IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
nicht sagen«, antwortete Jack.
»Wissen Sie, wo er ist? Das würde uns wirklich sehr interessieren.«
»Da kann ich Ihnen nicht helfen, tut mir leid.«
»Also gut … was ist mit Mr. William Bell aus dem Altenheim Bay Park in Green Bay? Lebt er noch?«
»Würden Sie mir bitte erklären, was das soll?«, bat Jack den Polizisten.
Sergeant Schiller ließ sein Klemmbrett sinken. »Aber sicher. Fakt ist, dass Ihr Sohn Randy, Miss Olive Estergomy, Mr. Daniel Bufo sowie Mr. William Bell alle zwei Dinge gemeinsam haben. Erstens sind sie alle verschwunden. Und zweitens waren Sie, Mr. Reed, nach unseren Informationen die letzte Person, die sie lebend zu Gesicht bekommen hat.«
»Und was soll das beweisen?«, wollte Jack wissen.
»Es beweist gar nichts«, erklärte Sergeant Schiller. »Aber es legt nahe, dass jeder Versuch der Aufklärung ihres mysteriösen Verschwindens bei Ihnen anfangen und vielleicht auch bei Ihnen enden sollte.«
»Werden Sie mich unter Anklage stellen?«
»Noch nicht. Morgen früh kommen ein paar Beamte aus Madison zu uns. Auch ich möchte mit Ihrem Anwalt sprechen und mit dem Sekretariat der Staatsanwaltschaft. Aber eines möchte ich hier und jetzt klarstellen, Mr. Reed: Falls Sie wissen, wo diese Menschen sich aufhalten, dann täten Sie gut daran, mir das möglichst bald mitzuteilen.«
»Kann ich jemanden anrufen?«, wollte Jack wissen.
»Sie wollen jetzt jemanden anrufen?«
Ein Beamter in Uniform eskortierte Jack durch den Gang in eines der Verhörzimmer. Jack wählte Geoffs Nummer und wartete, während es klingelte. Der uniformierte Beamte stand an der Tür und gähnte. Endlich hob Geoff ab. Er klang völlig fertig: »Hallo? Wer um alles in der Welt klingelt mich denn um diese Zeit aus dem Bett?«
»Geoff, ich bin’s, Jack.«
»Oh Gott. Jack, wie geht’s dir? Sie haben noch nicht angefangen, mit Gummiknüppeln auf dich einzuschlagen, oder?«
»Na ja, fast. Die Lage hat sich ziemlich verschlechtert. Sie haben mir Fragen über Olive Estergomy, Daniel Bufo und Pater Bell gestellt.«
»Jack, pass bloß auf, was du sagst«, warnte ihn Geoff. »Der Anruf hier wird ziemlich sicher abgehört.«
»Das ist mir scheißegal. Du musst mir helfen, Geoff. Sie werden mich hier tagelang festhalten, so wie ich das sehe. Bis dahin ist es vielleicht schon zu spät. Es wird sicherlich noch übler auf den Straßen werden. Mensch, Geoff, es hängt alles an mir! Ich muss da draußen sein und kämpfen.«
»Und was hat dein Anwalt bisher unternommen, um dich rauszuboxen?«, fragte Geoff ihn.
»Mein Anwalt befindet sich gerade auf der Rückreise aus Miami. Abgesehen davon glaube ich kaum, dass er mich auf Bewährung freikriegt. Nicht bis Randy wieder aufgetaucht ist und das Gericht sich davon überzeugt hat, dass er wohlauf ist. Und wenn die Polizei mich anklagt, all diese Menschen entführt zu haben, komme ich vielleicht gar nicht mehr auf freien Fuß.«
»Ich weiß nicht, was ich noch für dich tun kann, Jack«, entgegnete Geoff. »Ich werde nach dem Aufstehen versuchen, alles über Rituale herauszufinden, was ich kann … aber du musst bedenken, dass das alles vor über 2.000 Jahren passiert ist. Das meiste davon ist reine Legende und vieles ergibt überhaupt keinen Sinn.«
»Schon gut«, meinte Jack. Irgendwie fühlte er sich plötzlich völlig ermattet – und ihm war schlecht. »Lass uns später noch mal miteinander reden, sofern sie mir das erlauben. Momentan scheinen sie mich noch für eine kuriose Kreuzung aus Serienkiller David Berkowitz und Bruno Richard Hauptmann, den Entführer von Charles Lindberghs Sohn, zu halten.«
Jack wurde wieder zurück in seine Zelle geführt. Als er dort ankam, stellte er fest, dass Sergeant Schiller immer noch dasaß und auf ihn wartete.
»Wie wäre es mit einer Gutenachtgeschichte?«, erkundigte dieser sich.
Jack schüttelte den Kopf. »Morgen kommt mein Anwalt zurück. Bis dahin sage ich nichts.«
Sergeant Schiller verzog die Lippen zu einem dünnen Schlitz, der wohl ein Lächeln andeuten sollte. Es erinnerte Jack an den Abdruck eines sehr scharfen Meißels auf frisch gehobeltem Kiefernholz. »Eines verspreche ich Ihnen, Mr. Reed. Ich persönlich glaube, dass Sie etwas mit dem Verschwinden all dieser Menschen zu tun haben. Das gilt auch für Ihren Sohn. Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass sie alle tot sind und Sie dafür verantwortlich sind. Wenn es so ist, dann verspreche ich Ihnen hoch und heilig, dass ich Ihren verdammten Arsch an die Wand nagle,
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