Irische Küsse
Sie ließen mich den ganzen Tag in dem Loch hängen und lachten jedes Mal, wenn sie an mir vorübergingen. Connor setzte mir sogar einen Gänseblümchenkranz auf den Kopf, den ich nicht mehr loswurde, weil ich die Arme nicht bewegen konnte. Der Mistkerl!“
„Und wer hat dich befreit?“
„Eine Küchenmagd erbarmte sich meiner. Aber Patrick ließ das Loch in der Mauer zur ewigen Erinnerung an meine Schmach.“
Nun konnte sie das Lachen nicht länger zurückhalten und schlang die Arme um ihn. „Ach, Ewan. Ich wünschte, ich hätte dich so gesehen.“
„Und ich bin froh, dass du mich nicht so gesehen hast.“ Er erstickte ihr Lachen mit einem Kuss, den sie erwiderte, während sie ihm an die Brust sank.
Ewan schob die Hände in die weiten Ärmel ihres Gewandes, bis seine Finger die Rundungen ihres Busens ertasteten.
Honora zog den Atem scharf ein, während er seine sinnliche Erkundung fortsetzte. Das sanfte Streicheln seiner Daumen über ihre Brustknospen löste eine unerwartete Hitze zwischen ihren Schenkeln aus. Sie unterdrückte ein lustvolles Stöhnen. Als sie seine Hand an ihrem nackten Bein spürte, war es um sie geschehen. Seine raue Handfläche, die ihren Schenkel nach oben glitt, jagte ihr prickelnde Schauer über den Rücken. Schließlich legte er seine Hand an ihren pochenden Schoß.
„Ich will mit dir zusammen sein“, raunte er heiser.
Sie war froh, dass er im Dunkel der Nacht ihre glühenden Wangen nicht sehen konnte. Obwohl sie sich verzweifelt nach ihm sehnte, durfte sie es nicht geschehen lassen. Sie schob ihn sanft von sich. „Ich weiß nicht, ob das klug wäre.“
„Nicht hier“, lenkte er ein und hauchte heiße Küsse an ihre Kehle. „Ich bringe dich zu meiner Hütte. Dort stört uns niemand.“
Nach Atem ringend versuchte sie, einen klaren Kopf zu bewahren. Ihre Vernunft kämpfte mit ihrem mächtigen Verlangen. „Dein Clan denkt, dass ich deine Braut bin, hab ich recht?“
Ewan nahm ihr Gesicht in beide Hände. „Mach dir um meinen Clan keine Sorgen. Nur was zwischen uns geschieht, ist wichtig.“
„Es gibt keine Hoffnung für uns“, flüsterte sie bang und lehnte ihre Stirn gegen die seine. „Jedes Mal, wenn ich in deinen Armen liege, bricht es mir das Herz. Und wir beide wissen, dass ich Éireann bald verlassen muss.“
Irgendwie schien es ihm zu gelingen, den Wall, mit dem sie ihr Herz umgeben hatte, Stück um Stück einzureißen. Wahrscheinlich würde sie sich bald ein Leben ohne ihn kaum noch vorstellen können. Sie sehnte sich nach nichts mehr, als in seinen Armen geborgen zu sein, seine Wärme zu spüren und zu wissen, dass er ihr gehörte.
„Niemand zwingt dich dazu“, murmelte er. „Du kannst bei mir bleiben.“
„Nein, Ewan“, widersprach sie und schmiegte sich an ihn. „Eines Tages wirst du eine Erbin mit Landbesitz heiraten. Wenn das geschieht, will ich nicht hier sein.“
Er hielt sie in den Armen, ohne ihr zu widersprechen. „Denk nicht an die Zukunft, Honora. Bleib einfach bei mir.“
Sie schloss die Augen, wollte an nichts denken, nur seine Nähe spüren. Aber dieses glückselige Zusammensein konnte nicht von Dauer sein.
Später brachte Ewan sie in das Schlafgemach, das Isabel ihr zugeteilt hatte. Es war ratsam, sie nach der langen und beschwerlichen Reise alleine zu lassen. Er sehnte sich zwar danach, sie zu trösten und an ihre Rundungen geschmiegt einzuschlafen, aber ihre warnenden Worte klangen in ihm nach.
Sie hatte recht. Je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto größer war die Gefahr, dass er sie enttäuschen würde. Sie war immer noch der Meinung, er beabsichtige, eine reiche Erbin zu heiraten, obgleich er die Idee längst aufgegeben hatte.
Er wollte nicht an eine Zukunft ohne Honora denken, aber es schien keinen Ausweg zu geben. Sie würde ihr Versprechen um jeden Preis einlösen, würde ihr Leben in Gefahr bringen, um ihren Leuten zu helfen, und nichts konnte sie daran hindern.
Es sei denn, er begleitete sie.
Die Vorstellung, dass sie das Schwert gegen John erhob, schlimmer noch, dass dieses Scheusal sie niederstach, war ihm unerträglich.
Die Morgensonne drang durch die offene Tür, und Ewan trat ins Freie. Nachdem er das Vieh versorgt hatte, machte er einen Rundgang um sein bescheidenes Anwesen.
Das Rundhaus war aus Kalkstein erbaut und mit einem spitz zulaufenden Strohdach gedeckt, der Boden bestand aus festgestampftem Lehm. Ein halbes Dutzend Kühe zermalmten zufrieden wiederkäuend das Korn, das er den Winter über
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