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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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bitte?«, fragte ich. »Ich habe gerade nicht aufgepasst.«
    »Ich habe nur geäußerlicht, dass das Budget für die neue TN-Serie –«
    »Tut mir leid«, sagte ich geistesabwesend, »würden Sie mich einen Augenblick entschuldigen?«
    Ich ging zu Colin hinüber, der in seinem brandneuen Taxi auf mich wartete. Unter dem Logo der GattungsTransferTaxis stand neuerdings in eleganter kursiver Schrift By appointment to Thursday Next. Normalerweise gab ich meinen Namen nicht für Werbezwecke her, aber sie hatten mir versprochen, dass ich immer Vorrang hätte, so dass ich in diesem Fall eine Ausnahme gemacht hatte.
    »Wohin soll’s gehen, Ms Next?«, fragte Colin, als ich einstieg.
    »Die Große Bibliothek, sechster Stock.«
    »Geht in Ordnung.«
    Er fuhr los, bremste scharf, als er beinahe einen blitzenden schwarzen Ford streifte, schrie den anderen Fahrer an, gab Gas und steuerte schnell auf die Wand der Halle zu, die sich vor uns in dunkle Leere öffnete.
    »Danke für den Spacehopper«, sagte er, als sich die Öffnung hinter uns schloss und wir langsam an den beinahe unendlich vielen Büchern in der Großen Bibliothek vorbeifuhren. »Dafür werde ich noch monatelang zum Essen eingeladen. Ist es vielleicht möglich, dass Sie mir eine Lavalampe besorgen?«
    »Erst, wenn Sie mir wieder das Leben retten.«
    Ich blickte angestrengt auf die alphabetisch geordneten Bücher auf den Regalen und merkte, dass wir uns meinem Ziel näherten.
    »Setzen Sie mich bitte direkt hinter dem nächsten Lesetisch ab.«
    »Wollen Sie Tom Jones besuchen?«
    »Nein.«
    »Bridget Jones?«
    »Nein. Lassen Sie mich einfach ... hier raus.«
    Er hielt neben dem Bücherregal. Ich stieg aus und sagte, er brauche nicht zu warten und solle mein Kundenkonto mit dem Fahrpreis belasten. Gleich darauf war er verschwunden.
    Ich war in der Großen Bibliothek und stand vor der originalen TN-Serie, die von Alice-PON-24330 in Gang gehalten wurde. Eine Bemerkung Bunuels hatte mich hierhergeführt. Spike und ich hatten nie herausgefunden, wie es Felix8 gelungen war zu entkommen, und weil sein Skelett im Savernake Forest gefunden worden war, hatte Spike gefolgert, es hätte sich gar nicht um Felix8 gehandelt, sondern um Felix9 . Aber wenn Spike sich geirrt hatte? War es möglich, dass der Felix, den ich getroffen hatte, der geschriebene Felix8 war? Das würde erklären, wie er sich aus dem kleinen Monsterkäfig befreit hatte – er war einfach in sein Buch zurückgesprungen.
    Ich nahm einen tiefen Atemzug. Ich näherte mich der alten TN-Serie nur ungern, aber die Angelegenheit musste untersucht werden. Also nahm ich den ersten Band zur Hand und las mich hinein.
    Innerhalb von Sekunden verschwand die Große Bibliothek, und ich befand mich an Bord eines Luftschiffs, das hoch über die englische Landschaft westlich von London glitt. Aber es war keiner der kleinen Zwanzigsitzer, die dieser Tage in den Lüften kreuzten, es war ein Gigant der »Hotelklasse«, entworfen in der Glanzzeit des Luftschiffs, um mit Stil und Eleganz den Globus zu umrunden. Ich war auf dem ehemaligen Aussichtsdeck, aber viele der Plexiglasscheiben waren verlorengegangen, und das ramponierte Fahrzeug klapperte und ächzte, während sich seine schwerfällige Masse durch die Luft schob. Der eiskalte Sog wurde zum Bauch des Schiffes geweht, wo ich stand und zitterte, während der Luftstrom und das pausenlose Knattern des lockeren Gewebes einen beständigen Takt zum rhythmischen Brummen der acht Motoren schlugen. Die Gitterkonstruktion aus Aluminium war sichtbar, wohin ich auch blickte; zu meiner Linken gelangte man durch eine Tür auf eine Veranda, die den Passagieren der ersten Klasse in früheren Tagen einen schwindelerregenden Ausblick in die Tiefe geboten hatte, wenn sie aus der Vogelperspektive das Landen und Anlegen beobachteten. In der wirklichen Welt waren diese Monster vor langer Zeit verschrottet worden, und als Relaisstationen für Fernseh- und Rundfunksignale dienten inzwischen ferngesteuerte Flugkörper in der oberen Atmosphäre. Aber die Wiederbegegnung mit einem solchen Leviathan erweckte nostalgische Gefühle, selbst in dieser illusorischen Form.
    Ich befand mich nicht in der Haupthandlung, denn natürlich hielt ich mich an die alte Jurisfiktion-Regel »Besser einmal tot gewesen, als am falschen Ort gelesen«. Die Handlung spielte sich nebenan im Speisesaal ab, wo Thursday alias Alice-PON-24330 gerade versuchte, Acheron Hades auszutricksen. So war es natürlich nicht gewesen, in

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