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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Menge, und Spike und Bowden rufen oft an, um mich auf dem Laufenden zu halten.«
    »Diese Schweine!«, sagte ich mit einem Lächeln. »Mich ermahnen sie immer wieder, dir die Wahrheit zu sagen.«
    »Wir mögen dich alle , Thursday.«
    Das war nur allzu wahr, aber ich konnte Thursday1–4 und ihren kurzen Aufenthalt in der wirklichen Welt nicht vergessen.
    »Was ist mit ... der anderen Sache?«
    Landen wusste genau, wovon ich sprach.
    »Mir wurde erst klar, dass sie die geschriebene Thursday war, als du nach oben kamst.«
    »Wie denn?«
    »Es war die Kette, die ich dir zum Geburtstag geschenkt habe. Sie hat sie nicht getragen.«
    »Oh«, sagte ich und tastete nach dem Medaillon an meinem Hals. Eine kurze Stille trat ein, als wir beide daran dachten, was geschehen war. Schließlich sagte ich: »Aber sie war überhaupt nicht gut im Bett, oder?«
    »Hoffnungslos.«
    Wir mussten beide lachen und damit war das Thema erledigt.
    »Hör mal«, sagte Landen, »da ist jemand im Wohnzimmer, der dich sprechen möchte.«
    »Wer denn?«
    »Sieh einfach selber nach. Ich mache solange Tee.«
    Ich ging ins Wohnzimmer, wo ein großer Mann mit dem Rücken zu mir vor dem Kaminsims stand und die Familienfotos betrachtete.
    »Das sind wir in den Ferien auf der Isle of Skye«, sagte ich sanft, »beim Old Man of Storr. Jenny ist nicht auf dem Bild, weil sie beleidigt war und im Auto geblieben ist, und da in der Ecke kann man gerade noch Pickwicks Kopf erkennen.«
    »Ich erinnere mich genau«, sagte er und drehte sich zu mir um. Es war natürlich Friday. Nicht mein Friday, sondern sein älteres Selbst. Er war ungefähr sechzig und sah immer noch gut aus. Sein Haar ergraute an den Schläfen und die Lachfältchen an den Augen erinnerten mich an Landen. Er trug die blassblaue Uniform der ChronoGarde, auf deren Schulterstücken die fünf Goldpunkte des Generaldirektors prangten. Aber es war nicht die Alltagsuniform, es war das Paradestück. Es handelte sich offenbar um eine besondere Gelegenheit.
    »Hallo, Mum.«
    »Hallo, Schnuckiputz. Also bist du doch Generaldirektor geworden!«
    Er zuckte die Achseln und lächelte. »Ja, aber auch wieder nicht. Ich bin hier, kann aber nicht hier sein. Es ist wie alles andere, das wir in der Vergangenheit getan haben, um die Gegenwart zu verändern – wir waren da, obwohl das unmöglich war. Das lernt man im Zeitgewerbe: Widersprüchliche Zustände können friedlich koexistieren.«
    »Wie Saturday Night Fever , das gleichzeitig ganz toll und ganz großer Mist sein kann?«
    »So in etwa. Wenn man im Zeitstrom hin und her springt, ist das Paradox ein guter Kumpel. Man lernt damit zu leben.«
    Er sah auf seine Uhr. »Du hast das Rezept zerstört, richtig?«
    »Ich hab’s aufgegessen.«
    »Gut. Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass das Star Chamber seine Niederlage eingeräumt hat. Dreiundzwanzig Minuten vor dem Ende der Zeit und ohne die Gleichung für gefundene Eier ist im Nachhinein die weitere Existenz von Zeitreisen nicht haltbar. Im Augenblick schalten wir die ZeitMaschinen ab. Alle Agenten werden demobilisiert. Die Einrichtungen mit geschlossenen Zeitschleifen werden aufgelöst und die Insassen in konventionellen Gefängnissen untergebracht.«
    »Also hatte sie doch recht«, sagte ich leise.
    »Wie bitte?«
    »Aornis. Ich habe sie aus der Schleife geholt.«
    »Wir stellen sicher, dass alle Gefangenen mit »besonderen Anforderungen angemessen überwacht werden, Mum.«
    »Das hoffe ich. Was ist mit den anderen Erfindungen, die auf der Retro-Defizit-Technologie beruhen?«
    »Sie bleiben. Der Mikrochip und die Gravitube werden erfunden werden, so dass sie keine Probleme machen, aber es wird keine neuen Retro-Defizit-Erfindungen geben. Was jedoch noch wichtiger ist, die EreignisLinie der StandardGeschichte wird bleiben, wie sie war, wenn wir die Maschinen abschalten.«
    »Also keine Geschichte-die-zusammengerollt-wird-wie-ein-Teppich?«
    »Möglich – aber nicht sehr wahrscheinlich.«
    »Und Goliath bleibt so, wie es ist?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Er machte eine Pause und seufzte. »So viele Dinge, die ich hätte tun können, vielleicht getan hätte, getan habe und nicht getan habe. Ich werde das alles vermissen.«
    Er sah mich einen Augenblick an. Das war mein Sohn, aber auch wieder nicht. Mein Sohn, wie er hätte werden können, aber nie werden würde. Obwohl ich ihn liebte, sagte ich das erste Mal in meinem Leben gerne Lebewohl.
    »Wie steht es um das Jetzt?«
    »Es wird sich im Laufe der Zeit

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