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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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und Wayne Skunk hat null Peilung, wie man Gitarre spielt.«
    »Sag das noch mal!«
    »Hört ihr beiden bitte damit auf!«, sagte ich ärgerlich. »Friday hat doch mit dem KurzZeitJetzt bewiesen, dass er kein Blödmann ist, also lass es einfach sein. Verstanden? Ich weiß, dass wir gerade bei eurer Großmutter gegessen haben, aber möchte vielleicht jemand etwas Richtiges?«
    »Im Gefrierfach gibt es Pizza«, sagte Landen, »die können wir aufbacken.«
    Wir stiegen aus und liefen zum Haus, während Friday und Tuesday sich zankten.
    »Langweilerin.«
    »Blödmann.«
    »Langweilerin.«
    »Blödmann.«
    »Ich sagte: Hört auf.«
    Plötzlich fiel mir etwas ein.
    »Land, wo ist Jenny?«
    »Sie schläft bei ihrer Freundin Ingrid.«
    »Ach so. Schon wieder?«
    »Die beiden sind ganz dicke Freundinnen.«
    »Ja«, sagte ich und runzelte die Stirn. »Die beiden sind ganz dicke Freundinnen.«
     
    Bowden rief an, als wir aßen. Das war ungewöhnlich für ihn, aber es war nicht völlig unerwartet. Spike und ich hatten uns von Acme Carpets davongeschlichen wie ungezogene Schulkinder, weil wir keinen Ärger wegen der Kosten für Major Pickles Teppichboden bekommen wollten, ganz zu schweigen davon, dass wir den ganzen Tag gebraucht und nichts anderes getan hatten.
    »Das kann’s nicht sein, oder?«, sagte Bowden in dem allzu ernsthaften Tonfall, den er anschlug, wenn er verärgert, traurig oder aufgeregt war. Die Wahrheit war, dass ich die meisten Anteile an Acme hatte, aber er war der Geschäftsführer und die alltäglichen Aufgaben waren seine Sache.«
    » So schlimm ist es doch auch wieder nicht«, sagte ich zur Verteidigung.
    »Bist du verrückt?«, erwiderte Bowden. »Es ist eine Katastrophe!«
    »Wir haben schon größere Probleme gehabt«, sagte ich und wurde langsam ärgerlich. »Übertreib nicht so.«
    »Aber wenn wir erlauben«, sagte er, »dass so etwas um sich greift, wissen wir nicht, wo das alles enden soll.«
    Jetzt war ich sauer.
    »Bowden«, sagte ich, »komm mal runter. Spike ist von Raum an die Decke geheftet worden, und wenn Pickles den Halbteufel nicht mit kaltem Stahl bearbeitet hätte, würden wir uns beide die Radieschen von unten ansehen.«
    Einen Augenblick blieb die Leitung still, bis Bowden mit leiser Stimme sagte: »Ich spreche von Van de Postes Rede an die Nation. Worüber sprichst du?«
    »Ach – nichts. Was hat er gesagt?«
    »Schalte den Fernseher ein, dann wirst du es erfahren.«
    Ich bat Tuesday, den Sender zu wechseln. OWL-TV brachte Fresh Air with Tudor Webastow, die beliebte Show zum Zeitgeschehen. Tudor, der vielleicht nicht der beste, aber bestimmt der längste Reporter im Fernsehen war, führte gerade ein Interview mit der Kultusministerin von der Commonsense-Partei, Cherie Yogert.
    »... und welcher Klassiker soll zuerst zur Reality-Book-Show gemacht werden?«
    »Stolz und Vorurteil« , verkündete Yogert stolz. »Es wird umbenannt in Die Bennets und wird übermorgen live in einer Economy-Ausgabe des Buches in Serie gehen. Der Schauplatz ist das steife England des frühen neunzehnten Jahrhunderts, die Hauptfiguren sind Mr und Mrs Bennett und ihre fünf Töchter, die Personen müssen verschiedene Aufgaben lösen und werden nach und nach aus dem Haus gewählt. Der Gewinner erhält eine tragende Rolle in der Abtei von Northanger, das seinerseits Gegenstand weiterer ›leseraktiver‹ Veränderungen wird.«
    »Wenn ich das richtig verstehe«, bemerkte Webastow verhalten, »gibt Van de Poste also seine Zustimmung dazu, dass alles, was der literarischen Welt ans Herz gewachsen ist, nach Strich und Faden geplündert wird.«
    »Nicht alles «, korrigierte Ms Yogert ihn. »Nur Bücher, die von englischen Autoren geschrieben wurden. Wir haben nicht das Recht, Dummheiten mit den Büchern anderer Nationen anzustellen, das müssen sie selbst tun. So plant man in Deutschland meines Wissens eine interaktive Ausgabe des Zauberbergs , und in Italien sollen die Leser bestimmen dürfen, wer in Der Name der Rose als Nächstes umgebracht wird.
    »Im Übrigen«, fuhr sie fort, »denke ich, dass ›plündern‹ ein viel zu starker Ausdruck ist. Wir würden die Frage lieber durch die Verwendung von Begriffen wie ›marktorientierte Anpassungen oder ›benutzerabhängige Upgrades‹ verschleiern. Endlich ist die Zeit vorbei, in der Klassiker öde, überlang und für Leser ohne Hochschulabschluss unverständlich waren. Reality-Book-Shows sind der Weg in die Zukunft, und die Gesellschaft-für-das-interaktive-Buch

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