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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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etliche, die erledigt werden sollen. Und jetzt darf ich mich von Ihnen verabschieden.«
    Er ging auf die Außentür zu, die im Wind klapperte, öffnete sie und trat auf die Außenpromenade. Ich rannte los und rief: »Halt!«, aber es war zu spät. Felix8 schwang sein Bein über die Reling, erklomm sie mühelos und stürzte ins Nichts. Ich lief zur Reling und sah hinunter. Er war nur noch eine kleine Figur, die kreiselnd nach unten stürzte, während das Luftschiff brummend weiterfuhr. Mit einem Gefühl der Übelkeit sah ich ihn immer kleiner werden und verschwinden.
    »Verdammt!«, rief ich und schlug mit der Handfläche auf das Geländer. Ich atmete tief ein, ging wieder hinein, um dem eisigen Wind zu entkommen, zog mein Mobilnotofon heraus und benutzte die Kurzwahl für die Cheshire Cat, die das Kommando in der TextZentrale übernommen hatte. [12]
    »Chesh, ich bin’s, Thursday.« [13]
    »Ich habe einen C-3-Rohling namens ›Felix8‹ verloren. Seite 319, Der Fall Jane Eyre , ISBN 978-3-423-21014-0. Ich brauche schnellstmöglich einen vorläufigen Ersatz.« [14]
    »Nein.« [15]
    »Verflucht!«, murmelte ich. »Kannst du rausfinden, wer an den Textsieben rumgepfuscht hat und die Sperre dann aufheben? Ich habe keine Lust, länger als nötig in einem kalten Luftschiff rumzuhängen.« [16]
    Ich erklärte ihm, alles sei in Ordnung, aber er solle zurückrufen, wenn das Sieb aufgehoben sei, und klappte mein Handy zu. Dann schlug ich den Kragen meiner Jacke hoch, um meinen Hals zu bedecken, und stampfte mit den Füßen, um sie zu wärmen. Ich lehnte mich an eine Aluminiumverstrebung und sah in die malvenfarbige Dämmerung hinaus, in der bereits die ersten Sterne zu sehen waren. Felix8 war mit Sicherheit so heftig auf dem Boden aufgeschlagen, dass sein Text mit der Beschreibung an Ort und Stelle verschmolzen war und wir ihn aus der Erde schneiden mussten, wenn wir ihn fanden. So oder so würde er nicht reden.
    Ich versuchte, mir Personen vorzustellen, die mich eventuell töten wollten, hörte aber mit dem Zählen auf, als ich bei siebenundsechzig ankam. Alles war noch komplizierter, als ich gedacht hatte. Aber ... was hatte Felix8 gesagt? Ich solle mir nichts einbilden ... ich sei durchaus nicht die Einzige ? Je länger ich darüber nachdachte, desto merkwürdiger erschien es mir, bis plötzlich die Erkenntnis aufblitzte und ich wusste, was vor sich ging. Sherlock Holmes, Temperance Brennan, der brave Soldat Schwejk und ich – wenn man uns tötete, tötete man nicht nur die einzelne Person, sondern die ganze Serie. Es erschien zu bizarr, um es für möglich zu halten, aber es musste die Wahrheit sein – in der BuchWelt trieb sich ein Serienmörder herum.
    Ich sah mich auf dem Luftschiff um und mein Herz wurde schwer. Sie hatten schon zweimal versucht, mich umzubringen, und es war nicht auszuschließen, dass es sie noch einmal versuchen würden. Und wegen eines Textsiebs, das niemand bestellt hatte, saß ich in dreitausend Meter Höhe in der Falle, und das auch noch mit zwei Millionen Kubikmeter leicht entflammbarem Wasserstoff über meinem Kopf. Ich zog mein Mobilnotofon heraus und rief eiligst noch einmal beim Kater an. [17]
    »Stell keine Fragen, Chesh – ich brauche einen Fallschirm, und zwar sofort.«
    Wie als Antwort darauf flackerte im hinteren Teil des Luftschiffs eine helle Flamme auf, als eine kleine Sprengladung in einer der Gaszellen explodierte. Es dauerte nur eine Sekunde, bis sie die Nachbarzelle entzündet hatte und ich die helle Flamme in die Dämmerung schießen sah; das Luftschiff zitterte leicht und das Heck senkte sich, weil der Auftrieb verringert war.
    »Ich brauche den Fallschirm!«, schrie ich in mein Handy, als eine dritte Gaszelle explodierte, die Flamme durch die Hülle schoss und einen Funkenregen zu beiden Seiten des Luftschiffs niedergehen ließ. Das Heck fiel noch weiter ab, als eine vierte Gaszelle hochging, rasch gefolgt von der fünften und sechsten, und ich griff nach einem Geländer, um mich festzuhalten.
    »Verdammt noch mal!«, schrie ich wild in die Gegend. »Ist es denn so schwer, einen Fallschirm zu besorgen!?« Das Luftschiff zitterte noch einmal, als eine neue Explosion die Hülle zerriss, und mit einem unangenehmen Gefühl der Leichtigkeit spürte ich, wie wir sehr langsam zu sinken begannen. Als ich nach unten sah, um festzustellen, wohin wir fielen und wie schnell, tauchten vor meinen Augen plötzlich zwölf Fallschirme verschiedenster Machart auf. Ich griff nach dem, der am

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