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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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du hier zu suchen?“, wollte Ewan wissen. „Dein Platz ist an der Tafel deines Vaters. Oder hast du vergessen, dass du dir einen Gemahl wählen sollst?“
    „Das habe ich nicht vergessen.“ Doch plötzlich nagten Gewissensbisse an ihr für das, was sie gerade getan hatte. Sie blickte verlegen auf den bewusstlosen Beaulais im Gras und hielt den Ast wie ein Schwert. Unter den Ärmeln ihres Bliauts zeichneten sich die Muskelstränge ihrer Arme ab.
    Ewan stand breitbeinig vor ihr, Wassertropfen perlten von seinem nackten Oberkörper, die nassen Hosen klebten an seinen kraftvollen Schenkeln. Honoras Augen wanderten von seinen Füßen die Beine nach oben bis zu seinem flachen Bauch, bevor sie seinem strengen Blick begegnete.
    „Hör auf, mir nachzulaufen, Honora“, warnte er.
    Sie presste die Lippen aufeinander, ihre Augen schossen grüne Blitze. „Ich bin dir nicht nachgelaufen. Ich habe deine undankbare Haut gerettet.“
    Undankbar? Er brauchte ihre Hilfe nicht. Hielt sie ihn etwa immer noch für den spindeldürren sechszehnjährigen Knaben, der sich nicht zu verteidigen wusste? Was dachte sie sich eigentlich dabei?
    Ewan trat einen Schritt näher, und Honora hob den Ast, als wolle sie zuschlagen.
    „Denk nicht einmal daran.“ Er riss ihr den Ast aus den Händen, zerbrach ihn über dem Knie und warf die Stücke weg. „Geh zu deinem Vater, Honora. Ich bin kein Mann für dich.“
    „Ich würde dich nicht wollen, und wenn du der letzte Mann in ganz England wärst.“ Mit einem vernichtenden Blick raffte sie die Röcke und floh.
    Voller Zorn sammelte Ewan Waffen und Kleidung zusammen und stieg über den bewusstlosen Beaulais hinweg. Wieso hatte sie sich eingemischt? Wenn Beaulais sie entdeckt hätte, hätte er sie vermutlich angegriffen und verletzt.
    Verfluchtes Frauenzimmer. Nichts hatte sich in den fünf Jahren geändert. Sie hatte kein Vertrauen zu ihm, aber Ewan dachte nicht im Traum daran, ihr sein Kampfgeschick zu beweisen. Nach dem heutigen Sieg hatte er das auch nicht nötig.
    Verärgert warf er einen letzten Blick auf den bewusstlosen Mann zu seinen Füßen. So wie es aussah, hatte er sich dank Honora einen weiteren Feind gemacht.
    Ewan teilte sich einen Holzteller mit Katherine und schob ihr die saftigsten Stücke gebratenen Fasans und geräucherten Lachses zu. Der Baron hatte keine Kosten für das üppige Festmahl gescheut, und Ewan aß mit großem Appetit. Die würzige Fleischpastete mit gerösteten Mandeln hatte es ihm besonders angetan. Das köstliche Essen ließ ihn den Wundschmerz in seinem Arm beinahe vergessen.
    Dennoch war er ein wenig beunruhigt wegen Beaulais. Der Mann würde mit Sicherheit Vergeltung üben, die Frage war nur wann.
    „Wie ich sehe, habt Ihr Euren Appetit nicht verloren“, bemerkte Katherine. Es war ein Versuch, ihn in ein Gespräch zu ziehen.
    „Darf ich Euch noch etwas von dem wunderbaren Fisch vorlegen?“, fragte er. Katherine schüttelte verneinend den Kopf.
    Er widmete der jüngsten Tochter des Barons zwar seine volle Aufmerksamkeit, war sich aber auch Honoras Gegenwart zu seiner Linken bewusst. Er bemühte sich, auch sie höflicherweise ins Gespräch einzubeziehen, spürte allerdings ihren unterschwelligen Missmut hinter ihrer verschlossenen Miene.
    Kurze Zeit später betrat Beaulais die Halle, den Kopf mit einem Leinenstreifen verbunden, und setzte sich zu den anderen Bewerbern an einen langen Tisch unten in der Halle. Er durchbohrte Ewan mit einem hasserfüllten Blick, den dieser unverwandt erwiderte. Ewan wollte ihn dadurch zwingen, wegzuschauen.
    Stattdessen zog der Edelmann seinen Dolch und ließ die Klinge im Schein der Fackeln aufblitzen, eine deutliche Drohung in Richtung des jüngsten MacEgans.
    Hoffentlich war Honora nicht so leichtfertig, Beaulais zu gestehen, dass sie ihn niedergeschlagen hatte. Der normannische Lord würde es gewiss nicht hinnehmen, von einer Frau außer Gefecht gesetzt worden zu sein. Ewan würde mit der Wut des Mannes fertig werden, bei Honora war er sich nicht so sicher. Sie war einfach zu waghalsig.
    Ein Barde stimmte eine muntere Weise auf seiner Harfe an, die allgemeine Laune lockerte sich, die Gäste unterhielten sich angeregt. Ewan achtete nicht länger auf Beaulais’ Drohgebärden, nahm eine Walderdbeere aus der Holzschale und bot sie Katherine mit einem Kompliment über ihre Schönheit an. Als sie die herrlich süß aussehende Frucht errötend annahm, streifte Ewans Ellbogen versehentlich Honoras Arm. Sie zuckte zurück, als

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