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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Verantwortung übernimmst?«
    »Danke, dass du mich darauf hinweist, Sigi«, versetzte ich kühl. »Falls ich nicht mehr weiß, was ich mit meinen schlaflosen Nächten anfangen soll, werde ich daran denken.«
    Als Letzter schüttelte Stürzenbecher meine Hand. Die Mordkommission trat auf der Stelle, Norbert Schliemann, der Mann aus Brüssel, blieb nach wie vor ein unbeschriebenes Blatt. Stürzenbecher murmelte etwas von Routine und Raster, gängige Umschreibungen dafür, dass die Ermittlungen im Sande zu verlaufen drohten.
    Und dann war die Trauerfeier zu Ende, und wir gingen alle unserer Wege.
     
    Auf meinem Anrufbeantworter waren zwei Anrufe. Der erste war vom Bauunternehmer Disselbeck, der sich danach erkundigte, was ich in seiner Angelegenheit weiter zu tun gedächte. Der zweite stammte von einem Mann namens Pfefferhorst. Pfefferhorst sagte, dass in seinem Haus merkwürdige Dinge vorgingen, er habe ständig Probleme mit den elektronischen Geräten.
    Zuerst kontaktierte ich Disselbeck. Der Mann war wirklich eine Marke, kaltschnäuzig und arrogant wie die Millionärstruppe des FC Bayern München. Dass wir uns neulich am Telefon angeschrien hatten, schien er völlig verdrängt zu haben.
    Ich machte ihm klar, dass ich seinen Auftrag für erledigt hielt. Wallhorst würde in nächster Zeit vorsichtig sein, und ohnehin arbeitete ja die Polizei an der Aufklärung eines Verbrechens, in das Wallhorst zumindest indirekt verwickelt war. Sobald man Wallhorsts Mittäter geschnappt hätte, wäre auch Wallhorst fällig. Disselbeck moserte noch ein bisschen herum, bis es mir schließlich zu bunt wurde. Ich teilte ihm mit, dass er eine abschließende Rechnung bekommen würde, und damit basta.
    Dann rief ich Pfefferhorst an. Er hatte mir seine Dienstnummer bei einer kommunalen Behörde hinterlassen und meldete sich mit der schlappen Stimme eines ganztägigen Sesselhockers.
    »Detektivbüro Wilsberg. Ich habe eine Nachricht von Ihnen erhalten. Aber ich glaube, Sie verwechseln mich mit einem Elektriker.«
    »Nein, nein.« Er wurde sofort munter. »Elektriker hatte ich oft genug im Haus. Die wissen nicht, woran es liegt.«
    »Und was geschieht genau?«, wollte ich wissen.
    »Wir kommen uns vor wie in einem Geisterhaus, verstehen Sie. Der Fernseher wechselt das Programm, ohne dass jemand die Fernbedienung berührt hat, das Telefon wählt selbstständig, auf dem Computermonitor habe ich plötzlich eine Bombe. Manchmal, wenn wir das Licht einschalten, geht das Radio an und umgekehrt.«
    »Interessant«, sagte ich.
    »Ja, für Leute, die uns besuchen, ist das witzig«, sagte er wehleidig, »aber für uns ist es die Hölle. Wir überlegen schon, ob wir in ein anderes Haus ziehen sollen.«
    »Okay, ich werde mir die Sache mal anschauen.« Meine technischen Kenntnisse bewegten sich zwar auf dem Niveau der Adenauer-Ära, doch ein bisschen Ablenkung konnte nicht schaden. »Wann ist es Ihnen recht?«
    »Um siebzehn Uhr dreißig«, kam die präzise Antwort. »Früher bin ich nicht zu Hause.«
    Ich sagte ihm, dass das kein Problem für mich sei.
    Dann schrieb ich die Rechnung für Disselbeck, tütete sie ein und brachte sie zum Briefkasten. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, die Zeit verstreichen zu lassen.
    Ich hatte einen neuen Auftrag. Das Leben ging weiter.
     
    Um Punkt siebzehn Uhr dreißig stand ich vor der Doppelhaushälfte der Pfefferhorsts, die sich mit der ergänzenden Hälfte und ähnlich langweiligen Doppelhäusern in einer ruhigen Siedlung in der Nähe des Schiffahrter Damms befand.
    Ein Spukhaus stellte ich mir aufregender vor, aber das Grauen kann ja bekanntlich, wie wir seit Stephen King wissen, überall lauern.
    Der Hausherr öffnete selbst. Er trug einen hellgrauen Anzug und einen dunkelgrauen Schlips und sah auch sonst ziemlich farblos aus.
    »Im Moment funktioniert alles. So ist das immer. Wenn wir unsere Phänomene jemandem vorführen wollen, gibt’s garantiert keinen Zwischenfall.«
    »Das ist nicht weiter tragisch«, tröstete ich ihn. »Ich habe sowieso vor, die Meta-Ebene der Erscheinungen zu untersuchen.«
    »Meta-Ebene?« Er starrte mich verständnislos an.
    Die Formulierung war mir unterwegs eingefallen. Damit hoffte ich, meine technische Unfähigkeit kaschieren zu können.
    »Die Elektriker haben keine Schäden innerhalb des elektrischen Systems gefunden, nicht wahr?«
    Er nickte.
    »Also müssen wir nicht nach etwas suchen, das die Zwischenfälle auslöst, sondern nach jemandem, der sie

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