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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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»Keine Spur vom Wagen.«
    »Und hier hat sie sich auch nicht gemeldet«, sagte Mark-Stefan. »Georg, da ist irgend etwas verdammt Beschissenes im Gange.«
    Ich trat ein. »Bevor wir uns gegenseitig verrückt machen, sollten wir im Auge behalten, dass es jede Menge harmloser Erklärungen gibt.«
    »Was denn für harmlose Erklärungen?«, fragte er gleichermaßen abwehrend wie begierig, tröstende Worte zu hören.
    »Franka könnte Lust auf eine Spritztour bekommen haben. Vielleicht ist sie nach Holland gefahren, um Käse, Vla oder Shit einzukaufen.«
    »Das sind Milchprodukte, Georg.« Mark-Stefan schüttelte genervt den Kopf. »Hast du vergessen, dass wir Veganer sind? Und Drogen nehmen wir auch nicht.«
    »Dann hat sie möglicherweise das Bedürfnis verspürt, ihre Mutter in Coesfeld zu besuchen. Pass auf, Mark-Stefan, du hängst dich jetzt ans Telefon und rufst einfach jeden an, der dir einfällt.«
    Er seufzte. »Das habe ich schon getan.«
     
    Um drei Uhr nachmittags, Mark-Stefan stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch, war es soweit: Ich rief Stürzenbecher an.
    »Was bildest du dir ein, Wilsberg?«, regte sich der Hauptkommissar auf. »Soll ich nach einer Neunzehnjährigen fahnden lassen, die gerade mal drei Stunden aus dem Haus ist?«
    »Sechs Stunden«, korrigierte ich ihn.
    »Und wenn schon. Unter achtundvierzig Stunden läuft da gar nichts. Das sind Vorschriften. Himmel, Wilsberg, du bist doch ein alter Hase. Während du dir in die Hose machst, läuft diese Franka durch die Kaufhäuser und sucht nach dem einen Kleid, das sie schon immer haben wollte.«
    »Ich kenne Franka«, beharrte ich. »Und ich habe ein verflucht ungutes Gefühl.«
    »Deine Gefühle in Ehren, Wilsberg, aber ich habe zu tun. Ruf mich morgen wieder an, falls sie bis dahin nicht aufgetaucht ist!«
    »Sie ist mit Koslowskis Wagen unterwegs«, sagte ich schnell.
    »So?« Er horchte auf.
    »Ich habe ihr das Auto geliehen. Es ist eine vage Vermutung, das gebe ich ja zu, trotzdem könnte ein Zusammenhang zwischen dem Mord an Koslowski und Frankas Verschwinden bestehen.«
    »Leuchtet mir nicht ein.« Wenigstens legte er nicht auf.
    »Außerdem gibt es noch einen zweiten Fall, von dem ich dir nichts erzählt habe.«
    »Aha«, knurrte Stürzenbecher. »Jetzt wird’s interessant.«
    Ich gab ihm eine knappe Fassung der Außerirdischen-Affäre, inklusive Koslowskis Kurzauftritt bei Hofknecht und Frankas Hypnosestunde bei Angernagel.
    »Das hättest du mir schon früher sagen müssen«, schnauzte mich Stürzenbecher an.
    »Ich habe es nicht für wichtig gehalten«, verteidigte ich mich. »Doch inzwischen weiß ich selbst nicht, was ich denken soll.«
    »Na ja, mit Koslowskis Ford ließe sich etwas machen«, sagte der Hauptkommissar zögernd. »Es ist ja quasi dein Wagen, und ich fasse das, was du sagst, als Diebstahlmeldung auf. Das reicht als Vorwand, um ihn zur Fahndung auszuschreiben.«
     
    Mark-Stefan und ich tranken Kräutertee, während die Zeit so langsam dahinstrich wie eine Ruderbootfahrt auf dem Atlantik. Wir bemühten uns, über Belangloses zu reden, was zwangsläufig krampfig ausfiel. Ständig schielte einer von uns beiden zur Uhr. Eine Diskussion über sexuelle Enthaltsamkeit in einem katholischen Priesterseminar hätte nicht zäher sein können.
    Dabei mochte ich Mark-Stefan durchaus, und auch er fand mich, vermutete ich zumindest, nicht unsympathisch. Aber das Einzige, was uns wirklich verband, war nun einmal unsere Angst um Franka. Und genau die, so das unausgesprochene Verbot, das über unseren Köpfen schwebte, durfte vorläufig nicht mehr erwähnt werden.
    Irgendwann knurrte mein Magen so laut, dass ich den Vorwand ergriff, um der quälenden Atmosphäre für kurze Zeit zu entfliehen. »Ich muss mal was essen«, sagte ich und stand auf. »Ich bin gleich wieder zurück.«
    »Du kannst ein Müsli haben«, schlug Mark-Stefan ohne Enthusiasmus vor. »Oder eine rohe Zucchini.«
    »Sei mir nicht böse, aber mir ist mehr nach Aasfraß. Ich habe gesehen, dass es ein Stück die Straße runter eine Pommesbude gibt.«
    Er verzog das Gesicht. »Wie du meinst.«
    Auf der Straße atmete ich tief durch. Das Hungergefühl, das in meinen Eingeweiden rumorte, ließ mich die Welt wieder klarer sehen. Wahrscheinlich hatte Stürzenbecher recht, und es gab gar keinen Grund, den Teufel an die Wand zu malen.
    Ich bestellte einen Hot dog spezial und eine Portion Pommes mit Ketchup. Der Geruch nach altem Bratöl wässerte mir den Mund. Alles würde

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