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Irische Küsse

Irische Küsse

Titel: Irische Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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gemeinsam den Weg entlang, als Connor unvermutet stehen blieb und eine Gruppe junger Mädchen finster beäugte. Darunter befand sich ein Mädchen, dessen langes dunkles Haar mit Bändern und Blumen geschmückt war.
    „Was gibt’s?“, fragte Honora.
    „Sie ist noch zu jung für so etwas“, knurrte Connor erzürnt.
    „Wer?“
    „Meine Tochter Rhiannon“, schnaubte er. Nun erst bemerkte Honora die jungen Burschen, die in einiger Entfernung herumlungerten und den Mädchen kecke Blicke zuwarfen. Und Connor machte ein Gesicht, als wolle er den Halbwüchsigen den Hals umdrehen.
    „Zu jung wofür?“
    Ein wilder Funke blitzte in seinen Augen. „Zu jung, um auch nur daran zu denken, mit den Burschen zu schäkern. Die Kleine ist erst dreizehn.“ Er legte die linke Hand an den Schwertgriff, und Honora bemerkte die Narben auf seinem Handrücken.
    Connor sah ihren erschrockenen Blick. „Keine Sorge. Erst wenn einer es wagen sollte, meiner Tochter zu nahe zu kommen, wird er Bekanntschaft mit meinem Schwert machen.“
    Honora entdeckte ähnliche Narben an seiner rechten Hand, die noch schlimmer entstellt war. Die Finger waren unnatürlich gekrümmt. „Was ist Euch zugestoßen?“
    „Ich wurde für ein Verbrechen bestraft, das ich nicht begangen habe. Gottlob rettete Aileen meine Hände … und mein Leben.“ Er hielt Honora die gespreizten Finger hin. „Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich wohl beide Hände verloren.“
    „Habt ihr noch Schmerzen?“
    „Nein. Sie sind zwar nicht mehr so hübsch wie mein Gesicht, aber ich kann so gut wie jede Arbeit verrichten und eine Waffe führen.“ Connor zwinkerte ihr zu, und sein Anflug von Heiterkeit beruhigte sie ein wenig. „Nun müsst Ihr mich entschuldigen, ich habe ein Hühnchen mit den Burschen zu rupfen.“
    „Damit demütigt Ihr Eure Tochter.“
    „Mag sein“, räumte Connor ein. „Aber sie behält ihre Unschuld.“
    Während er sich den jungen Männern näherte, verbarg sie ein Schmunzeln. In der Luft hing würziges Aroma nach frisch gebackenem Brot. Aus der Hütte des Schmieds drang das Klirren des Hammers, der auf den Ambos schlug. Das Johlen und Lachen spielender Kinder mischte sich mit dem Muhen der Kühe. Überall waren Aufregung und Vorfreude auf die morgige Sonnwendfeier zu spüren.
    Eine Schar Kinder veranstaltete Wettrennen, und vom Turnierplatz hörte sie, wie Stahl gegen Stahl schlug. Sie mochte dieses singende Geräusch.
    Auf einer Wiese übten sich vier Frauen im Bogenschießen, sie zielten auf runde, aus Stroh geflochtene Schießscheiben. Zwei Frauen stellten sich recht geschickt an und trafen zumindest den Rand der Scheibe, während die beiden anderen den Bogen jedes Mal zu tief anlegten; ihre Pfeile landeten in der Erde.
    Die Frauen hatten alle das Haar zu langen Nackenzöpfen geflochten, und sie trugen nur Untergewänder, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Als die beiden schlechten Schützinnen immer wieder die gleichen Fehler machten, konnte Honora sich nicht länger zurückhalten. Sie näherte sich einer Rothaarigen, vielleicht ein paar Jahre jünger als sie.
    „Verzeihung“, sagte sie. Die Angesprochene konnte sie nicht verstehen, verwirrt ließ sie den Bogen sinken. Honora wies auf diesen und fragte: „Darf ich mal versuchen?“
    Die junge Frau tauschte einige Blicke mit ihren Freundinnen, dann nickte sie. Honora nahm die Waffe zur Hand, befühlte das glatte Holz, prüfte die Bespannung. Es war ein guter Bogen. Sie legte einen Pfeil ein, spannte die Sehnen und schoss den Pfeil direkt in die Mitte der Zielscheibe.
    Die Frau lächelte und redete wie ein Wasserfall auf Gälisch auf sie ein. Honora gab ihr den Bogen zurück und korrigierte die Pfeilrichtung, eine Spur höher als das Ziel, das sie anvisierte.
    „Der Pfeil beschreibt einen Bogen, wenn Ihr ihn abschießt“, erklärte sie gestikulierend und kam sich ein wenig seltsam vor, in einer Sprache zu sprechen, die nicht verstanden wurde. Doch in diesem Augenblick näherte sich Connor und übersetzte. Die Rothaarige wagte es wieder, und diesmal traf der Pfeil die Strohscheibe. Sie strahlte übers ganze Gesicht, und Connor sagte: „Ich denke, Ihr habt Noreen zur Freundin gewonnen. Sie möchte, dass Ihr auch die anderen Frauen unterweist. Die messen sich morgen mit den Frauen des Ó Phelan-Clans im Bogenschießen. Wenn Ihr ihnen helft, den Sieg zu erringen, stehen sie in Eurer Schuld.“
    Honora lächelte in die Runde und nickte. Noreen nahm sie bei der Hand und stellte sie den

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