Irische Liebesträume
werden Sie klitschnass. Und jetzt ab mit Ihnen. Ich treffe Sie später hier im Dorf-Gasthaus.”
Ellie lächelte, drehte sich um und folgte der lärmenden, lachenden und wild durcheinander redenden Gruppe den Berg hinauf, und in null Komma nichts hatte sie sich mit einigen angefreundet. Der eine oder andere nahm sie unter seine Fittiche, erklärte ihr die Regeln, wies sie auf mögliche Gefahren hin und ermutigte sie schließlich, während der nächsten Stunden in und unter nasse Stechginstersträucher zu kriechen.
Sie kicherte wie ein Schulmädchen, klatschte Beifall, wenn jemand einen Freudenschrei ausstieß, stöhnte zusammen mit den anderen enttäuscht auf, wenn es sich als falscher Alarm erwies, zeigte Mitgefühl mit einem Mädchen, das sich in ihren Bezirk verirrt hatte, und fing an, sich für die ganze Sache zu begeistern.
Ellie konnte sich vor Lachen kaum halten, als ein junger Mann in ihrer Nähe der Länge nach in eine flache Felsspalte fiel, vergaß dabei, darauf zu achten, wo sie selbst hintrat, und stieß mit dem Fuß gegen einen der Kobolde, die man am Berghang versteckt hatte. Sie bückte sich, nahm die winzige Porzellanfigur in die Hand, und während sie sich aufrichtete, fiel ihr Blick auf ein kleines Mädchen, das sehr enttäuscht aussah.
Ellie tat, als würde sie stolpern und das Gleichgewicht verlieren, und warf dabei den Leprechaun auf ein Grasbüschel, wo die Kleine ihn mühelos finden würde.
Das Mädchen sah Ellie verblüfft an, schaute auf das Grasbüschel, zögerte kurz, dann stürzte es sich darauf. Sie hielt Ellie den Kobold hin, obwohl sie offensichtlich mit dem Wunsch kämpfte, ihn zu behalten, und Ellie nahm ihr die Entscheidung ab. “Sie hat einen gefunden!”, rief sie, riss das Mädchen an sich, hielt es hoch, damit alle es sahen, und schon brandete lauter Beifall auf.
“Er gehört Ihnen …”
“Unsinn! Du weißt doch, man muss ihn festhalten und darf ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Ich habe ihn verloren, du hast ihn gefunden, also gehört er dir.” Sie setzte das Mädchen auf dem Boden ab und nahm es bei der Hand. “Halt ihn jetzt ganz fest. Wir gehen nun zum Gasthaus zurück, sodass du dort deinen Preis abholen kannst.”
“Wollen Sie denn nicht weitersuchen?”
“Nein”, sagte Ellie, “so viel Glück hat man nicht zweimal. Die Kobolde wissen jetzt, dass ich hier bin, und werden sich bei mir nicht mehr blicken lassen.”
“Die wirklichen?”, flüsterte die Kleine.
“Ja.”
Ellie war ganz froh, die Suche nach den Leprechauns abbrechen zu können, denn der Regen wurde immer stärker. Sie ging mit dem Mädchen zum Gasthof zurück und zu Feargal.
Dort empfing man sie begeistert, klopfte ihr auf die Schultern. Der Vater des Mädchens bedankte sich bei ihr und bot ihr das halbe Preisgeld an, was sie ablehnte. Dann sah Ellie sich nach Feargal um.
Er stand in einer Ecke, unterhielt sich mit einigen Männern, und sie konnte ihn eine Zeitlang unbemerkt beobachten. Wirklich, einen so umwerfend gutaussehenden Mann hatte sie noch nie getroffen. Groß, selbstbewusst, mit einer faszinierenden Ausstrahlung. Jeder schien sich seiner Meinung sofort anzuschließen, zumindest gewann sie diesen Eindruck. Er besaß natürliche Autorität, war beliebt, geachtet. Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte er sich langsam um. Er lächelte amüsiert, sagte etwas zu den Männern, dann ging er hinüber an die Theke, holte eine Tasse mit dampfendem Inhalt und brachte sie Ellie. “Amüsieren Sie sich gut?”
“Ja, das tue ich eigentlich immer.” Sie schloss die Handflächen um die heiße Kaffeetasse und nippte daran. Regenwasser lief ihr in kleinen Rinnsalen über den Hals, und sie erschauerte, als Feargal sanft darüber fuhr, um sie aufzuhalten.
“Kennen wir Sie nicht alle als liebes Mädchen?”, flüsterte er ihr ins Ohr, wobei er mit den Fingern eine glühende Spur auf ihrem Nacken hinterließ.
“Und kennen wir Sie nicht alle als Schmeichler?”, flüsterte sie zurück. Sie sah kurz zu ihm auf und schnell wieder weg, nachdem sie seinen spöttischen Blick bemerkt hatte.
“Ich frage mich, was Sie wirklich sind”, sagte er leise. “Heilige oder Sünderin? Unschuldig oder schuldig?”
“Sie denken immer noch, dass ich Ihnen gefolgt sei”, stellte Ellie lächelnd fest. “Sie werden es nicht glauben, aber das habe ich wirklich nicht getan.” Ellie sah ihn an, und sein Anblick beunruhigte sie. Das vom Regen feuchte Haar lockte sich über seiner Stirn, die
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