Irische Küsse
Mutter zu sein?
Ihrem Vater schien ihr Schweigen nicht aufzufallen. „Es ist Gottes Wille, Honora. Beim ersten Mal habe ich eine schlechte Entscheidung für dich getroffen. Deshalb erkläre ich mich bereit, dass du dir diesmal selbst einen zweiten Ehemann wählst. Du kannst ihn dir als Erste unter den Bewerbern aussuchen.“
„Aber diese Männer sind um Katherine willen gekommen“, wandte sie ein. Erwartete er etwa, die Brautwerber würden so mir nichts dir nichts ihre Meinung ändern? Das würde nicht geschehen. Sie wusste, wer sie war. Eine Frau mit einem hitzigen Gemüt, zu ungestüm und ungeduldig, um eine gute Ehefrau zu sein. Sie interessierte sich nicht für den Haushalt, nicht fürs Sticken und Weben, und schon gar nicht mochte sie Kleider flicken. Ihr Augenmerk galt der Verteidigung der Burg und der Ausbildung von Soldaten.
Sie schlang die Arme um sich, als wolle sie sich schützen. Eine zweite Heirat würde sie nur weiteren Demütigungen aussetzen, da sie einfach nicht zur Ehefrau taugte.
„Ich werde nicht wieder heiraten“, sagte sie leise, aber bestimmt.
Nicholas seufzte und schenkte sich Bier aus dem Krug nach. „Du brauchst eben den richtigen Mann in deinem Bett und ein Kind, das in dir heranwächst. Dann wirst du glücklich sein.“
Den richtigen Mann in ihrem Bett? Sie biss die Zähne aufeinander. Gern hätte sie ihrem Vater deutlich gemacht, wie sie darüber dachte. Wie sollte er wissen, welcher der Richtige für sie wäre?
Er besaß keine Ahnung. Er hatte sie mit dem ersten Mann verheiratet, der um ihre Hand angehalten hatte. Ihr Magen rebellierte in Erinnerung an ihre schreckliche Ehe.
„Du kannst mich nicht zur Heirat zwingen.“
„Nein. Aber ich kann dich zwingen, nach Ceredys zurückzukehren.“ Nicholas leerte seinen Becher, überzeugt von der Richtigkeit seiner Entscheidung. „Hier bist du mir nicht von Nutzen. Du hast eigenes Land, um das du dich kümmern musst.“
Sie verzichtete auf den Einwand, dass ihr nie gestattet war, sich um ihren Besitz zu kümmern. Sie war wie eine Gefangene gehalten worden, nicht wie eine Ehefrau.
„Aber ich will nicht herzlos sein, Honora“, fuhr ihr Vater fort. „Wenn du ein Auge auf einen Mann geworfen hast, werde ich dafür sorgen, dass du noch vor Katherine heiratest. Ewan MacEgan vielleicht?“ Ein listiges Lächeln flog über seine Gesichtszüge.
„Niemals.“ Die Ablehnung entfuhr ihr ohne ein Zögern. Ewan bewarb sich um Katherine. Er konnte sie nicht einmal leiden nach allem, was sie ihm in der Burg ihrer Pflegefamilie angetan hatte. „Ich sagte dir bereits, ich wollte seine Kammer nicht betreten. Es war ein Versehen.“
„Hmm.“ Ihr Vater schien nicht überzeugt zu sein. „Es sind noch sieben andere Männer gekommen, alle adeliger Herkunft.“
Er hörte ihr offenbar gar nicht zu. Sie versuchte es mit einer anderen Taktik. „Selbst wenn ich bereit wäre, mich wieder zu binden, so stellt meine Erbschaft eine weitere Schwierigkeit dar. Ein neuer Ehemann wäre gezwungen, mit mir auf Ceredys zu leben, gemeinsam mit John. Andernfalls müsste er den Anspruch auf die Ländereien an ihn abtreten.“
Sie selbst würde lieber sterben, als mit John St. Leger unter einem Dach zu wohnen.
„Das stimmt. Aber so ist es nun einmal in der Ehe. Ich habe deine Mutter wegen ihrer Ländereien in England und der Normandie geheiratet.“
„Ich habe einmal aus Pflichtbewusstsein geheiratet. Ein zweites Mal tue ich es nicht.“ Honora presste entschlossen die Lippen aufeinander.
Das Gesicht ihres Vaters verdunkelte sich, ihre Halsstarrigkeit machte ihn zornig. „Doch, du wirst. Ich lasse Katherine erst heiraten, nachdem du einen Mann gefunden hast.“
Seine Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. Warum verlangte er das von ihr? Was versprach er sich von seiner Hartherzigkeit?
„Das ist ungerecht, Vater.“ Honora sprach ruhig, gab sich den Anschein von Sanftmut, so wie er sich seine Tochter wünschte. Aber in ihrem Inneren tobte ein wilder Aufruhr.
„Ich gebe morgen ein Festmahl“, verkündete ihr Vater. „Und ich erwarte deine Anwesenheit. Die Bewerber werden im Turnier gegeneinander antreten und sich zu unserer Unterhaltung in den Kampfkünsten messen.“
Gütiger Himmel. Nur das nicht. Sie hatte nicht die geringste Lust, zusehen zu müssen, wie die Männer um ihre Schwester herumscharwenzelten. Verlangte Nicholas von ihr, neben Katherine auf dem Podium zu sitzen, in der Hoffnung, einer davon würde um ihre Gunst bitten?
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