Irische Hochzeit
bei der Schulter und half ihm auf. „Ich nehme deine Entschuldigung an.“
Ruarcs Gesicht war die Erleichterung anzusehen. Mit hängenden Schultern meinte er noch: „Ich würde verstehen, wenn du befiehlst, dass ich Laochre verlasse.“
„Nein, du gehörst zu diesem Stamm.“ Diese Worte waren die Absolution.
„Keiner zweifelt daran, wer hier der wahre König ist. Oder die wahre Königin.“ Schweigend fielen die Männer vor Patrick auf die Knie, auch die Normannen. Die Einigkeit der Männer zu sehen, beschämte Patrick.
„Steht auf“, befahl er. „Ich nehme die Bezeugung eurer Treue an.“
Er ging zum Rand des Ringwalls, wo Sir Anselm und Sosanna standen. „Habt Ihr Isabel gesehen? Sie wird vermisst.“
Der Normanne schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht.“
„Ich aber.“ Sosannas Stimme klang rau, weil sie sie so lange nicht benutzt hatte. Sie wischte sich die Tränen ab, und Patrick fragte sich, was ihr am Ende ihre Sprache zurückgegeben hatte. „Sie nahmen sie mit. Connor ist ihnen gefolgt.“
Patrick wurde es eiskalt. Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Der Anführer der Ó Phelans würde mit Isabel kein Erbarmen haben, nicht, nachdem sie ihren Pfeil auf ihn abgeschossen und somit gedemütigt hatte. „Wir müssen die Männer zusammenrufen, um sie zurückzuholen.“
Der Kommandant nickte. „Ich werde mit ihnen sprechen.“
Patrick blieb noch einen Moment, um mit seiner Cousine zu reden. „Ich bin froh, dass du wieder sprichst.“
Sosanna sah auf den am Boden liegenden Ó Phelan, der von Sir Anselm getötet worden war. „Er ist tot, Gott sei Dank.“
„Keiner wird dir etwas tun“, versprach Anselm. Sosanna kehrte in seine Arme zurück, und plötzlich wurde Patrick klar, dass kein Normanne seine Cousine entehrt hatte, sondern ein Mann des feindlichen Stammes.
Sogar Ruarc protestierte nicht gegen die Verbindung. Er senkte den Kopf und akzeptierte die Wahl seiner Schwester. Zu Anselm sagte er: „Sorge für ihre Sicherheit, oder ich reiß dich in Stücke.“
Anselm lächelte nur.
Patrick hatte vor, hinter Isabel her zu reiten und schritt gerade zu den Ställen, als von dem runden Turm eine Glocke erklang. Die tiefen Töne dieses warnenden Signals erklangen nur zu Zeiten großer Not.
Patrick eilte zum Torhaus und kletterte hinauf, um die Umgebung zu überblicken. Er erschrak bei dem Anblick, der sich ihm bot. Hunderte von Bogenschützen strömten ans Ufer, gefolgt von noch mehr Kriegern. Es sah aus, als wären es tausend normannische Eindringlinge.
Er bekreuzigte sich und sprach ein stilles Gebet für sein Volk und dessen Sicherheit. Strongbow, der Earl of Pembroke, hatte ihre Küste erreicht. Und nur der Himmel wusste, wie viel Blut vergossen werden würde.
Patrick starrte auf die Scharen unter sich, und ihm war, als ob ihn unsichtbare Ketten festhielten. Seine Frau Isabel war in der Hand seines Feindes, während es nur noch eine Frage der Zeit war, bis man seine Burg zerstörte.
Er hatte kein Recht, Isabel zu suchen. Sein Platz war hier bei seinem Volk, es ging um Leben oder Tod. Trotzdem ballte er voller Verzweiflung die Fäuste. Es war, als hätte der Feind ihm jeglichen Lebenswillen genommen und entzweigerissen.
Das Gefühl der Schuld quälte ihn, während er sich vorstellte, was Donal Ó Phelan Isabel antun würde. Und Isabel würde bestimmt nicht sanft und unterwürfig sein. Sie würde sich wehren, und der Stammesanführer würde sie töten.
Nur verschwommen nahm er war, dass seine Brüder Befehle schrien, man solle sich für den zu erwartenden Angriff bereit machen. Patrick umklammerte die hölzernen Balken, die das Torhaus stützten. Selbst als er seinen Platz einnahm, konnte er nur zum Horizont starren und an Isabel denken.
Er hatte bereits Uilliam verloren. Aber der Verlust seines Bruders war hiermit nicht zu vergleichen. Bilder traten vor sein inneres Auge, er sah Isabel tropfnass über den Kanal schwimmen, sah sie den Bogen heben und sich ihm im Kampf gegen den Feind anschließen.
Und wie sie ihn angesehen hatte, als sie sich liebten.
Die Vorstellung, sie einfach so gehen zu lassen, zerriss ihm das Herz. Es war ihm schmerzlich bewusst, dass es in diesem Moment sogar schon zu spät sein konnte.
21. KAPITEL
Als sie die Farben ihres Vaters sah, wollte Isabel laut schreien, doch Donal Ó Phelan presste ihr die Hand auf den Mund.
„Schrei, und ich breche dir den Kiefer“, drohte er.
Isabel zweifelte nicht, dass er es tun würde. Sie zwang
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