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Irgendwo ganz anders

Irgendwo ganz anders

Titel: Irgendwo ganz anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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nervös auf mich wartete, und es dauerte nur wenige Minuten, bis wir zur KlavierEinsatzRiege zurückgekehrt waren.
     
    Als wir die KlavierEinsatzZentrale betraten, herrschte das blanke Chaos. Warnleuchten blinkten, Signaltöne schrillten und der Kontrolltisch war übersät mit flackernden Lichtern. Ich beruhigte mich – wenn man das Wort bei einen solchen Tumult überhaupt benutzen kann –, als ich feststellte, dass Roger und Charles zurückgekehrt waren und versuchten, in das Netzwerk der Klavierverteilung einen Anschein von Ordnung zurückzubringen.
    »Ich brauche den Thürmer aus Agnes Grey «, schrie Roger, »und dann wird er mit einem nicht funktionstüchtigen Streicher ausgetauscht ...«
    »Was zum Teufel geht hier vor, Thursday?«
    Das war Commander Bradshaw, und er sah nicht glücklich aus.
    »Ich weiß nicht. Als ich ging, war alles in Ordnung.«
    »Sie sind gegangen !«, fragte er ungläubig. »Sie haben die KlavierEinsatzZentrale unbeaufsichtigt gelassen?«
    »Ich bin gegangen, weil –« Aber ich sprach meinen Satz nicht zu Ende. Ich war verantwortlich für meine Lehrlinge und für das, was sie taten oder nicht taten. Ich hatte einen Fehler gemacht. Ich hätte Bradshaw zur Verstärkung rufen oder jemand anderen in Fata Morgana schicken sollen. Ich holte tief Luft.
    »Es ist nicht zu entschuldigen, Sir. Ich habe es vermasselt. Es tut mir leid.«
    »Leid?« , wiederholte Bradshaw. »Das ist alles? Es tut Ihnen leid? Ich habe einen toten Sherlock Holmes am Hals, und da glaubt eine Ihrer idiotischen Kadettinnen plötzlich, sie könnte sich zur Göttin aller Pianos aufschwingen.«
    »Was hat sie getan?«
    »Wenn Sie Ihrer Aufsichtspflicht nachgekommen wären, wüssten Sie das!«
    »Langsam, langsam«, gab ich ärgerlich zurück. »Es ist meine Schuld und ich muss die Sache ausbaden, aber ich möchte wissen, was sie getan hat, bevor ich ihr ein für alle Mal das Grinsen aus dem Gesicht wische.«
    »Sie ist auf die Idee gekommen«, sagte er langsam und mit großer Selbstbeherrschung, »in Ihrer Abwesenheit die Verteilung der Klaviere in eigener Regie durchzuführen. Jeder einzelne Verweis auf ein Klavier bei Melville, Scott und Defoe ist gestrichen worden.«
    »Was?«, sagte ich, drehte mich um und erblickte schließlich Thursday1–4 auf der anderen Seite des Raumes, wo sie mit verschränkten Armen stand und so tat, als könnte sie kein Wässerchen trüben.
    »Wie ich schon sagte. Und wir haben weder die Zeit noch die Klaviere, um sie zu ersetzen. Aber das ist noch nicht das Schlimmste.«
    »Es wird noch schlimmer?«
    »Aber sicher. Aus einem Grund, der nur ihr selbst bekannt ist, hat sie in Jane Austens Emma ein Broadwood-Klavier gestellt. Direkt in Miss Bates’ Wohnzimmer.«
    »Haben sie es bemerkt?«
    »Klaviere sind normalerweise nicht zu übersehen. Kaum war es aufgetaucht, begannen die Spekulationen, woher es wohl stammt.
    Miss Bates und Mrs Cole sind davon überzeugt, dass es von Colonel Campbell kommt, während Emma glaubt, es kommt von Mrs Dixon. Mrs Weston neigt eher zu der Annahme, dass es Mr Knightley war, aber Mr Knightley glaubt, es ist von Frank Churchill. Ein ziemliches Durcheinander. Da stimmen Sie doch sicher zu?«
    »Können wir es rausholen?«
    »Es hat sich inzwischen fest etabliert. Ich werde Churchill dazu bringen, die Verantwortung zu übernehmen. Dann dürfte der Schaden nicht allzu groß sein. Aber es ist Ihre Schuld, Thursday, und ich habe keine andere Wahl: Ich muss Sie von Ihren Pflichten bei Jurisfiktion entbinden und ein Disziplinarverfahren einleiten.«
    »Lassen Sie uns die Sache ins richtige Licht rücken, Bradshaw. Ich weiß, dass ich die Verantwortung trage, aber es ist nicht meine Schuld. Und außerdem waren Sie es, der mir diese Aufgabe übertragen hat. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich es nicht kann.«
    »Also ist es meine Schuld, wie?«
    »Teilweise.«
    »Hm«, erwiderte Bradshaw und seine Schnurrbarthaare sträubten sich ärgerlich. »Ich werde den Einwand bedenken – aber Sie sind trotzdem suspendiert.«
    Rasch zeigte ich mit dem Daumen auf Thursday1–4. »Und was ist mit ihr?«
    »Sie ist Ihr Lehrling, Thursday. Sie regeln das.«
    Er holte tief Luft, schüttelte den Kopf und wurde für einen Augenblick weich. Ich solle auf mich aufpassen, meinte er und ging. Ich teilte Thursday5 mit, dass wir uns im GattungsRat treffen würden, und winkte Thursday1–4 in den Korridor.
    »Was zum Teufel hast du damit bezweckt?«
    »Warum regen Sie sich eigentlich so auf?«, sagte

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