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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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sollen.«
    »Herrgott, ich könnte einen Drink gebrauchen!«, stellte Jack fest.
    Gemeinsam humpelten sie immer noch schwitzend und keuchend die Straße entlang. »Glaubst du, Otto ist tot?«, erkundigte sich Jack bei seinem Begleiter.
    Geoff nickte. »Sah zumindest ganz danach aus.«
    »Diese ganze Geschichte ist meine Schuld«, stellte Jack fest. »So viele Menschen sind bereits umgekommen.«
    Geoff berührte ihn aufmunternd an der Schulter. »Ach, weißt du … so läuft’s nun mal auf der Welt – ist schon immer so gewesen … und du hast es doch nur gut gemeint.«
    »Gut gemeint? Herrje!«
    Sie ließen die East Kilbourn Avenue hinter sich und hielten weiter aufmerksam nach Rissen im Gehweg Ausschau.
    »Er wird alles dransetzen, uns zu töten, das weißt du.«
    »Da hast du wohl recht. Wenn du ihm vorhin nicht den Arm gebrochen hättest, wäre ich von ihm wie ein Kartoffelsack aufgeschlitzt worden.«
    »Zumindest wissen wir jetzt mit Sicherheit, dass Randy noch lebt.«
    »Ja, Gott sei Dank!«, bestätigte Jack. »Und ich werde ihn da rausholen.«
    Sie rannten keuchend den Gehweg entlang, als plötzlich ein Polizeiauto neben ihnen hielt. Es hatte das Blaulicht eingeschaltet. Zwei Polizisten stiegen aus und rannten auf sie zu.
    »Polizei! Hände hoch! Hände gut sichtbar über den Kopf!«
    Jack und Geoff kamen der Aufforderung wie in Zeitlupe nach. Einer der Beamten hielt die Waffe auf sie gerichtet, während der andere sich ihnen vorsichtig näherte.
    »Sie sind Jack Reed, nicht wahr?«, fragte er Jack. Er war jung und sein Gesicht von Pickeln übersät. Über seinem Mund züchtete er einen spärlichen schwarzen Schnurrbart.
    »Ich bin Jack Reed, das stimmt. Was soll das hier?«
    »Sie sind verhaftet, weil Sie eine Anweisung des Bezirksgerichts missachtet haben. Ich werde Ihnen jetzt Ihre Rechte vorlesen.«
    »Wovon reden Sie da? Ich habe keine Anweisungen missachtet.«
    »Es geht um Ihren Sohn. Randolph Reed?«
    Jack atmete lang und tief durch. »Kann ich die Hände jetzt wieder runternehmen? Oder war bei der Missachtung der Anweisung etwa von Schusswaffen die Rede? Und außerdem« – er warf einen Blick auf die Menschenmenge, die sich am Straßenrand zum Gaffen eingefunden hatte – »komme ich mir gerade wie im Zoo vor.«
    »Mir wäre es lieber, wenn Sie Ihre Hände weiter hochhalten, Sir. Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben das Recht …«
    Jack spähte verzweifelt zu Geoff herüber. Wenn die Polizei ihn jetzt verhaftete, musste er sich eine glaubwürdige Erklärung für Randys Verschwinden einfallen lassen. Und was konnte er da schon ins Feld führen? Dass Randy von einem Verrückten, der durch Wände ging, entführt worden war? Dass die Druiden ihn mitgenommen hatten? Dass er wusste, dass es Randy gut ging, weil er ihn vor Kurzem als Glasskulptur in der Windschutzscheibe eines Autos gesehen hatte?
    »… kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«

E L F
    Rund eine Stunde nach Mitternacht erhielt Geoff endlich die Erlaubnis, das Polizeihauptquartier von Milwaukee in der 749 West State Street zu verlassen und nach Madison zurückzukehren. Jack hingegen saß in einer Zelle im ersten Stock direkt neben einem Betrunkenen, der ununterbrochen »Oh baby, baby, it’s a world wide ...« zum Besten gab.
    Jack kaute deprimiert auf einem Kaugummi herum, der seinen Geschmack längst verloren hatte, und tigerte unruhig in dem kleinen Raum auf und ab. Er stand körperlich und geistig kurz vor dem Zusammenbruch, aber er durfte jetzt nicht schlafen. Da er kein Intellektueller war, fiel es ihm schwer, sich auf andere Gedanken zu bringen. Einen spontanen Selbstdiskurs über die moralische Relevanz seiner Taten zu beginnen ober über die Religion der Druiden zu philosophieren, das war nicht sein Ding. Er konnte sich genau wie der Besoffene nicht mal fehlerfrei an irgendeinen Songtext erinnern, um sich abzulenken.
    Aber er besaß ein für die Menschen in Wisconsin typisches Durchhaltevermögen und sprühte vor Energie, die von eisigen Wintern am Lake Michigan herrührte. Außerdem war er ein Mann, der die Sachen gern selbst anpackte und um sein emotionales Überleben kämpfte.
    Er musste das jetzt durchziehen. Und er durfte nicht aufgeben. Jack glaubte nicht an Menschen, die durch Wände gingen. Zumindest fand er, dass Menschen nicht durch Wände gehen sollten. Es handelte sich um uralte Magie, die seit Jahrhunderten in Vergessenheit geraten sein sollte. Er lebte schließlich im 20., fast schon im 21.

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