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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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ihre vertraute Waffe.
    „Ich will meinen Dolch wieder.“
    Er zuckte die Achseln. „Du bekommst ihn, sobald du mir gesagt hast, was ich wissen will.“
    „Ich sagte dir bereits, ich weiß nicht, wo Katherine ist.“
    „Das ist nicht der Preis für deinen Dolch.“
    „Was dann?“
    „Erzähl mir mehr über deine Schwester. Was wünscht sie sich? Womit kann ich sie beschenken, um ihre Gunst zu gewinnen?“
    Honora antwortete zunächst nicht. Zorn stieg in ihr auf, ihr Stolz war verletzt. Sie wollte ihm nichts über Katherine mitteilen, wollte ihn nicht in seinem Werben unterstützen.
    Aber nicht aus Eifersucht, redete sie sich ein. Nein, es war nur so, dass Ewan nicht der richtige Mann für Katherine war. Er war viel zu kämpferisch, zu hitzig für das sanfte Naturell ihrer Schwester.
    „Wie wär’s mit einem Tier?“, schlug er vor. „Vielleicht ein junges Kätzchen. Ich sehe keine Katze auf der Burg, vielleicht würde ihr das gefallen.“
    „Ja, eine junge Katze“, wiederholte sie gedehnt. Rache keimte in ihr auf. Gleichzeitig verdrängte sie ihr schlechtes Gewissen. Es geschah ihm ganz recht, wenn sie ihm einen Streich spielte, als angemessene Strafe dafür, dass er sie geküsst und ihren Dolch gestohlen hatte. Nicht genug damit, er hatte sich bei ihr auch noch nach Katherines Wünschen erkundigt, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
    „Ein Kätzchen hat ihr bislang keiner geschenkt“, fuhr sie fort.
    Oh Gott. Nun musste sie zur Beichte gehen. Zum Glück war Vater Louis so gut wie taub. Sie könnte ihm beichten, einen Mord begangen zu haben, und der Priester würde ihr die Absolution erteilen.
    Endlich ließ Ewan ihr Handgelenk los. „War das so schwer?“ Er zog den Dolch aus seinem Gürtel und reichte ihn ihr mit dem Knauf voran. „Lass ihn vom Waffenschmied prüfen, das Gleichgewicht stimmt nicht, der Griff ist zu schwer.“
    „Er wurde einmal erneuert.“ Ihr Gemahl Ranulf hatte ihn ihr in einem seiner Wutausbrüche entrissen und ins Feuer geworfen. Honora hatte geglaubt, ihn nie wiederzusehen, doch dann hatte sie ihn zu ihrem Erstaunen in ihrem Reisebündel gefunden, nachdem sie Ceredys verlassen hatte. Marie St. Leger hatte ihn wohl reparieren lassen, wobei Honora sich den Grund nicht erklären konnte. Sie war zwar dankbar, ihn wieder zu besitzen, konnte sich aber nicht wirklich mit dem großen Knauf anfreunden, den der Waffenschmied angebracht hatte. Der ursprüngliche schlankere Griff hatte besser in ihrer Hand gelegen.
    Honora steckte die Waffe wortlos in ihren Gürtel, entfernte sich und bemühte sich, ihren unerklärlichen Groll zu bezwingen. Was war nur an Ewan MacEgan, dass er sie so leicht aus der Fassung brachte? Als junges Mädchen war er ihr ständig auf die Nerven gegangen. Als erwachsene Frau fand sie ihn aufgeblasen und selbstgefällig.
    Und aufreizend gut aussehend und kraftstrotzend.
    Sie hatte große Lust, sich die Stirn an einer Steinmauer blutig zu schlagen, dann würde sie wieder zur Vernunft kommen. Sie brauchte keinen Mann wie ihn, sie brauchte überhaupt keinen Mann. Auch wenn ihr Vater noch so sehr darauf bestand, sie würde nie wieder heiraten.
    Aber wenn sie sich ihm widersetzte, würde Nicholas sie zwingen, Ardennes zu verlassen und nach Ceredys zurückzukehren. Allein der Gedanke ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie war noch nicht dazu bereit. Nicholas weigerte sich, ihr Soldaten zur Verfügung zu stellen, um John zu entmachten, und sie hatte nicht die Mittel, um Söldner anzuwerben.
    Vor zwei Monaten hatte sie versucht Soldaten anzuwerben, um gegen John zu kämpfen und ihr die Rückkehr nach Ceredys zu ermöglichen. Aber sie hatte die bittere Erfahrung machen müssen, dass Söldner keine ehrenhaften Männer waren. Sie hatten sich von ihr bezahlen lassen – und waren dann verschwunden. Ihre Naivität war ihr teuer zu stehen gekommen.
    Nein, sie brauchte ehrenhafte Krieger. Aber auch ehrenhafte Krieger forderten mehr Münzen als sie besaß.
    Den Vorschlag ihres Vaters, einen Adeligen mit einer Armee zu heiraten, hatte sie verworfen. Ein neuer Ehemann hätte kein Interesse daran, gegen John of Ceredys in den Krieg zu ziehen.
    Es gab niemanden, der ihr helfen würde.
    Wehmut und Verzweiflung ergriffen sie. Johns Großmutter Marie St. Leger hätte Rat gewusst, aber sie lebte nicht mehr. Sie war eine der klügsten Frauen, der Honora je begegnet war. Willensstark und energisch, voller Zorn gegen ihren eigenen Sohn, hatte Marie sie wie eine Tochter behandelt.

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