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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Stolz in seiner Stimme ließ sie lächeln, der Riese wirkte gar nicht mehr so einschüchternd. „Ich wünsche Euch viel Glück.“ Zu ihrem eigenen Erstaunen meinte sie dies ehrlich.
    Ein Hornstoß erklang. Sir Ademar verneigte sich und begab sich zum Turnierplatz. Honora blieb zurück, während die Männer sich zum Kampf bereit machten.
    Als sie Sir Ademars Gegner erkannte, erstarb ihr Lächeln. Es war Ewan.
    Der normannische Ritter trug ein Kettenhemd, während Ewan nur ein leichtes gepolstertes Lederwams über seiner Tunika angezogen hatte. Lederschienen schützten seine Arme, in der Hand hielt er einen schweren hölzernen Schild. Er fing Honoras Blick auf und hob die Schutzwaffe zum stummen Gruß.
    Das hatte er auch schon getan, als sie noch Kinder waren. Das war lange her, dachte sie, und er hatte sie damals mit diesem Gruß verspottet, weil er kämpfen durfte und sie gezwungen war, ihm dabei zuzuschauen. Diesmal aber schien er ihr damit seine Achtung zu erweisen.
    Es gab tausend Gründe, warum es ihr einerlei sein sollte, wer das Turnier gewann, aber sie entsann sich des schlaksigen Knaben, der Ewan einst gewesen war. Damals war er ihr Freund, der ihr beigebracht hatte, was er von seinen Fechtmeistern gelernt hatte, obwohl es verboten war.
    All ihre guten Wünsche für Ademar waren vergessen, denn in Wahrheit wollte sie Ewan als Sieger sehen.
    Honora eilte zum Podium zurück, von dort konnte sie das Kampfgeschehen besser verfolgen. Als sie an einem niederen Gesträuch vorbeieilte, erspähte sie etwas Braunes.
    Sie bückte sich danach – und der Atem stockte ihr. Halb verborgen im Gras lag die Schatulle, die aus der Burgkapelle entwendet worden war.

4. KAPITEL
    Bis zum Beginn des nächsten Fechtgangs blieb noch etwas Zeit. Ewans Muskeln schmerzten, Schweiß mischte sich mit Blut. Ein Streich hatte ihn quer über den rechten Oberarm getroffen, dem er keine Beachtung schenkte. Sein Kampfgeist war ungebrochen, er wollte den Sieg erringen. Vor ihm lag nur noch eine Runde.
    Honoras Warnung hallte in seinem Kopf wider. Pass auf den Handwechsel auf! Er konnte zwar mit der rechten wie auch der linken Hand kämpfen, favorisierte aber die rechte. Es erschien ihm allerdings ratsam, den Kampf rasch zu beenden.
    Ewan trank den Humpen Bier, den sein Bruder ihm reichte, und kam wieder zu Kräften. Das kühle Bier löschte seinen Durst, er brauchte nur noch einen Moment, um zu Atem zu kommen und sich innerlich auf den nächsten Angriff vorzubereiten.
    „Bisher hast du dich wacker gehalten“, sagte Bevan.
    Die seltenen Worte der Anerkennung hellten Ewans Stimmung auf. Sein älterer Bruder war mit Tadel schneller als mit Lob. „Aber noch nicht gut genug. Es geht um diesen letzten Triumph.“
    „Kämpfe mit deinem Verstand und verlass dich nicht nur auf deinen Arm. Und hör in Gottes Namen auf, auf deine Füße zu schauen.“
    Ewan unterdrückte ein Feixen. Diesen Fehler machte er seit Jahren nicht mehr, aber Bevan konnte es nicht lassen, ihn immer wieder darauf aufmerksam zu machen. „Der Baron sagt, es gibt einen Sonderpreis für den Sieger.“
    „Was immer es auch sein mag, mache ihn seiner Tochter zum Geschenk.“
    Ein guter Gedanke, wenn es sich um Gold oder Silber handelte. „Ich muss los.“ Er drückte Bevan den leeren Becher in die Hand und näherte sich dem Turnierplatz. „Auf in den Kampf!“
    Ewan warf einen flüchtigen Blick zum Podium hinüber. Katherine saß neben ihrem Vater, ein ängstliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Honoras Platz war leer.
    Das gefiel ihm nicht. Fühlte sie sich nicht wohl? Sie hatte während des gesamten Turniers seltsam angespannt gewirkt. Sein Blick wanderte durch die Menge zu den anderen Teilnehmern. Niemand fehlte, nur sie.
    Wieso war sie ausgerechnet jetzt gegangen? Honora liebte den Schwertkampf. Er machte noch einmal kehrt, um sie zu suchen, als sie plötzlich aus einem Gebüsch auftauchte, in den Händen eine Holzschatulle.
    Ewan trat ihr in den Weg. „Geht es dir nicht gut?“
    Honora geriet ins Stolpern, und er griff nach ihrem Arm. „Nein, nein, es ist alles in Ordnung.“
    Ewan entspannte sich, wollte schon kehrtmachen, als sie ihm die Schatulle hinhielt.
    „Ich habe sie dort drüben unter der Hecke gefunden. Danach habe ich letzte Nacht gesucht.“
    „Die Schatulle, von der du gedacht hast, sie sei gestohlen worden?“
    „Sie wurde gestohlen“, widersprach sie gereizt. „Holzschatullen wachsen über Nacht keine Beine, um sich unter einem Gebüsch zu

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