IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
»Aufgeben und es woanders versuchen?«
»Na gut«, stimmte Geoff zögerlich zu. »Ich hatte gehofft, dass wir zumindest auf eine Spur stoßen. Selbst, nachdem sie schon lange weg sind. Ich war davon ausgegangen, dass sie eine Art energetischen Fußabdruck hinterlassen, über den wir sie verfolgen können.«
»Nichts«, betonte Otto nachdrücklich.
Sie stiegen wieder in ihre Fahrzeuge, passierten den Milwaukee River im Osten und fuhren weiter nach Süden zu den großen, weißen Betonklötzen, bei denen es sich um Teile des Performing Arts Centers handelte. Eine 27-jährige Schauspielerin namens Millicent Horowitz war kurz nach 15 Uhr am gleichen Tag vom Dachgeschoss des Parkhauses verschwunden.
Sie parkten den Kompressorwagen und den Valiant Seite an Seite rückwärts ein, sodass die Fahrzeuge mit der Rückseite zum Fluss zeigten. Dann näherten sie sich auf dem oberen Parkdeck der Stelle, an der sich Millicent Horowitz scheinbar in Luft aufgelöst hatte. Der Bereich war noch immer weiträumig abgesperrt. Auf den flatternden Absperrbändern stand ZUTRITT POLIZEILICH UNTERSAGT, doch da war niemand, der Jack, Geoff und Otto daran hindern konnte, unter dem Band hindurchzukriechen und dorthin zu gehen, wo die junge Frau zuletzt gesehen worden war. Der Punkt war mit rotem Klebeband markiert.
»Ich war noch nie als Rutengänger in einem Parkhaus im Einsatz«, erklärte Otto, während er seine Wünschelruten wieder zur Hilfe nahm. Er stellte sich breitbeinig über die rote Markierung und bewegte sie sanft von einer Seite zur anderen.
»In den Nachrichten hieß es, dass sie mit ihrem Freund hier war«, berichtete Jack. »Er hat sich irgendwann kurz umgedreht, um einem Boot auf dem Fluss hinterherzuschauen, und als er sich wieder zurückdrehte, war sie weg. Spurlos verschwunden. Zuerst dachte er, sie hätte sich vom Dach gestürzt.«
»Ich hab was!«, warf Otto ein.
Geoff hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich gegen den Wind gestellt. »Ganz ehrlich, ich glaube so langsam, dass diese Idee mit der Wünschelrute nichts taugt. Besonders, wenn unser Spezialist nur Abwasserleitungen aufspürt. Vielleicht sollten wir unsere Verrückten lieber unter der Erde suchen gehen.«
»Hattest du denn Erfolg bei der Recherche nach dem Ritual?«, wollte Jack wissen.
»Ich habe einen Teil des Rituals gefunden. Ein Freund von mir aus Harvard hat Nestor Druggetts Buch Druidentum und die Bedeutung der Megalithen in der Universitätsbibliothek von Harvard aufgetrieben. Es handelt sich um eines der ältesten und ausführlichsten Werke über das Druidentum, die noch erhalten sind. Er hat mir alle wichtigen Passagen am Telefon vorgelesen. Anscheinend malten die Druiden ein großes Hexagramm aus Blut auf einen aufrecht stehenden Stein und rezitierten dann sämtliche geheiligte Namen von Awen. Ich weiß aber nicht, was danach kommt, was den Stein letztlich dazu brachte, sich zu öffnen und die Druiden leibhaftig in die Unterwelt einzulassen. Druggett sagt dazu nur, dass sie ›König spielten‹ und auf diese Weise das unterirdisch gelegene Königreich betreten konnten.«
»Ich hab was!«, wiederholte Otto aufgeregt. »Hier – hier, da ist was!«
»Was?«, wollte Jack wissen. »Was ist da?«
Die Wünschelruten bewegten sich jetzt ganz deutlich. Sie wiesen auf eine weit entfernt liegende Seite des Dachs. Noch während Jack sie beobachtete, schlugen sie nach links aus, als ob sie etwas aufspürten, das sich bewegte.
»Was spüren Sie?«, fragte Geoff und legte Otto neugierig die Hand auf die Schulter.
»So was habe ich noch nie gehabt. Es ist wie ein Kreisen irgendwo hier oben auf dem Dach. Es bewegt sich auf allen Seiten um uns herum. Als ob es uns beobachtet oder so. Wie ein Hai, der einen Schwimmer einkreist, verstehen Sie?«
»Können Sie einschätzen, ob es menschlichen Ursprungs ist?«, erkundigte sich Geoff.
Otto zog eine Grimasse: »Da bin ich mir nicht so sicher. Aber es bewegt sich unter der Erde. Es macht Lärm. Als ob es etwas zermahlen würde, wissen Sie, was ich meine? Als ob man am Strand Sand zwischen die Zähne bekommt, der dann im Mund knirscht.«
Sie beobachteten mit sorgenvollen Mienen, wie die Wünschelruten sich einmal komplett im Kreis drehten. Nirgendwo auf dem Parkplatz rührte sich etwas im Beton, doch Jack wusste, dass einer der Wahnsinnigen da war, sie umkreiste, sie beobachtete und auf eine geeignete Gelegenheit wartete.
»Ich fühle mich wie eine Ziege, die jemand als Lockvogel benutzt, um
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