Irische Liebesträume
hinaus. Er lief über die Pfützen im Hof, geschmeidig und athletisch. Er war ein umwerfender Mann. Aber weshalb hatte er den Kopf geschüttelt?
Ellie berührte ihre Wange, wie er es zuvor getan hatte. Ein kleiner Flirt? Sie fing an, etwas für Feargal zu empfinden. Und etwas Dümmeres hätte ihr nicht passieren können. Doch was sollte sie dagegen tun? Vielleicht spielte sie mit dem Feuer, dennoch: Es interessierte sie, wie alles weitergehen würde.
Ellie drehte sich um und lächelte die junge Frau am Verkaufstresen an. “Ein schöner Tag heute, wie?”, fragte sie scherzhaft.
“Nein.” Die Frau lachte. “Ein ganz abscheulicher Tag. Sind Sie nicht die nette Dame, die der kleinen Afgie den Leprechaun gegeben hat?”, fragte sie lächelnd.
“Ach, du meine Güte!”, rief Ellie aus, um ihre Verlegenheit zu überspielen. “Die Neuigkeiten sprechen sich aber schnell herum.”
“Ja. Die guten wie die schlechten. Das war doch eben Feargal, mit dem Sie gekommen sind, oder? Sind Sie gute Freunde?”
“Neue Freunde”, verbesserte Ellie sie rasch. “Sie kennen ihn?”
“Aber sicher. Welche Frau kennt nicht den bestaussehenden Mann in ganz Irland?” Wieder lachte sie.
So scheint es wohl zu sein, dachte Ellie. Und da sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte, blickte sie rasch auf die Steppdecke, die die junge Frau gerade zusammenfaltete. “Die ist aber schön. Haben Sie sie selbst gemacht?”
“Ja.”
“Und die anderen?”
“Nicht alle. Ich leite eine Gruppe, in der man Quilts herstellt. Und dies sind einige davon.”
“Sie sind wunderschön. Ich nehme an, sie sind auch sehr teuer”, sagte Ellie wehmütig.
“Leider ja. Es steckt viel Arbeit drin. Die Kissen sind billiger.”
Ellie betrachtete die Kissen und entdeckte eines, auf dem ein Pärchen aus der Regencyzeit dargestellt war. Es war herrlich gearbeitet und würde ein hübsches Geschenk abgeben. Für Terry musste sie etwas kaufen, selbst wenn sie nicht zur Hochzeit ging. Diskret sah sie auf den Preis, überlegte, wie viel Geld sie bei sich hatte, und kaufte es. Als Feargal draußen hupte, verabschiedete sie sich und ging hinaus zu ihm.
“Haben Sie Ihr Geld ausgegeben?”, fragte er mit dem ihr schon so vertrauten spöttischen Lächeln. Er nahm ihr das Paket ab und legte es auf den Rücksitz.
“Es ist ein Quiltkissen”, erklärte sie ihm. “Ich dachte, es wäre ein hübsches Hochzeitsgeschenk für Terry.”
“Dann haben Sie also die Absicht, so lange hierzubleiben?”
“Nicht unbedingt. Aber Terry war außerordentlich nett zu mir. Deshalb möchte ich ihr gerne etwas zu ihrer Hochzeit schenken. Außerdem haben Sie mich freundlicherweise bei sich aufgenommen, obwohl Sie das gar nicht wollten.”
“Wer sagt, dass ich das nicht wollte?”
“Das musste nicht gesagt werden. Es ist ganz offensichtlich, dass Sie normalerweise keine zahlenden Gäste aufnehmen.”
Er sah sie unschuldig an und fragte: “Werden Sie denn zahlen?”
“O ja. Ich zahle immer meine Schulden.”
“Mit Zulage. Und jetzt erzählen Sie mir die Wahrheit.”
“Das habe ich schon getan. Wenn Sie einmal vernünftig darüber nachdenken, müssen Sie einsehen, dass ich Ihnen gar nicht gefolgt sein kann. Ich habe Dublin verlassen, lange nachdem Sie …”
“Woher wissen Sie das?”
“Ich weiß es nicht. Ich vermute nur, dass Sie am Morgen aufgebrochen sind. Und wenn es nicht so wäre, wüsste ich es auch nicht. Woher sollte ich also wissen, wo Sie leben, da ich Ihrem Wagen nicht gefolgt bin?”
“Donal?”, half er ihr auf die Sprünge.
“Donal? Warum hätte Donal mir sagen sollen, wo Sie wohnen?”
“Vielleicht haben Sie ihn danach gefragt.”
“Nein.”
“Sie haben nicht nach mir gefragt?”
“Nein. Das heißt, doch”, gab sie schmunzelnd zu. “Aber das war wohl ganz normal, oder? Wenn man überhaupt jemanden beschuldigen kann, dem anderen gefolgt zu sein, dann sind Sie das. Sie haben mich von der Fähre aus verfolgt.”
“Ja, obwohl das …”
“Aus Langeweile geschah. Ja, ich weiß”, gab sie amüsiert zu. “Aber ich bin nicht aus Langeweile nach Slane gekommen.”
“Sie haben sich nicht gelangweilt?”, fragte er.
Ellie lachte und boxte ihn leicht auf den Arm. “Nein. Und wiederholen Sie sich nicht ständig.”
“Nun gut. Wenn Sie also nicht meinetwegen nach Slane gekommen sind, weshalb dann? Es ist nicht das irische Mekka, sondern ein kleines gewöhnliches Dorf, das nur für sein Schloss und die Grabhügel berühmt ist.
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