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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Silberplatten mit allen Köstlichkeiten, die Küche und Keller zu bieten hatten, bereit standen, erbleichte Honora. „Gütiger Himmel, das hätte ich nicht erwartet.“
    „Ein König pflegt üppige Festmähler zu geben.“ Ewan führte sie die Stufen zum Podium hinauf. Plötzlich stürmten Connors und Aileens Zwillingsknaben mit wildem Kriegsgeschrei unter der Hochtafel hervor und rannten die erschrockene Honora beinahe um. Ewan packte die beiden Lausbuben an ihren Tuniken und übergab sie ihrem Vater, der sich die strampelnden Bengel unter die Arme klemmte und an ihre Kinderfrau weiterreichte. „Zur Strafe gibt’s keinen Nachtisch.“
    Ewan führte Honora zur Mitte der Hochtafel, wo sie neben seinem Bruder Patrick sitzen sollte. Alle Blicke richteten sich neugierig auf die Fremde, gedämpftes Murmeln flog durch die Reihen.
    King Patrick stellte Honora als Ehrengast vor, wobei Ewan wusste, dass alle unterstellten, sie sei seine zukünftige Braut. Nur gut, dass sie die scherzhaften Anspielungen nicht verstehen konnte. In den Blicken las er Bewunderung für ihre Schönheit. Eine starke und tapfere Frau, für die es sich zu kämpfen lohnte, eine Frau, die jeder Mann gern zur Gemahlin nehmen würde. Und Ewan hatte nicht die Absicht, sie gehen zu lassen, um ihr Versprechen den Leuten von Ceredys gegenüber einzulösen.
    Als sie schließlich Platz genommen hatten, neigte Honora sich ihm zu und flüsterte: „Am liebsten würde ich weglaufen. Die Leute starren mich alle an.“ Ihr Atem hauchte warm an seine Wange, und Ewan spürte ein verräterisches Ziehen in den Lenden.
    „Dann lauf mit mir weg, wie du es versprochen hast, aber erst später am Abend.“ Er tastete unter dem Tisch nach ihrer Hand.
    Sie nahm einen tiefen Schluck Wein aus ihrem Kelch, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Sie wirkte verschüchtert und verloren in der fremden Umgebung, unter all den Menschen, die Gälisch redeten, einer Sprache, von der sie kein Wort verstand.
    „Ewan, hör auf, Honora mit Blicken zu verschlingen.“ Spöttisch wandte sich Connor an seinen jüngeren Bruder, wobei er Honora zuliebe Normannisch sprach. „Erzähl mir lieber die Geschichte, wie du es angestellt hast, normannischen Soldaten in die Falle zu gehen und von einer Frau gerettet zu werden.“
    Ewan bedachte seinen Bruder mit einem warnenden Blick, der ihm zu verstehen geben sollte, keine weiteren Fragen zu stellen. Honora sollte den Festschmaus genießen und keinem Verhör ausgesetzt werden. „Irgendwie scheine ich vom Pech verfolgt zu sein“, mehr sagte er nicht.
    Honora ergriff stattdessen das Wort und wandte sich an Connor. „Es war meine Schuld. Wir wurden von einem Dutzend Soldaten verfolgt, die es auf mich abgesehen hatten.“
    Da Patrick ihr auch aufmerksam zuhörte, richtete sie ihre nächste Frage an beide Männer: „Kannte einer von Euch meinen verstorbenen Gemahl Ranulf of Ceredys? Oder seinen Sohn John?“
    Ewan erwartete eine verneinende Antwort, doch Patrick nickte bedächtig. „Bedauerlicherweise musste ich vor Jahren die Bekanntschaft des Barons machen. Aber seinen Sohn kenne ich nicht.“ Seinem Tonfall und seiner Miene war deutlich zu entnehmen, dass er Ranulf keine Sympathien entgegenbrachte.
    „John behandelt seine Leute noch schlimmer als sein Vater“, erklärte Honora. „Er unterdrückt sie und lässt sie halb verhungern. Ich habe mir geschworen, nach Ceredys zurückzukehren und ihnen zu helfen.“
    „John ist also ganz nach seinem Vater geraten“, bestätigte Patrick.
    „Ja.“ Sie stocherte in ihren Speisen herum, und dann gestand sie kleinlaut: „Ich versuchte, Söldner anzuwerben. Aber die Männer stahlen mein Geld und machten sich aus dem Staub.“
    Söldner? Ewan drückte Honoras Hand unter dem Tisch. Er hatte nicht gewusst, dass sie zu dieser Maßnahme gegriffen hatte. Sie hatte Glück gehabt, dass die Kerle sie nur bestohlen und ihr nichts Schlimmeres angetan hatten.
    Patricks Miene verhärtete sich. „Ceredys zu entmachten würde Euren Leuten nichts helfen. Der König wird Eure Sache nicht unterstützen und Euch den Besitz der Ländereien verweigern. Hat der junge Baron einen Erben?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Doch selbst bei seinem Tod gingen Besitz und Titel an einen männlichen Nachkommen, sicher gibt es den einen oder anderen Vetter.“
    Honora umklammerte den Griff eines kleinen Dolches, mit dem sie ein Stück Fleisch abschnitt. „Aber ich kann die Menschen nicht im Stich

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