Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
Bloody Sabbath wurde in Willesden, im Norden von London, aufgenommen und erneut von uns selbst produziert. Auf dem Plattencover stand wieder der Vermerk „Direction Patrick Meehan “, doch er tauchte bei den Studioarbeiten kaum auf. Meehan expandierte mit seinem Business. Wir hatten das Gefühl, dass er sich nicht mehr genügend um Sabbath kümmerte, da er ständig anderweitig beschäftigt war. Das Zerwürfnis begann schleichend. Zuerst zeigten sich feine Risse in unserer Beziehung, doch beim Aufnahmeprozess verdeutlichte sich der Gegensatz.
Speziell bei diesem Album gab ich mir sehr viel Mühe und probierte die unterschiedlichsten Einfälle aus. Im Studio arbeitete ich leidenschaftlich an einem guten Sound. Damals war man noch selbst dafür verantwortlich, und es dauerte einige Zeit, bis die Tontechniker die Mikros gut positioniert und die Klangvorstellungen der Musiker umgesetzt hatten. Heutzutage wird ein Computer hochgefahren und schon erfüllen sich alle Wünsche.
Das harte Riff von „Sabbath Bloody Sabbath“ wurde für mich zum Bezugspunkt des Albums. Zur Mitte hin wird der Song sanfter, bis dann das Riff wieder erklingt. Die Nummer ist ein gutes Beispiel für den Einsatz der Dynamik, die mir immer am Herzen lag. Ozzy sang den Track wirklich gut. Eigentlich legte er bei allen Songs eine tolle Leistung hin, da er sich höhere Passagen zutraute.
Geezer schrieb den Text des Songs mit den Zeilen: „The race is run, the book is read, the end begins to show, Sabbath Bloody Sabbath, nothing more to do.“ Ich weiß nicht genau, was ihn dazu inspiriert hatte, vermute aber, dass er hier seine Befürchtungen vor einem Split ausdrückte. Nach diesem Song ergab sich der Rest wie von selbst. Auch die anderen ließen sich was einfallen. Ozzy zum Beispiel hatte sich einen Moog Synthesizer zugelegt, der gerade in Mode kam, wusste aber nicht, wie man damit umgeht. Ich kannte auch niemanden, der mit dem Ding klar kam. Es schien verdammt kompliziert zu sein. Nach einiger Spielerei fand er einen Sound, der die Basis von „Who Are You?“ bildete. Der Klang ließ sich exzellent umsetzen, und ich spielte den Klavierteil in der Mitte der Nummer. Das tragende Riff von „A National Acrobat“ stammt von Geezer. Ich verzierte den Song mit zusätzlichen Melodielinien. Geezer kann großartige Riffs schmieden und manchmal sprudeln die Ideen nur so aus ihm heraus. Doch dieses Riff war das erste, das auf einer Platte landete.
Rick Wakeman spielt bei „Sabbra Cadabra“. Er nahm kein Geld dafür an, und so mussten wir ihn in Bier-Währung entlohnen. Mit Rick hatten wir viel Spaß. Am Ende des Tracks quatscht Ozzy so ein Zeug wie „Stick it up her arse“, was als Witz gemeint war. Es sollte niemals veröffentlicht werden, denn der eigentliche Song war schon längst vorbei, als Ozzy seine Sprachtirade vom Stapel ließ. Da Rick bei der Aufnahme spielte, lief das Band einfach weiter. Allerdings hätte man uns wegen der ganzen Flüche gekreuzigt, und deshalb bearbeiteten wir den Gesang mit einem Phasing-Effekt. Jetzt kann niemand mehr all die Schimpfwörter verstehen – doch sie sind alle noch da.
Abgesehen von der Single-Auskopplung „Paranoid“ wurde unsere Musik so gut wie nie im Radio gespielt. Alan Freeman , ein DJ der BBC mit dem Spitznamen „Fluff“, gehörte zu den wenigen, die uns eine Chance gaben. Er mochte die Band und spielte „Laguna Sunrise“ als Titelmelodie seiner Sendung The Saturday Rock Show . Als mir ein weiteres Instrumental einfiel, benannte ich es nach ihm, also „Fluff“.
Bei „Spiral Architect“ setzten wir erneut Streicher ein, die diesmal von Will Malone arrangiert wurden. Will denkt in unorthodoxen und für viele Leute recht schrägen Mustern, was mir besonders gut gefällt. Die klassisch ausgebildeten Musiker bestanden auf Notenpulten, ordentlichen Partituren und konkreten Anweisungen.
Ich bemühte mich, Dudelsack zu spielen, doch leider ohne Erfolg. In einem überheblichen Moment meinte ich wohl damit klarzukommen und schickte einen der Crew in ein Spezialgeschäft. Ich blies in das Mundstück, doch ohne Resultat. Das ging eine ganze Zeit so weiter und war eine dämliche Verschwendung wertvoller Studiozeit. Ich beauftragte den Roadie: „Bring den Dudelsack in den Laden und erzähl dem Besitzer, dass er kaputt ist.“
Er brachte das Instrument wieder zurück, der Ladenbesitzer spielte es und meinte ratlos: „Ist doch alles in Ordnung! Wo liegt das Problem?“
Zu blöd! Ich steckte ein
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