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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Atemzug fortsetzen.
    Ihre Finger krallten sich in den Kalkfelsen, sie wich in den Schatten der Höhle zurück. Die Soldaten lauerten nur darauf, dass sie aus der Grotte kroch. Ihr unsteter Blick flog wieder hinaus aufs Meer. Das Schiff schien tatsächlich das Ufer anzusteuern, und sie überlegte fieberhaft, ob sie es erreichen könnte. Sie war bei Gott keine gute Schwimmerin, aber das Boot war ihre einzige Hoffnung auf Rettung.
    Plötzlich entdeckte sie Ewan, der sich ihr, eng an die Felswand gedrückt, näherte. Er winkte sie wütend zurück zum Höhleneingang. „Ich sagte doch, du sollst auf mich warten.“
    Sie überhörte seinen Vorwurf und flüsterte: „Da draußen segelt ein Boot Richtung Küste. Wir können versuchen, ihm entgegenzuschwimmen.“
    „Es ist das Schiff meines Bruders.“ Er nahm sie beim Ellbogen und führte sie in die Höhle zurück. „Bevan hat also Wort gehalten.“
    „Das ist unsere Rettung, nicht wahr?“
    „Vorausgesetzt, wir erreichen es vor Ceredys Angriff.“ Ewan lehnte sie gegen die Felswand und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Du hast dich in große Gefahr begeben, als du auf die nicht gerade schlaue Idee kamst, die Höhle zu verlassen. Dabei hatte ich dir gesagt, dass du auf mich warten sollst.“
    „Und ich sagte dir, ich verkrieche mich nicht wie ein Feigling. Ich kämpfe an deiner Seite, MacEgan, nicht in deinem Schatten.“
    Er starrte sie finster an. „Widersprich mir nicht, Honora.“
    Sie begegnete seinem düsteren Blick zornfunkelnd und reckte störrisch das Kinn. „Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, MacEgan.“ Geräusche von Pferdehufen, das Klirren von Rüstungen und barsche Männerstimmen näherten sich. Honoras Herz begann zu rasen. „Sie suchen bereits die Küste ab.“
    Ewan nickte mit zusammengepressten Lippen und nahm seine Hände von ihr. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn wir nicht fliehen, sitzen wir in der Falle.“ Er nahm sie bei der Hand und zog sie zum Höhleneingang.
    „Gib mir deinen Dolch, und wir kämpfen gemeinsam“, bat sie inständig.
    „Die Soldaten haben Pfeile und Bogen.“ Er schüttelte den Kopf. „Ohne Schild sind wir verloren. Warte, bis das Boot näher an der Küste ist, und schwimme dann hinaus. Berichte meinem Bruder, was geschehen ist. Er weiß, was zu tun ist.“
    „Wir könnten gemeinsam zum Boot schwimmen“, schlug sie vor.
    Ewan schien sie nicht zu hören. „Ich lasse mich von Ceredys festnehmen. Er wird versuchen, Lösegeld für mich zu verlangen oder mich gegen dich freizukaufen. Segle mit meinem Bruder nach Éireann. Er wird danach mit seiner Armee zurückkehren, um mich zu befreien.
    Der Vorschlag war nicht schlecht, aber Honora traute John nicht über den Weg. Dieser Unhold nahm keine Gefangenen. Er würde Ewan eher töten, als das Risiko einer Lösegeldforderung einzugehen.
    Nein, die Gefahr war zu groß. Sie mussten etwas Unerwartetes tun, etwas, das John zu sehr verblüffte, um rechtzeitig zu reagieren.
    Ein Gedanke nahm Form an, festigte sich zum Entschluss. Ewan würde keinen Gefallen daran finden. Es gab nur eine Lösung, um sicherzustellen, dass er ihr folgte. Sie musste den richtigen Augenblick abpassen. Und dieser Augenblick war gekommen.
    Bevor er sie daran hindern konnte, ließ sie ihre Last fallen und stürmte ins Freie.

16. KAPITEL
    Mit gerafften Röcken rannte Honora so schnell sie konnte über den Sandstreifen zum Meer. Das Wasser spritzte an ihr hoch, als sie sich durch die Brandung kämpfte, deren Sog ihr Tempo massiv einschränkte. Als ihr das Wasser bis zu den Schenkeln reichte, warf sie sich in die Wellen und begann zu schwimmen. Galoppierende Pferdehufe und das Brüllen von Männerstimmen mischten sich in das Tosen der Brandung. Sie tauchte in die Wogen und versuchte unter Wasser fortzukommen. Das nasse Kleid hing schwer an ihr und zog sie in die Tiefe.
    Als sie wieder hochkam, schnappte sie nach Luft und schluckte Salzwasser. Blankes Entsetzen drohte sie zu übermannen. Sie war nie eine gute Schwimmerin gewesen, doch jetzt hing ihr Leben davon ab, dass sie nicht aufgab. Sie rang wieder nach Luft, die Kälte drang ihr bis in die Knochen, ihre Kräfte drohten zu erlahmen, aber sie zwang sich, einen Rhythmus in ihren Bewegungen zu finden.
    Wenn sie das Boot nicht erreichte, war alles verloren. In ihrer Verzweiflung schlug sie plötzlich wie wild um sich, schluckte erneut Wasser und hustete. Dann, im nächsten Augenblick, wurde ihr Kopf ganz klar. Es ging um ihr Leben. Sie

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