Irgendwo da draußen - Kriminalroman
verursacht.«
Er nickte erneut.
»Ihnen ist doch sicher auch schon der Gedanke gekommen, dass es irgendwo in Ihrem Umfeld einen Menschen gibt, der seinen Schabernack mit Ihnen treibt.«
»Meine Frau und ich haben darüber geredet«, bestätigte Pfefferhorst.
Wir waren inzwischen bis zu einem ganz in Braun gehaltenen Wohnzimmer durchgegangen. Die Pfefferhorsts liebten anscheinend die Einfarbigkeit.
»Allerdings ist uns absolut niemand eingefallen, der dafür infrage käme. Wir sind eine friedliebende Familie. Warum sollte uns jemand terrorisieren?«
»Sie haben keine Feinde?«
Er schüttelte zögernd den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Es gab mal einen kleinen Streit mit dem Hausbesitzer nebenan. Er meinte, ich dürfe mein Auto nicht vor seiner Haushälfte parken. Aber der Mann ist technisch völlig unbegabt. Der kann ohne fremde Hilfe nicht einmal einen Radiosender einstellen.«
»Und Ihre Frau?«
»Meine Frau?«, wiederholte er, als hätte ich einen Witz gemacht. »Meine Frau soll Feinde haben?«
»Dürfte ich sie persönlich fragen?«
»Warum nicht?« Mit lauter Stimme brüllte er: »Marga!« Und zu mir gewandt: »Meine Frau ist in der Küche.«
Ich hatte auch nichts anderes erwartet.
Marga Pfefferhorst hatte rote Wangen und sah ein bisschen verschwitzt aus. Offensichtlich war die Zubereitung des Abendessens eine schweißtreibende Angelegenheit.
»Das ist der Detektiv, von dem ich dir erzählt habe«, stellte mich Pfefferhorst vor. »Er möchte wissen, ob du Feinde hast.«
»Ich?« Marga riss ihre Augen auf. »Ich tu doch keiner Fliege was zuleide.«
Langsam bekam ich Zweifel an meiner These. Diese Familie war so hausbacken, dass nicht einmal der Postmann zweimal klingeln würde.
»Sie glauben gar nicht, welch geringe Anlässe genügen, um Hassgefühle auszulösen. Einmal an der Wursttheke vorgedrängt, und schon ist es geschehen.«
»Aber ich kaufe immer in dem Supermarkt an der Warendorfer Straße ein.«
»Und unsere gesellschaftlichen Aktivitäten sind sehr eingeschränkt«, fügte Herr Pfefferhorst hinzu. »Wir leben vollkommen zurückgezogen.«
Gott, war das zäh. Ich lächelte bekümmert. »Wann sind die seltsamen Phänomene zum ersten Mal aufgetreten?«
Pfefferhorst überlegte. »Vor etwa sechs Wochen.«
»Gab es davor ein ungewöhnliches Ereignis, eine Anomalie in Ihrem Leben, einen Besucher, den Sie nicht einordnen konnten, ein Anrufer, der Sie bedrängt hat?«
»Nein«, antworteten beide gleichzeitig.
Mir fielen bald keine Fragen mehr ein. »Haben Sie Kinder?«
»Ja, zwei. Lara ist fünfzehn, Moritz neun.«
»Ich möchte mit den beiden reden.«
Die Eltern guckten sich an. »Ich glaube nicht …«, begann Pfefferhorst.
»Und zwar einzeln, am besten in ihren Zimmern«, beharrte ich. »Herr Pfefferhorst, Sie haben mich engagiert, damit ich eine systematische Untersuchung durchführe. Vertrauen Sie meiner Erfahrung!«
Moritz trug ein Borussia Dortmund-T-Shirt, hatte Borussia Dortmund-Bettwäsche, und an den Wänden hingen mindestens sieben Poster von BVB-Stars.
»He, du bist ein Fan von Borussia Dortmund«, sagte ich.
Er grinste schief. »Na klar.«
»Ich auch. War schon super, wie die im Endspiel der Champions League Juventus Turin geschlagen haben.«
Seine Augen leuchteten. »Borussia ist die beste Mannschaft in Europa.«
»Stimmt. Aber in der Bundesliga läuft’s zurzeit nicht so gut.«
»Weil so viele verletzt sind. Sonst hätten die auch Bayern München geputzt.«
»Glaube ich auch. Moritz, ich sage dir, in der Rückrunde wird’s besser. Ich tippe, Dortmund kommt noch auf Platz zwei.«
»Und wer wird Erster?«
»Kaiserslautern.«
Er lachte. »Hauptsache nicht Bayern.«
»Wer ist denn dein Lieblingsspieler?«, fragte ich.
»Andy Möller«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen.
»Warum nicht Matthias Sammer oder Jürgen Kohler?«
»Weil Andy Möller mehr Tore schießt.«
Das leuchtete mir ein. »Sag mal, deine Schwester hält wohl nichts von Fußball?«
»Nö«, machte er. »Die meint, das wär doof.«
»Mädchen«, sagte ich gedehnt und zwinkerte ihm zu. »Lara hat vermutlich andere Sachen im Kopf. Geht sie auf Partys?«
»Ja, manchmal.«
»Und – hat sie schon einen Freund?«
»Ich weiß nicht.« Er wurde unsicherer. »Sie redet nicht über alles mit mir.«
»Und deine Eltern wären bestimmt ziemlich sauer.«
»Ja, Papa sagt immer, sie soll um zehn Uhr wieder zu Hause sein, und wenn sie dann erst um elf oder zwölf kommt, macht er ein
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