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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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sagte ihr, dass es ihn erneut danach verlangte.
    „Was sollen wir tun?“, fragte sie, um ihn auf wichtigere Gedanken zu bringen und ihm die ausweglose Situation in Erinnerung zu rufen. „Die Verfolger lauern gewiss in einem Hinterhalt auf uns.“
    „Wenige Meilen entfernt befindet sich ein Dorf. Ich versuche, einen Fischer zu überreden, uns sein Boot zu leihen. Du bleibst hier und wartest auf mich.“
    Sie sollte allein in der Höhle bleiben? Nie im Leben.
    „Wir gehen gemeinsam“, hielt sie ihm entgegen.
    „Hier bist du in Sicherheit. Schließlich kennt John unser Versteck nicht.“
    „Denkst du etwa, du kannst dich davonstehlen, ohne von den Soldaten gesehen zu werden?“, fragte sie kopfschüttelnd.
    „Ich kenne Schleichwege und verstehe mich darauf, Feinde in die Irre zu führen, glaube mir.“
    „Wenn wir gemeinsam gehen, kann ich dir wenigstens den Rücken freihalten“, wandte sie ein. Hielt er sich etwa für unbesiegbar?
    Ewans Stirn verfinsterte sich. Ungeduldig gürtete er sein Schwert um. „Ich brauche deine Hilfe nicht, Honora.“
    „Wenn du denkst, du kannst mich hier einfach zurücklassen, MacEgan, irrst du dich gewaltig. Vergiss deinen Mannesstolz und lass dir von mir helfen.“
    Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und nahm sie bei den Händen. „Glaubst du vielleicht, ich bringe dich in Gefahr?“ Er strich ihr beschwichtigend über den Rücken. „Bitte warte auf mich. Hier bist du in Sicherheit.“
    Er behandelte sie wie ein unmündiges Kind, ein schwaches Geschöpf, das sich nicht zu wehren wusste. Er verlangte von ihr, sich in einer Höhle zu verkriechen, während er beherzt in den Kampf zog. „Würdest du umgekehrt auch so handeln?“
    Er neigte den Kopf seitlich, schien ihre Frage nicht zu begreifen. „Was meinst du damit?“
    „Wenn du verfolgt wirst, würdest du dich verstecken und mich in den Kampf ziehen lassen?“
    „Das ist etwas völlig anderes. Du bist eine Frau.“
    Mit einer blitzschnellen Bewegung hielt sie das Heft seines Schwertes in der Hand. „Ich bin also eine Frau, wie?“, fauchte sie wütend. „Ich kann mit dieser Waffe genauso umgehen wie du.“
    „Aber du bist nicht so stark wie ein Mann.“
    „Was mir an Kraft fehlt, mache ich mit Geschick wett. Ich kämpfe ebenso gut wie jeder Soldat, und ich bin dir eine größere Hilfe, wenn ich dich begleite.“ Sie konnte diesen Sinneswandel nicht fassen. Wieso zweifelte er plötzlich an ihr?
    Ewan wollte sie küssen, aber sie ließ sich nicht beirren, obwohl ihr die Knie allein beim Gedanken an seine Zärtlichkeiten weich wurden.
    „Du würdest mich nur ablenken.“ Er versuchte sie zur Vernunft zu bringen. „Ich wäre ständig in Sorge um dich, ob dir Gefahr droht. Wenn du diesen Ort nicht verlässt, weiß ich dich in Sicherheit.“ Er rüttelte sie sanft an den Schultern. „Bitte bleib in der Höhle und warte auf mich.“
    Seine herablassende Art erzürnte sie. Sie war kein gehorsames Hündchen, das brav auf seinem Platz verharrte und auf sein Herrchen wartete. Nein. Sie war es endgültig leid, sich ständig Vorschriften machen zu lassen, wie sie sich zu verhalten hatte. Sie war fest entschlossen, Ewan zu helfen, ob ihm das passte oder nicht.
    Allerdings verhielt sie sich diesmal klüger als je zuvor in ihrem Leben und gab sich den Anschein, als ob sie mit seinen Forderungen einverstanden wäre. Sie nickte mit gesenktem Kopf.
    Nachdem er die Höhle verlassen hatte, verschnürte sie ihre Habseligkeiten und schlich ihm hinterher. Mit einiger Mühe lud sie sich die schwere Last auf den Rücken und trat aus der Höhle. Das grelle Tageslicht blendete sie. Blinzelnd richtete sie den Blick hinaus aufs Meer.
    Fern am Horizont glaubte sie ein Boot zu erspähen. Eine Mischung aus Hoffnung und Beklommenheit stieg in ihr auf, als sie das Schiff scharf beobachtete. War es Einbildung oder näherte es sich tatsächlich dem Ufer? Zögernd machte sie ein paar kleine Schritte und suchte die Umgebung ab. Vielleicht war es tatsächlich einer von Ewans Brüdern, die ihn mit einem Boot abholen wollten, so wie er es behauptet hatte.
    Als sie nun die hohen Felsen der Steilküste in Augenschein nahm, setzte ihr Herzschlag aus. Oben auf einer Klippe entdeckte sie John of Ceredys in voller Rüstung auf seinem Hengst.
    Ewan hatte also wieder einmal recht. John würde niemals aufgeben, da er überzeugt davon war, sie kenne das Versteck des sagenhaften Schatzes. Besessen von diesem Gedanken würde er die Suche bis zu seinem letzten

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