Irische Hochzeit
hatte sie sich geliebt gefühlt, obwohl sie wusste, dass es nie zu einem guten Ende führen würde.
Isabel ballte die Fäuste, um sich von den Lederriemen zu befreien. Sie ließen sich nicht lösen. Donal war gegangen und sprach jetzt leise mit seinen Männern: Wahrscheinlich entschied er über ihr Schicksal. Der Stiefel hob sich von ihrem Nacken, und sie holte tief Luft. Vorsichtig richtete sie sich ein wenig auf, sorgsam darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie warf einen Blick zu der am nächsten stehenden Hütte. Männer tauchten aus ihr auf, die Schwerter und Kampfäxte trugen. Durch den offenen Eingang konnte sie noch mehr Waffen im Innern aufgereiht sehen. Aber sie waren zu weit weg, um sie erreichen zu können.
Ihre Fußknöchel waren nicht so fest zusammengebunden wie ihre Hände. Zähneknirschend bewegte sie erneut die Füße und versuchte, die Riemen zu lockern. Die Luft wurde kühler, und der nachmittägliche Himmel bedeckte sich mit dicken Regenwolken. Der schwere Duft der Erde stieg ihr in die Nase. Sie warf einen Blick auf das Torhaus. Sie wusste nicht, ob sie bis zum Einbruch der Nacht warten oder versuchen sollte, früher zu flüchten.
Keiner wird nach dir suchen, höhnte eine innere Stimme.
Ein Meer von Normannen ergoss sich über sein Land. Ihre Rüstungen schimmerten wie ein See aus Silber. Patrick ließ den Blick über die Truppen schweifen und bemerkte die Offiziere und Edelmänner, die hinter den anderen zurückblieben. Unter ihnen würde auch Thornwyck sein.
Patricks Gedanken wandten sich von der drohenden Invasion ab, hin zu dem Mann, der seine Frau gestohlen hatte. Wenn Donal Ó Phelan Isabel etwas angetan hatte, würde er ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen.
Eine Bewegung weckte ihn aus seiner Versunkenheit. Er richtete den Blick erneut auf das feindliche Heer. Würden sie noch einmal angreifen? Oder würden die Normannen sie in Frieden lassen? Ihm war, als läge das Schicksal seines Stammes in der Hand eines anderen Mannes. Ihn ärgerte diese Hilflosigkeit. Er wollte Herr der Situation sein.
„Wir müssen erfahren, was Strongbow vorhat“, sagte Patrick ruhig zu Trahern. Die Normannen versammelten sich in einiger Entfernung und rückten dann gegen den Ringwall vor.
Sein Bruder warf ihm einen Seitenblick zu. „Du weißt doch, warum sie hier sind. Um das zu beenden, was sie vor einem Jahr anfingen.“
„Möglich.“ Er vermutete das auch. Und doch – Thornwyck hatte geschworen, dass die Normannen Laochre nicht anrühren würden, solange er mit Isabel verheiratet wäre. Er blickte über das Land, über seine angriffsbereiten Feinde, und machte sich doch nur Sorgen um seine Frau. Die unsichtbaren Fesseln der Stammestreue würgten ihn, er wünschte sich nichts mehr, als nach ihr zu suchen.
Er hatte Isabel geschworen, sie vor Schaden zu bewahren. Und je länger er hier verweilte, desto mehr schwand seine Chance, sie zu retten. Wenn Thornwyck das Verschwinden seiner Tochter entdeckte, würde sich sein Zorn über dem Stamm der Mac Egans entladen.
Eine große Anzahl Männer bewachte die Burg Laochre, Normannen wie auch Iren. Eine geisterhafte Stille lag über diesem Nachmittag, wie die Stille vor einem Sturm.
Ein Jahr zuvor hatte Patrick wie der Teufel gegen diese Normannen gekämpft. Die Klinge seines Schwertes hatte sich durch das Fleisch seiner Feinde gefressen. Und dann hatte er Uilliam gesehen, der mit all seiner Kraft gegen vier Männer focht. Obwohl er seinem Bruder zu Hilfe geeilt war, war er zu spät gekommen.
War es auch schon zu spät für Isabel? Seine Sorge wuchs. Unruhig ging er auf und ab. Jeder Schritt drückte sein Bedürfnis aus loszustürmen, um sie zu suchen.
Wenn er ihr folgte, konnte das sehr gut den Tod bedeuten. Ó Phelan wollte Laochre um jeden Preis. Patrick blieb einen Moment stehen und betrachtete sein Volk. Seite an Seite stellten sie sich dem Feind entgegen. Selbst die normannischen Frauen und Kinder wechselten besorgte Blicke mit den Frauen seiner Sippe.
Sie waren zu einer Einheit geworden, die gegen einen gemeinsamen Feind stand. Isabel hatte recht gehabt. Obwohl er es jetzt mit eigenen Augen sah, konnte er es kaum glauben. Sogar wenn Strongbows Streitkräfte einen Angriff versuchten, seine Leute waren bereit. Auch wenn ihm etwas zustoßen sollte, würden sie den Angriff aushalten.
Er winkte einen der Stalljungen herbei und gab Befehl, sein Pferd zu holen. Dann ging er zu Trahern und Ruarc, die die Armee erwarteten. Sein Cousin
Weitere Kostenlose Bücher