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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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existiert?«
    Er stand auf und ging Richtung Ausgang. Es blieb uns nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, während Scintilla versuchte, seinen Vortrag fortzusetzen.
    Als wir den Saal verlassen wollten, stellte sich uns ein Chrono-Gardist in den Weg. »Ich glaube, Sie sollten bleiben und sich den Vortrag zu Ende anhören«, sagte er zu Friday. Der sagte ihm, er könne ihn mal. Was den Gardisten ärgerte. Er versuchte, Friday am Arm zu packen, aber ich war schneller, erwischte sein Handgelenk und warf ihn im Polizeigriff zu Boden.
    »Muum!« , knurrte Friday. »Muss das jetzt sein? Die Leute schauen ja schon!« Es war ihm offenbar schrecklich peinlich.
    »Tut mir leid«, sagte ich und ließ den Mann los. Bendix hatte inzwischen aufgegeben. Er entschuldigte sich beim Publikum und kam zu uns herüber, um nachzusehen, was los war.
    »Wenn wir gehen wollen, dann gehen wir«, knurrte Landen.
    »Aber natürlich!«, sagte Scintilla und schob den ChronoGardisten mit einer Kopfbewegung beiseite. »Natürlich können Sie gehen, wohin Sie wollen.« Er warf mir einen Blick zu. Wir wussten beide, wie wichtig es war, dass Friday ChronoGardist wurde.
    »Aber ehe Sie gehen«, sagte er zu Friday, »möchte ich Ihnen noch sagen, dass wir sehr glücklich wären, wenn Sie der Garde beitreten würden. Sie brauchen kein Studium und keine Aufnahmeprüfung. Es ist ein Angebot ganz ohne Vorbedingungen, das erste, das wir jemals gemacht haben.«
    »Und weshalb glauben Sie, dass ich das könnte?«
    »Weil Sie Fragen stellen können, die noch nicht in der SEL protokolliert sind. Glauben Sie, das kann jeder?«
    Friday zuckte die Achseln. »Das interessiert mich nicht.«
    »Bleiben Sie doch bitte noch, bis Sie wissen, was wir zu sagen haben.«
    »Ich – bin – nicht – interessiert«, sagte Friday noch ein bisschen entschiedener.
    »Hören Sie«, sagte Scintilla. Er senkte die Stimme und sah sich nervös um. »Es ist ein bisschen inoffiziell, aber ich habe mit Wayne Skunk geredet und er würde Sie das Gitarren-Riff auf dem zweiten Track von Hosing the Dolly spielen lassen.«
    »Zu spät«, sagte Friday, »das ist schon aufgenommen.«
    Bendix starrte ihn an. »Ja, und Sie haben gespielt.«
    »Hab ich nicht.«
    »Nein – aber Sie könnten. Und weil die Möglichkeit besteht, haben Sie’s auch getan. Ob Sie es tatsächlich tun, ist Ihre Sache, aber Sie können es tun – auf unsere Kosten. Es ist in jedem Fall Ihr Solo. Ihr Name steht schon auf der Hülle.«
    Friday sah erst Scintilla, dann mich an. Ich wusste, wie er Strontium Goat liebte, und Bendix wusste es auch. Er hatte schließlich seine komplette Personalakte. Aber Friday interessierte das alles nicht. Er ließ sich nicht gern überreden, bestechen, einschüchtern oder herumschubsen. Ich konnte es ihm nicht verübeln, ich mochte es auch nicht, und er war schließlich mein Sohn.
    »Glaubt Ihr vielleicht, dass ihr mich kaufen könnt?«, sagte er schließlich und verließ den Saal, ohne noch etwas zu sagen.
    »Ich komme gleich nach«, rief ich, als er mit Landen hinausging. Als die Schwingtüren zuschlugen, sagte Scintilla: »Ich muss ja wohl nicht betonen, wie wichtig es ist, dass Friday so schnell wie möglich der ChronoGarde beitritt? Er hätte schon vor drei Jahren beitreten und längst auf den Zeitwellen surfen sollen.«
    »Vielleicht müssen Sie noch etwas länger warten, Bendix.«
    »Genau darum geht’s ja«, sagte er. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich dachte immer, ihr hättet alle Zeit der Welt.«
    Er griff nach meinem Arm und führte mich in eine Ecke des Raumes. »Thursday – ich darf Sie doch Thursday nennen? Wir haben eine schwere Krise in der Zeitindustrie, und soviel wir wissen, kann uns nur Friday retten. Nur wenn er in einigen Trillionen Bang/Crunch-Zyklen das Ruder in die Hand nimmt, sind wir gerettet. Und sein jetziges Zögern bedeutet, dass sein Schreibtisch am anderen Ende zu lange leer bleibt.«
    »Aber es gibt doch immer gerade eine Krise bei euch, Bendix.«
    »Aber keine solche. Das ist keine Krise in der Zeit, sondern eine Krise der Zeit. Wir haben die Grenzen der Zeit immer weiter vorwärtsgeschoben, Trillionen und Abertrillionen Jahre nach vorn, und in etwas mehr als vier Tagen werden wir wahrscheinlich ... das Ende aller Zeiten erreicht haben.«
    »Und das ist gar nicht gut, oder?«
    Bendix lachte. »Doch, doch, das ist völlig in Ordnung. Irgendwo muss die Zeit ja aufhören. Aber es gibt ein Problem mit dem Mechanismus, mit dessen Hilfe wir das

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