Iron Man - Von Black Sabbath bis Heaven & Hell
Eric zehn Jahre weniger auf dem Buckel hatten. Wenn ich über die alten Zeiten redete, konnten sie das nicht nachvollziehen. Es war schon komisch. Sie fragten mich etwas, und ich redete wie ein Wasserfall, bis mir auffiel, dass die beiden gar nichts verstanden.
„Erinnert ihr euch an XY?“
„Nein, keine Ahnung.“
„Ach, wahrscheinlich habt ihr das vergessen.“
Stop! Ich musste mir vor Augen halten, dass sie zu dem Zeitpunkt noch nicht mal geboren waren!
Die Aufnahmen begannen in L.A, doch das Album wurde in Atlanta fertig gestellt, wo Jeff Glixman ein gutes und preiswertes Studio gebucht hatte. Da die Basic-Tracks schon eingespielt waren, flogen nur Glenn und ich nach Atlanta. Ich nahm einen großen Radiorekorder mit. Da Glenn keine Abspielmöglichkeit für seine Tapes hatte, lieh ich ihm das Teil. Der Rekorder war brandneu, und was tat Glenn? Er tauschte ihn bei seinem Koks-Dealer gegen eine Line ein!
Ich fragte Glenn: „Wo ist denn der Rekorder?“
„Hab’ ich verliehen.“
„Oh.“
Später sah ich den Dealer und zählte eins und eins zusammen. Glenn war zu der Zeit nicht zu kontrollieren, doch er sang traumhaft schön, ohne sich im Geringsten anzustrengen. Er saß vorn übergebeugt ihm Studio, packte sich das Mikro und … sang! Einfach atemraubend – eine göttliche Stimme.
Für die Aufnahmen benötigten wir wenig Zeit, denn einige der Tracks saßen schon beim ersten oder zweiten Take. Wir mussten auch zügig fertig werden, denn ich streckte die gesamten Kosten vor. Die Plattenfirma gewährte mir später einen Vorschuss, doch anfangs trudelten die Rechnungen bei mir ein.
Die Arbeiten an Seventh Star wurden im August 1985 beendet. Wir übernahmen Gordon Copleys ursprünglichen Bass auf „No Stranger To Love“ von den Demo-Aufnahmen, da er zum Album passte. Ich hielt den Track für eine großartige Nummer, sträubte mich aber gegen das Video. Am ersten Tag zeichneten sie Glenn und mich beim Spielen auf. Tags darauf musste ich morgens um halb sechs Uhr antanzen, um die Szene mit Denise Crosby aufzunehmen, die in Star Trek – Das nächste Jahrhundert die Tasha Yar gespielt hatte. Denise ist die Enkeltochter von Bing Crosby.
Videos waren noch nie mein Ding gewesen, doch jetzt sollte ich mich in einer Liebesszene präsentieren, was ich peinlich und äußerst unangenehm fand. Sie klatschten mir Schminke und schwarzen Eyeliner ins Gesicht. Hey, das hatte nun wirklich nichts mit Black Sabbath zu tun! Ich hasste es. Um noch eins draufzusetzen, verlangt man von mir zwei Stunden später, in klirrender Kälte und aufsteigendem Nebel durch die Überlaufkanäle von Los Angeles zu spazieren, in denen sich auch noch Wasser angesammelt hatte. Meine brandneuen Schuhe sahen danach mehr als zerknittert aus.
Seventh Star wurde im Januar 1986 veröffentlicht. Es war ganz klar als Soloalbum gedacht und konzipiert worden. Ich wollte es auf gar keinen Fall unter dem Namen Black Sabbath laufen lassen. Dadurch hatte ich die Freiheit mich individuell zu entfalten und auf Tour zu gehen, ohne Sabbath zu erwähnen. Außerdem wollte Glenn nicht als Musiker von Black Sabbath in Erscheinung treten. Doch als ich die Angelegenheit mit Don Arden besprach, meinte er: „Die Plattenfirma berichtete mir, dass du ihnen noch ein Black-Sabbath-Album schuldest. Sie möchten diese Platte haben.“
Zu guter Letzt lief Seventh Star als Projekt „Black Sabbath featuring Tony Iommi “. Weder Glenn noch ich mochten die Notlösung, da sie dem Album nicht gerecht wurde. Und Songs wie „War Pigs“ und „Iron Man“ auf Tour zu spielen – das passte nicht.
Seventh Star erreichte im Mai den 27. Platz der Charts und stürzte nach fünf Wochen wieder ab – nicht unbedingt ein Verkaufserfolg. Damals kümmerte ich mich nicht um solche Themen, denn es herrschte ein aggressives Bandklima. Eine Tour stand an, auf der sich ein Musiker kräftig räuspern musste.
63: Koks – ein Stimmbandkiller
Im März 1986 startete die Seventh Star -Tour mit einem Konzert in Cleveland, Ohio. Wir spielten vor einem pompösen Bühnenaufbau mit Lasern und den neuesten technischen Spielereien. Es war mal wieder Dons Idee gewesen, doch ich musste dafür blechen. Dass die Tour unglücklich begann, ist eine deutliche Untertreibung. Katastrophal ist die geeignetere Umschreibung, und zwar für Glenns Verhalten. Ich engagierte Doug Goldstein als Leibwächter, der später Guns N’ Roses managen sollte, damit er ihn unter seine Fittiche nahm und von zweifelhaften
Weitere Kostenlose Bücher