Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
Problemen auseinandersetzen, die im Leben auftauchen. Ich tendiere dazu, mich durchzubeißen und zu kämpfen. Deshalb fällt es mir schwer, andere Menschen zu verstehen, die tatenlos zusehen, was mit ihnen geschieht. Ich erwarte nicht, dass jemand kommt und mir hilft und verlasse mich schon gar nicht auf Psychopharmaka, die einen sowieso nur einlullen.
Ähnlich läuft es in diesen Entzugskliniken: Ich würde niemals so eine Institution aufsuchen. Ich empfinde den Gang in eine Reha als Selbstbetrug, denn viel zu viele denken, dass andere ihnen die Schwierigkeiten abnehmen könnten. Sie kommen raus und prahlen: „Ich war auf Entzug.“ Und kurze Zeit später beginnt das Spielchen von vorne.
Ozzy ließ sich in die Betty Ford Clinic einweisen, wo er dazu verdonnert wurde, den Boden zu schrubben. Und das sollte ihm helfen? Diese Therapie hätte ich ihm auch verordnen können. Ich glaube fest daran, dass ein Mensch sein Leben bis zu einem bestimmten Punkt selbst kontrollieren kann. Ich zum Beispiel habe tonnenweise Koks konsumiert. Doch statt in die Reha zu wandern, hörte ich Kraft meiner eigenen Willenskraft auf.
Natürlich braucht man dazu eine gehörige Portion Entschlossenheit, aber die besitze ich glücklicherweise, obwohl Mum und Dad mich ständig runterputzten: „Aus dir wird nie was werden.“
Andere Verwandte stimmten in den Chor ein: „Warum besorgst du dir nicht eine anständige Arbeit wie dein Cousin?“
Der permanente Druck sorgte dafür, dass ich fest entschlossen war, etwas im Leben zu erreichen, egal, was sich mir in den Weg stellen würde. Ich musste ihnen beweisen, dass ich was tauge. Deshalb kämpfte ich immer weiter. Nachdem ich die Fingerkuppen verloren hatte, meinten die Ärzte, dass ich nie wieder Gitarre spielen könnte – ich wollte das nicht akzeptieren und biss mich durch.
Ich bin mir sicher, dass mein Kampfwillen Black Sabbath nutzte und ich die treibende Kraft in der Gruppe war. Ich drängte die Musiker zu den Proben und verpasste ihnen einen Arschtritt, damit sie alles unternahmen, um ihr Ziel zu erreichen. Ich erkannte die Bedeutung von Kontrolle. Man kann nicht alles locker-lässig treiben lassen und darauf hoffen, dass der Erfolg einem in den Schoß fällt.
Als die Band bekannter wurde, verringerte sich mein Einfluss zunehmend. Und auf einmal lief alles aus dem Ruder. Wenn wir im Studio arbeiteten, gingen sie in das Pub. Wenn ich mal länger als 15 Minuten an einem schwierigen Part saß, nervten die anderen schon und gingern – na, wohin wohl? – ins Pub.
Damit war der restliche Tag gelaufen. Wenn ich kein Material lieferte, ging es nach dem gleichen Schema 24 Stunden später weiter. Es wurde zunehmend schwieriger, denn ich benötige andere zum kreativen Austausch, Musiker, die mir den Ball zurückspielen. In den ersten Jahren jammte die ganze Gruppe, und schon entwickelten sich die Riffs wie aus dem Nichts. Alle hatten Spaß und leisteten einen Beitrag. Nun waren wir an einem Punkt angelangt, an dem ein neues Album die anderen Musiker nicht mehr motivierte, sondern fast schon langweilte.
Ich war für die Musik und die Riffs zuständig. Vielleicht hatte das ja die anderen in eine passive Rolle gedrängt. Wenn mir nichts einfiel, lag die komplette Arbeit brach. Ich spürte den Druck, kam aber gut damit klar. Bei Sabbath Bloody Sabbath begannen allerdings die Probleme. Wir wohnten wieder in Bel Air und saßen im Tanzsaal von John Duponts Haus. Alle starrten mich an, doch ich kam nicht in die Stimmung, Songs zu schreiben. Plötzlich war alles anders. Ich funktionierte nicht mehr. Zum ersten Mal litt ich unter einer Schreibblockade und konnte nicht mehr klar denken.
Wir mussten abbrechen und ließen das Equipment wegkarren. Deprimiert flogen wir unverrichteter Dinge nach Großbritannien. Die anderen sahen schon das Ende nahen. Geezer und Ozzy unterhielten sich, als wären Sabbath längst Vergangenheit. Panik schnürte meine Kehle zu. Mein Gott, das ist das Ende. Ich habe meine Kreativität verloren.
Nach einigen Wochen mieteten wir uns das Clearwell Castle in Gloucestershire, um einen neuen Anlauf in einer anderen Umgebung zu wagen. Der ganze Ort wirkte düster und verwunschen. Besonders der Kerker war verdammt unheimlich – Gänsehaut pur! In dem burg-ähnlichen Gebäude gab es eine riesige Halle, eine Waffenkammer, einen großen Raum, in dem man alles möglich verstaute, ein Wohnzimmer und viele kleinere Räume. Wir bauten unsere Anlage auf und versuchten in kreative
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