Hinweise?«, fragte Frau Pfefferhorst.
    »Es handelt sich um sehr transitorische und reversible Überlegungen, mit denen ich Sie nicht beunruhigen möchte.«
    »Wollen Sie sich denn nicht die Geräte ansehen?«, fragte Herr Pfefferhorst zweifelnd.
    »Nein, wie gesagt, führe ich die Untersuchung auf einer Meta-Ebene.« Ich ging zur Tür. »Einen schönen Abend noch.«
     
    Mein Abend war weniger schön. Sandra rief nicht an, und ich wagte es nicht, sie in ihrem Spinnennest zu stören.

X
     
     
    Gerade wollte ich zum Ratsgymnasium aufbrechen, um mit André ein ernstes Wort unter Männern zu reden, da klingelte das Telefon. Es war Mark-Stefan.
    Er wirkte beunruhigt. »Ist Franka bei dir?«
    »Nein. Wieso?«
    »Sie ist verschwunden.«
    »Was heißt verschwunden?«
    »Sie wollte heute Morgen zu Koslowskis Wohnung, ich meine, unserer neuen Wohnung. Sie hat den Wagen genommen. Sie sagte, sie würde ein paar Säcke mit Koslowskis Klamotten vollstopfen und beim Roten Kreuz abliefern. In spätestens anderthalb Stunden wäre sie zurück. Als sie nach zwei Stunden noch nicht wieder da war, habe ich in der Wohnung angerufen. Sie hat nicht abgenommen. Dann bin ich mit dem Fahrrad zur Goldstraße gefahren, aber der Wagen stand auch nicht vor dem Haus.«
    »Sie wird irgendwo hingefahren sein, eine Freundin besuchen, zum Beispiel.«
    »Das glaube ich nicht. Sie hatte um elf ein Seminar an der Uni, das ihr sehr wichtig ist.«
    »Na also.« Ich atmete auf. »Das ist die Lösung. Sie ist direkt zur Uni.«
    »Das kann nicht sein. Ihre Uni-Sachen liegen noch in ihrem Zimmer.«
    Ich schaute auf die Uhr. Wenn ich André erwischen wollte, musste ich jetzt aufbrechen. »Könnte sie bei Angernagel sein?«
    »Ich hoffe nicht.« Mark-Stefan machte eine Pause.
    »Georg, ich mache mir Sorgen. Ich glaube, jemand hat die Wohnung in der Goldstraße durchsucht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Einige Schubladen waren herausgezogen, und Papiere lagen verstreut auf dem Boden.«
    »Könnte das nicht Franka gemacht haben?«
    Er gab zu, dass die Möglichkeit bestand.
    »Habt ihr am Wochenende über Angernagel gesprochen?«, hakte ich nach.
    »Ja, wir haben ein paar Mal darüber diskutiert. Ich dachte, ich hätte sie überzeugt, dass es zu gefährlich ist, sich von diesem Blödmann hypnotisieren zu lassen. Aber …«
    »Was?«
    »Wenn sie heute zu ihm gefahren ist, hat sie uns reingelegt. Der Termin für die zweite Hypnosesitzung, den ihr Angernagel gegeben hat, sollte doch erst morgen sein.«
    André konnte warten, er würde mir nicht davonlaufen. »Ich fahre sofort nach Nienberge-Häger«, versprach ich Mark-Stefan. »Falls Frankas Wagen vor Angernagels Tür steht, gehe ich rein und hole sie heraus. Und niemand wird mich aufhalten.«
     
    Eine Stunde später und einige Gefühlsgrade mulmiger klingelte ich an der Tür der kleinen Wohnung an der Warendorfer Straße, in der Franka und Mark-Stefan hausten. Mark-Stefan öffnete, und sein gespannt-erwartungsvoller Gesichtsausdruck war wahrscheinlich eine glatte Kopie meiner eigenen Mimik.
    Ich schüttelte zuerst den Kopf.

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