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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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ihn zu grüßen, sie zauberten ein glückliches Lächeln auf Ewans Gesicht. Er war zwar nur einige Wochen fort gewesen, aber Éireann hatte ihm gefehlt. Und ein Blick in Honoras Augen sagte ihm, dass auch sie die Schönheit der Insel wahrnahm.
    Die Ringburg Laochre war kein schlichter Holzbau und konnte sich mit den unbezwingbaren Festungen aus Stein in England und der Normandie messen. Sein Bruder Patrick hatte die Burg mit hohen Mauern und Wehrgängen umgeben lassen. Ein tiefer, mit Wasser gefüllter Burggraben schützte die Anlage zusätzlich vor feindlichen Angriffen.
    Der Clan der MacEgans unterhielt seit jeher starke Bündnisse mit den Normannen, die es ermöglicht hatten, die Wirrnisse im Zusammenhang mit der Vorherrschaft von King Henry II. über Éireann schadlos zu überstehen. Den irischen Königen wurde gestattet, ihre Ländereien zu behalten, in erster Linie wegen ihrer Allianzen mit den normannischen Lords Thomas de Renalt und Edwin de Godred.
    Schon Ewans Vorfahren und auch seine Brüder hatten sich mit Frauen normannischer Herkunft verheiratet, die sich mühelos den Lebensformen der Inselbewohner angepasst hatten und sich ihrer Wurzeln kaum noch bewusst waren. Honora würde sich zweifellos gut mit ihnen verstehen.
    „Ist das die Burg, in der du zu Hause bist?“, fragte sie, während sie an Ewans Seite durch die Tore von Burg Laochre schritt.
    „Hier lebt mein Bruder, der König“, erklärte er. Ihre Bewunderung für die stattliche Festung machte ihn befangen, denn sein eigenes Heim war wesentlich bescheidener.
    Ewan bewegte sich mit schleppenden Schritten, um sich die Schmerzen seiner wund gelaufenen Füße nicht anmerken zu lassen. Immerhin begannen die Blasen an seinen Fußsohlen zu heilen, möglicherweise durch das Salzwasser. Jedenfalls sollte seine Familie nichts von diesen Blessuren wissen.
    Als sie den inneren Burghof betraten, drang eine weibliche Stimme, untermalt von Kinderlachen, zu ihnen herüber. „Ulliam, komm sofort zurück! Hörst du nicht, was ich dir gesagt habe?“
    Im gleichen Moment rannte Ewans achtjähriger Neffe über den Burghof, gefolgt von Queen Isabel. Als sie die Arme nach ihm ausstreckte, sprang der Knabe mit beiden Füßen in eine große Regenpfütze. Schmutzwasser bespritzte ihr Gewand und ihr Gesicht.
    Unvermittelt verstummte das Kinderlachen.
    „Nun reicht es aber, Ulliam.“ Ewan schüttelte mit strenger Miene den Kopf. Dann wies er mit dem Arm zum Wachturm neben dem Tor. „Deine Mutter wird ihn dort oben aufspießen.“
    Der Knabe machte ein verdutztes Gesicht. „Was wird sie dort oben aufspießen?“
    „Deinen Kopf, nachdem sie ihn dir abgerissen hat.“
    Isabel hatte ihren Sohn bereits am Arm gepackt. Mit weinerlichem Gesicht flehte der Knirps: „Aber a matháir , ich kann doch nichts dafür!“
    „Doch, du bist absichtlich in die Pfütze gesprungen. Und du wirst dich nicht nur bei mir entschuldigen, sondern auch bei der Dame, die in Begleitung deines Onkels ist.“ Sie schenkte Honora ein freundliches Lächeln und wechselte mühelos ins Normannische. „Ich bitte um Entschuldigung für das Benehmen des kleinen Bengels. Ich bin Isabel MacEgan.“
    Ewan warf Honora einen Blick zu. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie kein Wort von dem kleinen Wortwechsel verstanden hatte. Er sprach beide Sprachen fließend, da seine älteren Brüder ihn von Kindheit dazu angehalten hatten, Normannisch zu lernen.
    Augenblicklich legte er seinen Arm um Honoras Taille und lächelte seiner Schwägerin zu. „ Queen Isabel“, korrigierte er. „Dies ist Honora St. Leger of Ceredys, Tochter des Baron of Ardennes.“
    Honora wollte in einen höfischen Knicks versinken, doch Isabel wehrte heftig ab. „Bitte keine Förmlichkeiten. Mein Gemahl ist zwar König, aber ich bin lediglich seine Ehefrau.“
    Sie musterte die Besucher, die einen ziemlich verwahrlosten Eindruck machten. Ihre Kleidung war mittlerweile zwar wieder getrocknet, aber zerrissen und vom Salzwasser fleckig. Honora trug keinen Schleier, und ihr kurz geschnittenes Haar stand wirr in alle Richtungen.
    „Ihr wollt gewiss ein Bad nehmen und Euch nach der langen Reise erfrischen“, sagte Isabel einladend.
    Honora blickte beschämt an sich herab, registrierte den zerknitterten und verschlissenen Bliaut und fuhr sich verlegen durchs Haar, im vergeblichen Versuch, es zu glätten.
    Ewan fing den forschenden Blick seiner Schwägerin auf, dem er die Frage entnahm, ob Honora seine Braut war oder nicht. Er schüttelte

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