Irische Küsse
seitlich auswich. Sein Griff um den Schwertknauf lockerte sich einen kurzen Moment, aber er packte sofort wieder zu.
Seine rechte Gesichtshälfte und seine Schulter waren mit Morast beschmiert, als er zurückwich, um sich zu sammeln und auf den richtigen Moment zu warten. Sir Ademar schwang seine Waffe nach unten, Ewan parierte den Schlag und machte gleichzeitig einen Ausfallschritt nach vorne, um seinem Kontrahenten zwischen die Beine zu treten.
Ewan hörte die anfeuernden Rufe der Zuschauer, die Sir Ademar galten. Blut floss seinen Arm entlang, aber er spürte keinen Schmerz.
Mit aller Kraft hob Ewan den Schild, um den nächsten Hieb abzuwehren, dann schwang er blitzschnell sein Schwert und stieß zu. Die Spitze der Klinge berührte beinahe die ungeschützte Kehle des Gegners.
„Halt!“, befahl die gebieterische Stimme von Lord Ardennes.
Ewan tat, was von ihm verlangt wurde, doch im nächsten Moment zielte die Klinge des Ritters auf seinen Magen. Ewan stieß einen wilden Fluch aus. Er hatte nicht gewonnen.
Der normannische Ritter lächelte, trat einen Schritt zurück und steckte sein Schwert in die Scheide. „Unentschieden, MacEgan.“
Ewan nickte zähneknirschend. Er hatte sich fest vorgenommen, Katherine seine Kampfkunst zu beweisen. Er hatte zwar nicht verloren, aber er war auch nicht als strahlender Sieger aus diesem Gefecht hervorgegangen.
In düsterer Stimmung näherte er sich dem Podium, Sir Ademar neben ihm, dessen Rüstung gleichfalls mit Lehm bespritzt war.
„Ihr habt gut gekämpft, Sir Ademar.“ Katherine lächelte und sprach danach Ewan das gleiche Lob aus.
Lord Ardennes hob die Hand. „Es ist Zeit für das Festmahl. Da Ihr den Sieg über die meisten Kämpfe errungen habt, MacEgan, sollt Ihr zwischen meinen Töchtern an der Hochtafel sitzen.“
Es war zwar keine Zusage um Katherines Hand, aber immerhin eine große Ehre. Ewan sollte stolz darauf sein, doch im Augenblick stand ihm der Sinn nicht danach. Er fühlte sich nur verschwitzt, schmutzig und erschöpft. Seine blutende Wunde am Arm begann zu schmerzen.
Ewan bat den Baron um Erlaubnis, sich für kurze Zeit zurückziehen zu dürfen. Er brauchte Zeit, um seine Gedanken zu ordnen und sich zu säubern.
Die Bitte wurde ihm gewährt, und er schlenderte durch das Buchenwäldchen zum nahen Bach.
Der Kampf hatte ihn aufgewühlt, den er um Haaresbreite verloren hätte. Ewan wischte sich das Blut vom Arm und verzog das Gesicht beim Anblick der klaffenden Wunde. Sir Ademar war ein würdiger Gegner, der nicht leicht zu besiegen war. Ewan musste noch härter trainieren, um zu siegen. Und wenn es bedeutete, jeden Tag länger zu üben, so sollte es denn sein.
Am Bach streifte er Wams und Tunika ab, kniete sich ans Ufer und tauchte Kopf und Arm ins eiskalte Wasser. Die Kälte stillte den Blutfluss, aber die Wunde musste genäht werden.
Er watete mit den Hosen ins Wasser, um sie zu säubern und wünschte, Kleider zum Wechseln mitgebracht zu haben.
Ein Rascheln am Ufer ließ ihn herumfahren. Gerald of Beaulais tauchte unter den Bäumen auf, seine Hand lag am Schwertgriff.
„Dein Umgang mit dem Schwert lässt zu wünschen übrig, Ire.“
Críost. Hatte er den Mann nicht im Ringkampf bezwungen? Und nun stand er halbnackt im Wasser, und seine Waffen lagen am Ufer.
„Immerhin habe ich Euch besiegt.“ Er näherte sich langsam dem Ufer, ging ein wenig in die Knie und griff nach einem Stein auf dem Grund des Baches. „Was wollt Ihr, Beaulais? Eine zweite Lektion im Ringkampf?“
Der Edelmann griff nach seinem Dolch im Gürtel. „Verlasst Ardennes und gebt Euer Werben um Lady Katherine auf.“
Metall blitzte silbern im Sonnenlicht auf, Ewan warf sich seitwärts ins Wasser. Der Dolch versank, und im nächsten Augenblick ging Beaulais zu Boden. Hinter ihm stand Honora mit einem dicken Ast in der Hand. Beaulais blutete aus einer Platzwunde an der Schläfe.
„Was in Gottes Namen hast du getan?“, brüllte Ewan und watete ans Ufer. „Hast du ihn etwa umgebracht?“
„Er war im Begriff, dich umzubringen.“
„Er warf den Dolch nach mir, um mich zu warnen. Ich war darauf gefasst und konnte ausweichen.“ Ewan näherte sich der leblosen Gestalt und stieß Beaulais mit dem Fuß an, der ein leises Stöhnen von sich gab. „Ich brauche weder dich noch einen anderen, um mich zu verteidigen.“
Honoras bleiches Gesicht wurde von Zornesröte überzogen. „Gut. Soll der nächste Kerl dich töten. Ich werde dabeistehen und zusehen.“
„Was hast
Weitere Kostenlose Bücher