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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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fuhren, fiel mir plötzlich Jenny ein. »Oh Gott!«, sagte ich in Panik. »Wir haben Jenny allein zu Haus gelassen.«
    Ich merkte, wie Friday mir die Hand auf die Schulter legte. Landen griff nach meinem Arm und drückte ihn.
    »Alles in Ordnung, Liebling, beruhige dich. Wir haben sie zu Mrs Berko-Boyler gebracht.«
    Ich runzelte die Stirn. »Nein, haben wir nicht. Du hast mir erzählt, dass sie sich ein Lager auf dem Dachboden gemacht hat. Dann sind wir sofort losgefahren. Wie konnten wir das nur vergessen?«
    »Schatz«, sagte Landen, nachdem er tief durchgeatmet hatte. »Es gibt keine Jenny.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich und musste über die Dummheit seiner Bemerkung lachen. »Natürlich gibt es eine Jenny!«
    »Dad hat recht«, sagte Friday mit sanfter Stimme, »es hat nie eine Jenny gegeben.«
    »Aber ich kann mich an sie erinnern –!«
    »Das war Aornis, Mum«, sagte Tuesday. »Sie hat dir diesen Gedächtniswurm vor sieben Jahren verpasst und wir können ihn nicht loswerden.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich und begann in Panik zu geraten. »Ich kann mich ganz genau an sie erinnern! An ihr Lachen, an die Ferien, dass sie vom Rad gefallen ist und sich den Arm gebrochen hat, an ihre Geburt – an alles!«
    »Aornis hat dir das aus Rache angetan«, sagte Landen. »Als sie mich nicht aus deiner Erinnerung löschen konnte, hat sie dir etwas eingepflanzt. Deshalb hängt sie für dreißig Jahre in der Schleife.«
    »Dieses dreckige Luder!«, rief ich. »Dafür drehe ich ihr den verdammten Hals um.«
    »Pass auf, was du sagst, Mum«, sagte Tuesday. »Ich bin erst zwölf. Und außerdem wäre Jenny vermutlich auch noch bei dir, wenn du Aornis umbringst.«
    »Scheiße« , sagte ich, als die Vernunft an die Stelle von Wut und Verwirrung zu treten begann, »deshalb ist sie also nie bei den Mahlzeiten dabei.«
    »Wir tun so, als gäbe es eine Jenny, um die Gefahr von Angstattacken zu minimieren«, sagte Landen. »Wir sorgen dafür, dass ihr Zimmer so bleibt, wie es ist, und lassen überall im Haus Sachen von ihr liegen, damit du nicht in Panik um eine verschwundene Tochter gerätst, wenn du allein bist.«
    »Diese böse kleine Schlampe!«, murmelte ich und rieb mir das Gesicht. »Aber jetzt, wo ich Bescheid weiß, können wir etwas dagegen tun, richtig?«
    »So einfach ist es leider nicht, Schatz«, sagte Landen mit einem Anflug von Traurigkeit. »Aornis ist wirklich gehässig, denn in ein paar Minuten wirst du dich an nichts mehr erinnern und wieder glauben, dass du eine Tochter namens Jenny hast.«
    »Soll das heißen«, fragte ich zögernd, »dass mir das schon mal passiert ist?«
    Wir hielten vor dem Haus und Landen schaltete den Motor aus. Im Wagen war es ganz still.
    »Manchmal vergehen Wochen, ohne dass du Angstzustände bekommst«, sagte Landen leise. »Aber dann kann es wieder zwei- oder dreimal die Stunde passieren.«
    »Ist das der Grund, warum du zu Hause arbeitest?«
    »Ja. Wir können doch nicht zulassen, dass du jeden Tag vor der Schule stehst, um eine Tochter abzuholen, die es nicht gibt.«
    »Und ... du hast mir das alles früher schon mal erklärt?«
    »Viele Male, Liebling.«
    Ich seufzte tief. »Ich komme mir wie ein Volltrottel vor«, sagte ich leise. »Ist das heute mein erster Anfall?«
    »Der dritte«, sagte Landen. »Es war eine schlimme Woche.«
    Ich sah von einem zum anderen, und sie sahen mich mit einer solch liebevollen Besorgnis an, dass ich in Tränen ausbrach.
    »Alles in Ordnung, Mum«, sagte Tuesday und hielt meine Hand. »Wir passen auf dich auf.«
    »Ihr seid die beste, liebevollste Familie und die größte Stütze, die man haben kann«, sagte ich unter Tränen. »Es tut mir so leid, wenn ich euch zur Last falle.«
    Wie aus einem Munde sagten sie, ich solle nicht so verdammt albern sein. Ich ermahnte sie, keine Schimpfwörter zu benutzen, und Landen gab mir sein Taschentuch, damit ich meine Tränen trocknen konnte.
    »Also«, sagte ich und rieb mir die Augen, »wie funktioniert es? Wie schaffe ich es, mich nicht daran zu erinnern, dass es keine Jenny gibt?«
    »Wir haben so unsere Methoden. Jenny schläft bei ihrer Freundin Ingrid, in Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    Er beugte sich zu mir und küsste mich, lächelte und sagte zu den Kindern: »Also, Leute, legt mal los.«
    Friday knuffte Tuesday in die Rippen. Sie kreischte: »Was soll denn das!?«
    »Weil du so eine Langweilerin bist!«
    »Besser als so’n Blödmann wie du. Außerdem ist Strontium Goat komplett bescheuert

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