Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
auf ein knackiges Set von elf Songs, die man gut hintereinander spielen konnte.
Wir hatten einen guten Sänger für die Shows gefunden, doch dann machte uns das Schicksal einen weiteren Strich durch die Rechnung. Zwei Tage vor dem Termin fand ich mich in einer Gefängniszelle wieder.
Nach einem Gig in Sacramento war ich von der Bühne direkt in den Bus gegangen. Plötzlich klopfte es: „Ist Mister Iommi bei Ihnen?“
„Und wer will das wissen?“
„Wir kommen vom Büro des Bezirksanwalts und haben einen vorläufigen Haftbefehl.“
Was zum Teufel ging denn hier vor sich?
„Dürfen wir einsteigen und Mister Iommi festnehmen?“
„Nein!“
„Tja, entweder steigen wir jetzt ein oder halten den Bus so lange fest, bis der endgültige Haftbefehl eingetroffen ist.“
Ich gab auf und wies die Roadies an, die Bullen einsteigen zu lassen.
Meine Ex-Frau Melinda hatte mich wegen angeblich unterlassener Alimentezahlungen verklagt. Statt das erst einmal nachzuprüfen, waren die Bullen losgerast, um mich festzunehmen. Mit Zivilwagen hatten sie den Bus eingekeilt, sodass nicht die geringste Fluchtmöglichkeit bestand. Doch sie verhielten sich wenigstens diskret. „Wir werden Ihnen keine Handschellen anlegen. Bitte setzen Sie sich in den Wagen. Wir werden Sie unbeobachtet abtransportieren. Kein Fan wird etwas merken.“
Nachdem wir außer Sichtweite waren, legten sie mir Fußfesseln und Handschellen an. Ich saß hinten im Wagen und wurde nach Modesto gefahren, wo Linda lebte, und wo sie mich ins Gefängnis stecken wollten. Ich verstand das alles nicht.
Sie beförderten mich in eine Ausnüchterungszelle, in der ein Typ saß, der nur mit einer Hose bekleidet war: „Hier einzufahren, war ein Fehler, Mann. Sie werden dich um die Ecke bringen.“
Da hing ich nun im Modesto County Jail und bekam die ganze Nacht vor Sorgen und wegen des Krachs kein Auge zu. In der kurzen Zeit nahm ich zehn Pfund ab.
Die Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Wusste überhaupt jemand, in welchem Knast ich saß? Noch heute bin ich Gloria Butler von ganzem Herzen dankbar, dass sie die Bullen bedrängte, mich in Einzelhaft zu stecken. Der Typ neben mir war überzeugt davon, dass ich ihn umbringen wollte: „Du willst mich abmurksen. Daraus wird nichts. Ich werde dich in der Dusche kriegen. Ich weiß, dass Satan dich gesandt hat.“ Verdammte Scheiße. Es war Donnerstagabend und sie wollten schon am nächsten Tag die Kaution haben. Ansonsten hätten die mich das ganze Wochenende dort schmoren lassen. Meine Güte, am nächsten Tag sollte ich einen Gig in Oakland spielen und anschließend das Cosa-Mesa-Festival mit Ozzy. Der Richter setzte die Kaution auf 75.000 Dollar fest, eine extrem hohe Summe, denn dort unten wurden ausstehende Zahlungen hart bestraft. Ich hatte aber regelmäßig gezahlt. Die Anschuldigung war völlig haltlos, doch ich konnte das nicht so schnell beweisen. Schließlich kam ein Rechtsanwalt mit 75.000 Dollar in bar. Gloria hatte Ralph Baker und Ernest Chapman um Hilfe gebeten, die ohne zu zögern das Geld überwiesen.
Völlig fertig und übermüdet trat ich vor den Richter. Bei der Behandlung fühlte ich mich wie ein Serienkiller. Die Nachricht von meiner Inhaftierung breitete sich wie ein Flächenbrand aus. Ein Typ, der den Insassen Kaffee in Blechtassen brachte, erkannte mich, und schon bald wussten es alle anderen. Als die Wachen mich zum Richter führten, hörte ich die Insassen johlen: „Hey, Tony! Was hast du angestellt?“
Der Leiter des Gefängnisses stand in Anzug und Krawatte da und meckerte unmissverständlich: „Ich werde Ihnen eins sagen – wir wollen hier keinen John-Lennon-Fall. Zwei Wachen werden Sie in die Mitte nehmen, eine wird vor Ihnen und eine hinter Ihnen gehen. Und Sie werden gefälligst Schritt halten!“
Der Rückweg zur Zelle hätte aus einem Alptraum stammen können. In Handschellen und Fußfesseln tippelte ich über den harten Beton, während all die Kids Sprüche abließen.
Unglaublich!
Natürlich berichteten sämtliche Zeitungen darüber: „Rockstar verhaftet!“
Ich wurde auf Kaution entlassen, musste aber meinen Pass abgeben, damit ich nicht aus den USA ausreisen konnte. Mein Rechtsanwalt riet mir, Kalifornien so schnell wie möglich zu verlassen: „Reisen Sie an einen netten Ort und verhalten Sie sich ruhig.“
Ich flog nach dem Gig von Cosa Mesa nach Florida, möglichst weit von Kalifornien entfernt. Schnell entwickelte ich einen Komplex. Wenn ich in der Öffentlichkeit einem
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