Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
schön eng hier!“
„Tja, wir haben für Stevie Wonder einen Moog einbauen lassen.“
Zurück im Haus arbeitete ich verzweifelt an verschiedenen Ideen, doch mir fiel nichts ein. Bis heute weiß ich nicht, wieso die Blockade entstand. Ich probierte alle möglichen Tricks aus, doch es brachte rein gar nichts. Langsam kroch die Panik das Rückgrat hoch.
Schon während der Vorbereitung in Großbritannien hatte ich den Eindruck gehabt, dass die anderen darauf brannten, sich so schnell wie möglich in das Pub zu verziehen, statt zu arbeiten. Doch der Druck war da – jemand musste die Songs schreiben. Einfach herumzusitzen, Witze zu erzählen und sich volllaufen zu lassen, ist zwar in Ordnung, aber nicht im Studio, wo ein Tag verdammte 2.000 Dollar kostet. Die Situation belastete mich sehr.
Bei der Arbeit an Volume 4 begannen die ersten Schwierigkeiten, da Sabbath inzwischen als etabliert galt. Dadurch wird man mit einer Erwartungshaltung konfrontiert, die an die Nerven geht. Früher hatte ich die anderen Musiker angestachelt: „Na los, wir müssen hart arbeiten.“
Sie hatten auf mich gehört, denn ich wurde immer als Kopf der Gruppe gesehen. Allerdings war ich bestenfalls ein eher zögerlicher Bandleader. Diese Rolle wurde mir übergestülpt, denn wenn mal was schief lief, stellte ich für die anderen die Säule dar, an die sie sich anlehnen konnten. Ich ermutigte sie ständig: „Alles in Ordnung. Wir kriegen das schon hin!“
Wenn ich nicht standhaft geblieben wäre, hätte das negative Folgen für die gesamte Band gehabt und wir hätten uns vielleicht aufgelöst. Ich glaubte aber an unsere Musik und ließ die negativen Aspekte von mir abprallen. Meine Stärke beeinflusste auch die anderen. Vielleicht hatte meine körperlich exzellente Verfassung etwas damit zu tun? Bei einer Prügelei musste immer ich einschreiten. Während einer Tour kam ich eines Abends zurück ins Hotel. Ein schreiender Bill rannte auf mich zu: „Mein Gott, gut dass du da bist! Ozzy und Geezer gehen sich oben an die Gurgel. Komm schnell.“
Die beiden waren besoffen und rasteten aus. Das sah verdammt brutal aus. Ozzy trug einen Nerzmantel, hatte sich in Geezer festgekrallt und lag auf ihm. Ich packte mir unseren Sänger beim Kragen und zog ihn hoch. Plötzlich stand ich nur mit dem Kragen in der Hand da und Ozzy hämmerte immer noch auf Geezer ein – ich hatte das Ding abgerissen. Ich packte mir den Wahnsinnigen mit aller Gewalt. Er klebte mir eine, und ich revanchierte mich mit einem Kinnhaken. Ozzy ging zu Boden. Scheiße, das hatte ich nicht gewollt. Wieder mal steckte ich in so einer Lage – jemand musste die Kontrolle übernehmen, denn sonst hätte nur noch Chaos geherrscht.
Ozzy hatte oft das Gefühl, ich würde eine Mauer um mich herum errichten. Das mag schon sein, denn ich wollte mich nicht ständig in das Partyleben stürzen. Wir residierten oft in herrschaftlichen Hotels, trotzdem hörte man den Lärm überbordender Feiern durch die Wände. Leute kreischten, hatten ihren Spaß und schrieen nach dem nächsten Joint. Ich verspürte den Drang, mich abzugrenzen, wollte nicht mit ihnen im selben Boot sitzen. Jemand musste schließlich einen klaren Kopf bewahren, fü+r den Fall, dass was schief lief. Hätte ich mich wie die Party-Typen verhalten, wäre ich als Respektsperson unglaubwürdig geworden. Man muss sich auf eine deutlich umrissene Position zurückziehen, um Autorität zu zeigen, wie ein Büroleiter, den alle aufsuchen, sobald es ein Problem gibt. Ich wollte mich gar nicht so verhalten, aber so lief es nun mal. Natürlich war ich kein stocksteifer, ernster und verantwortungsvoller Typ. Ich habe auch Scheiß gebaut. Es gab viele charakterliche Parallelen zwischen Ozzy und mir. Allerdings neigte ich nicht dazu, so heftig über die Stränge zu schlagen.
Ein paar Jahre lang hatte Ozzy wohl auch Angst vor mir. Wenn ich einigen Vorschlägen Nachdruck verlieh, hörte er aufmerksam zu. Vielleicht war ich in seinen Augen auch ein Rowdy, und er dachte noch an die Schulzeit. Es kann nur einen geben, der die Wegrichtung weist, denn eine Band muss funktionieren und möglichst ohne Ärger die Tourneen und Aufnahmen überstehen – Ablenkungen sind da fehl am Platz. Wenn ein Musiker klagte: „Ich werde heute Abend nicht spielen, ich bin viel zu müde“, erforderte das Gegendruck: „Nichts da, du wirst den Gig machen!“
Das Leben in einer Band ist nicht immer einfach und witzig. Es kann verdammt hart sein. Man muss sich mit allen
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