Irische Liebesträume
leid. Ich habe niemals gewollt, dass so etwas passiert. Ich …”
Plötzlich merkte Ellie, dass man ihr gar nicht mehr zuhörte, sondern auf die Stimme einer Frau lauschte, die draußen etwas rief.
“Oh nein”, stieß Feargal aus. “Ich hätte mir denken können, dass sie gerade zum ungünstigsten Zeitpunkt hereinplatzt.” Er wandte sich seiner Mutter zu und erklärte: “Deshalb bin ich eigentlich gekommen, um dir zu sagen, dass Phena unterwegs ist und bald eintreffen wird.” Er fuhr herum und warnte Ellie: “Wenn du ihr gegenüber auch nur ein Wort von dieser Geschichte erwähnst, kannst du etwas erleben.”
Er bückte sich, griff nach den Briefen und stopfte sie hinter das Kissen auf dem Sessel, als auch schon die Tür geöffnet wurde und seine Schwester hereinkam.
Sie sah klein und zierlich aus und sehr reizend. Gar nicht wie eine Frau, die man lieber nicht sieht, wie Feargal einmal angedeutet hatte. Sie war blond, hübsch frisiert und dezent geschminkt. Und von dieser Frau hatte Feargal gesagt, er würde hoffen, dass sie nicht kommt?
Phena sah sie amüsiert an. “Nun, ich muss sagen, ich habe zwar nicht den roten Teppich erwartet, aber auch nicht, dass ihr mich anschaut, als wäre ich der Leibhaftige. Was ist los?”
“Nichts”, antworteten Feargal und seine Mutter gleichzeitig. Feargal erholte sich als Erster wieder. “Tut mir leid”, entschuldigte er sich, aber es klang nicht im Mindesten so, als würde es ihm leid tun. “Wir streiten gerade.”
“Schon wieder?”
“Ja, Phena, schon wieder.”
“Bleibst du über Nacht?”
“Ja, mein lieber Bruder”, sagte sie mit einem seltsam süßen Lächeln. “Das werde ich, wenn es erlaubt ist.”
“Lass diese Spielchen, Phena. Ich bin nicht in der Stimmung. Ich werde jetzt gehen und Rose Bescheid sagen, dass sie dein Zimmer herrichtet.” Ohne noch jemanden eines Blickes zu würdigen, ging er hinaus.
“Was ist los mit Seiner Lordschaft?”, fragte Phena, während sie zu ihrer Mutter ging, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben.
“Oh, nichts”, antwortete Mrs. McMahon. “Er hat nur mal wieder einen schlechten Tag heute.”
“So muss es wohl sein.” Phena lachte. “Wenn er die Botengänge selbst erledigt.”
“Phena”, sagte ihre Mutter müde, jetzt reicht es. Ich nehme an, du kennst Ellie noch nicht”, fügte sie mit einem freundlichen Blick auf Ellie hinzu. “Sie ist seit einigen Tagen bei uns.”
Phena wandte sich ihr zu, lächelte und sagte: “Hallo, Ellie.”
“Hallo”, antwortete Ellie. Und bevor sie in noch ein weiteres Familiendrama mit hineingezogen werden konnte, entschuldigte sie sich. “Sie haben sicher einiges zu besprechen, nehme ich an. Deshalb verabschiede ich mich jetzt.” Sie entschuldigte sich noch einmal und eilte hinaus.
4. KAPITEL
J etzt war offensichtlich nicht der Zeitpunkt, Feargal gegenüberzutreten und ihn zu fragen, wovon er geredet hatte. Sie musste ihn am nächsten Morgen sprechen. Aber das werde ich, schwor sie sich im Stillen. Erpressung? Rache? Nachdenklich ging sie in ihr Zimmer und setzte sich auf das Bett. Sie war völlig durcheinander und konnte kaum glauben, dass sie so viel Ärger verursacht hatte. Dabei wusste sie noch nicht einmal, warum.
Ellie nahm ihren flauschigen Bären Gwen und drückte ihn fest an sich. Allmählich hatte sie genug von guten Vorsätzen. Kein Wunder, dass die Straße zur Hölle damit gepflastert war.
Aber warum hatten diese Briefe so viel Ärger ausgelöst? Sie hatte sie tatsächlich nur kurz angesehen, sie jedoch nicht gründlich gelesen, denn dabei wäre sie sich wie eine Schnüfflerin vorgekommen. Auch wenn sie ihr harmlos erschienen waren, eben wie Briefe eines jungen Mädchens. Was ihren Großvater betraf, so war er damals alt genug gewesen, um der Vater dieses Mädchens sein zu können. Also gab es keinen Grund, sich so aufzuregen. Gut, er war verheiratet gewesen, und damals mochte man es vielleicht auch missbilligt haben, wenn ein verheirateter Mann zu einem jungen Mädchen nett war. Aber mehr war es auch nicht gewesen – als Freundschaft. Und alles lag schon so lange zurück.
Über vierzig Jahre. Und noch dazu, bevor Marie O’Donnell geheiratet hatte. Warum also die Aufregung? Weshalb hatten die Briefe Feargal so wütend gemacht? Und weshalb durfte Phena nichts davon erfahren? Vielleicht sollte ich Terry fragen. Wenn ich sie jemals wiedersehe, dachte Ellie besorgt. Terry schien immer irgendwo unterwegs zu sein.
Plötzlich klopfte jemand an die
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