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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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in einem trockenen Holzverschlag gelagert hatte. Sein kleines Stück Land hatte er mit einer niederen Mauer aus Naturstein umgeben.
    Selbst wenn er das Vieh abtrat, würde es längst nicht reichen. Er brauchte mehr Silber, um Land zu erwerben und ein größeres Haus zu bauen.
    An einer Stelle war die Mauer abgebröckelt, und er machte sich daran, die Steine wieder aufzuschichten. Nach einer Weile schweißtreibender Arbeit war er damit fertig. Die körperliche Anstrengung half ihm, klarer zu denken und Pläne zu schmieden.
    Zu den Feiern der Mittsommernacht erwartete man Besucher der benachbarten Clans. Bei dieser Zusammenkunft wurde Tauschhandel betrieben, wurden Ehen geschlossen und Wettkämpfe ausgetragen. Den Siegern winkten Belohnungen, ein Silberpokal, vielleicht sogar ein Pferd. Wenn er einige der Wettkämpfe gewann, konnte er Honoras Kampf unterstützen.
    Er warf einen Blick auf seine bescheidene Hütte. Honora verdiente Besseres: Ein stattliches Haus und eine Armee, mit der sie John of Ceredys entmachten konnte.
    Ewan wünschte sich inständig, ihr das alles eines Tages bieten zu können.
    „Da drüben ist er.“ Ulliam MacEgan streckte sein dünnes Ärmchen aus und wies zu Ewan hinüber, der die letzten Handgriffe an der ausgebesserten Mauer anlegte. Honora schickte ein Dankgebet zum Himmel, denn ohne Ulliams Hilfe, der Normannisch verstand, hätte sie Ewans Behausung nie gefunden.
    Sie bedankte sich herzlich, und der Knirps blickte erwartungsvoll blinzelnd zu ihr auf. „Willst du nicht wieder nach Hause laufen?“, fragte sie.
    Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. „Onkel Ewan gibt mir immer einen Honigkuchen zur Belohnung, wenn ich ihm helfe.“
    „Das tut mir aber leid, ich habe keinen Honigkuchen“, entschuldigte Honora sich. „Aber vielleicht hat Onkel Ewan einen für dich.“
    Beim Klang ihrer Stimmen hob Ewan den Kopf, und Ulliam rannte ihm freudestrahlend entgegen. Ewan hob ihn hoch und drehte sich mit dem jauchzenden Kind im Kreis, das ihn mit einem gälischen Wortschwall überfiel. Während Ewan nach einer Belohnung für den Kleinen suchte, spürte Honora seine Verlegenheit, als schäme er sich für sein kleines Haus.
    Völlig grundlos, wie sie fand. Das Rundhaus aus dicken Kalksteinmauern war mit frischem Stroh gedeckt und erinnerte an die Rundhütten der Bauern in ihrer Heimat. Die Luft war mit einem Hauch nach verbranntem Torf geschwängert, und die Kühe muhten zufrieden. Hinter der Hütte befand sich ein kleiner Nutzgarten, in dem Zwiebelpflanzen in ordentlichen Reihen gediehen und Bohnen sich an dünnen Stangen hochrankten.
    Honora wartete nicht auf Ewans Einladung, sondern duckte sich unter dem niederen Türstock und trat ein. Ewan unterhielt sich weiterhin draußen mit Ulliam. Es war kühl und dämmrig in der Hütte, die aus einem einzigen Raum bestand. Der gestampfte Lehmboden war sauber gefegt. In einem Winkel stand ein schmales Bett mit einer Strohmatratze. In der durch Steine gesicherten Feuerstelle in der Mitte brannte ein kleines Feuer, dessen Rauch durch eine Öffnung im Dach abzog. In einem Holzregal an der Wand standen Eisentöpfe und Geschirr aus gebranntem Ton. Ansonsten gab es keinerlei Zierrat, wofür ein Mann ja auch keinen Blick hatte. Mit etwas Geschick einer weiblichen Hand ließe sich daraus ein gemütliches Heim machen. Sie setzte sich auf die Bank vor dem Tisch und schaute sich um. Nachdem Ewan den Kleinen mit einem Klaps auf den Po heimgeschickt hatte, trat er ebenfalls ein.
    „Hier wohnst du also?“, fragte sie.
    Er nickte knapp. „Nicht mehr lange. Eines Tages ziehe ich von hier fort.“
    Sie stand auf und trat zu ihm. „Warum? Ich finde es sehr behaglich.“ Ehrlich gestanden hätte sie lieber in einer kleinen Hütte gewohnt als in einer riesigen Festung. Denn hier würde sie niemand kritisieren, niemand würde ihr mangelndes Geschick in der Haushaltsführung beanstanden.
    „Spar dir dein Mitleid. Ich weiß selbst, wie armselig diese Hütte ist. Aber bald wird sich etwas ändern.“
    Glaubte er etwa, sie belüge ihn? Sie empfand kein Mitleid. „Warum sagst du das?“
    „Ich möchte der Frau, die ich einmal heirate und mit der ich eine Familie gründen möchte, etwas Besseres bieten.“ Er hob den Blick zu den Dachbalken, um sie nicht ansehen zu müssen.
    Ein Stich der Eifersucht durchbohrte sie. Aufbrausend fauchte sie: „Hast du dir schon eine Frau ausgesucht?“
    In seinen Augen loderte Verlangen auf. „Ich habe schon eine im

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