IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
die Nase. »Er ist im Asphalt versunken. War einfach weg. Keine Ahnung, ob die Bullen mir das abgekauft haben oder nicht.«
»Wir glauben Ihnen jedenfalls«, bestätigte ihm Jack. »Und abgesehen davon können wir wahrscheinlich sogar die Verantwortlichen ausfindig machen.«
Otto Schröder starrte Jack aus dem Auge, das er nicht wegen der Kälte zugekniffen hatte, misstrauisch an. Er war stämmig und breitschultrig und mindestens zehn Zentimeter kleiner als sein Gegenüber. Er hatte wettergegerbte, rote Wangen, hellgraue Augen und eine ausgeprägte germanische Nase.
»Sonst haben Sie niemanden dort gesehen?«
Otto Schröder schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Niemanden. Es war keiner auch nur ansatzweise in der Nähe, als er verschwand.«
»Haben Sie Hände gesehen, die ihn festhielten?«, erkundigte sich Jack.
»Was meinen Sie damit? Ich hab’s Ihnen doch gerade schon mal gesagt: Da war absolut keiner weit und breit.«
»Was Mr. Reed meint, ist, ob Sie Hände aus dem Beton ragen sahen?«, klärte Geoff den Mann auf.
Otto Schröder sah erst Jack, dann Geoff, dann wieder Jack an. »Was soll das? Wollen Sie mich verarschen? Oder sind Sie meschugge?«
Jack antwortete: »Wir meinen es absolut ernst. Es gibt da draußen einige sehr gefährliche Menschen, die eine Möglichkeit gefunden haben, sich unter der Erdoberfläche fortzubewegen. Sie können durch Wände, sogar durch Türen gehen. Durch Ziegelsteine, Beton oder sogar massive Felsen. Für sie macht das keinen Unterschied.«
»Sie sind meschugge«, stellte Otto Schröder fest. »Ich habe extra früher gegessen, um Sie zu treffen, eine volle Stunde meines Lebens verschwendet und jetzt stellt sich heraus, dass Sie verrückt sind.«
»Aber Sie haben doch selbst gesehen, was passiert ist. Wie Ihr Freund direkt vor Ihren Augen verschwand.«
»Eine optische Täuschung«, wich Otto Schröder aus. »Mehr war es nicht.«
Jack öffnete seinen Geldbeutel, nahm zwei 100-Dollar-Scheine heraus und steckte sie in Otto Schröders Jackentasche. Dieser erstarrte vor Verblüffung, nahm dann die Scheine heraus und strich sie sorgfältig glatt.
»Sie bekommen einen Tausender, wenn Sie uns helfen«, erklärte Jack. »Sie können ruhig weiterhin denken, dass wir verrückt sind. Tatsächlich ist mir völlig egal, was Sie glauben. Diese Leute haben Ihren Freund erwischt und sie haben Dutzende weiterer Menschen auf dem Gewissen – und damit noch nicht genug. Sie haben sich auch meinen neun Jahre alten Sohn geschnappt.«
Otto Schröder sah Geoff fragend an. »Es ist wahr, Mr. Schröder«, bestätigte der ihm. »Deshalb wollten wir mit Ihnen sprechen.«
»Und was kann ich tun?«, wollte Otto Schröder wissen.
»Sie wissen, wie man Wünschelruten einsetzt?«
»Aber sicher. Das hat mir mein Großvater beigebracht. Es ist nichts Besonderes, wenn man ein bisschen Gespür dafür hat.«
»Kurz bevor Ihr Freund verschwand, stellten Sie fest, dass die Wünschelruten außer Kontrolle gerieten, stimmt das? Sie haben im Fernsehen erzählt, dass sie verrückt gespielt hätten.«
Immer noch misstrauisch nickte Otto Schröder.
»Also«, fuhr Geoff fort, »ob Sie uns nun glauben oder nicht: Der Grund, weshalb Ihre Wünschelruten verrückt spielten, war, dass einer oder mehrere Menschen sich dort, wo Sie arbeiteten, unter der Erde aufhielten und die Magnetfelder durcheinanderbrachten. Was genau taten die Wünschelruten denn?«
»Sie drehten sich. Sie drehten sich wie verrückt. Die linke im Uhrzeigersinn, die rechte entgegengesetzt.«
»Haben Sie eine Veränderung an den Wünschelruten bemerkt, als Ihr Freund verschwand?«
»Ich schätze schon«, bestätigte Otto Schröder nickend. »Sie hörten auf, sich zu drehen. Sie bewegten sich gar nicht mehr. Das habe ich noch nie zuvor gesehen. Und sie berührten sich an ihren Enden, als ob sie sich küssen wollten. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass da etwas war. Das kann man jemandem, der keine Wünschelruten einzusetzen weiß, schlecht erklären. Aber es fühlte sich so ähnlich an, als wenn man sich sehr dicht an einem großen Reservoir befindet, etwa einem unterirdischen Wasserspeicher oder einem Tunnel.«
Jack sagte: »Otto – ich darf Sie doch Otto nennen?«
»Na klar.«
»Otto, es gibt 137 von ihnen. 137 verrückte, kriminelle Schizophrene. Wir müssen sie finden, so schnell wie möglich, bevor sie mit noch mehr Menschen das anstellen, was sie Ihrem Freund angetan haben. Momentan können sie nicht aus der Erde oder aus den
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