Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
Vom Netzwerk:
sondern sie spürten ihn. Einige von ihnen waren unglaublich schön, andere wiederum besaßen groteske Fratzen, die ihn an die Wasserspeier auf dem Grundstück erinnerten. Wiederum andere wirkten gewöhnlich. Für Jack ein sicheres Zeichen, dass sie umso gefährlicher waren.
    Also gut …, sagte er und hob die Arme. Zuerst müssen wir Quintus Miller ausfindig machen. Habt ihr das verstanden? Und wenn ihr ihn gefunden habt, müsst ihr ihn opfern. Sonst habt ihr keine Chance – ihr werdet für immer unter der Erde gefangen sein.
    Und was ist mit den 800 Leben, die eigentlich jeder von uns auslöschen sollte? Ich habe bisher erst 6 erwischt. Die Menschen über der Erde lassen sich gar nicht so leicht fangen, gab der Mann mit dem übergroßen Kopf zu bedenken.
    Vergesst die 800 Leben. Es ist Quintus Miller, um den ihr euch zuallererst kümmern müsst.
    Eine Frau trat vor. Ihr langes aschblondes Haar berührte wie bei Botticellis Venus fast den Boden, doch sie war ein Kind der Erde und nicht des Meeres. Sie schien auf den ersten Blick nicht älter als 30 zu sein, tatsächlich war sie aber über 90. Sie hob die Arme und flüsterte: Wieso sollten wir dir trauen? Wir haben Quintus Miller immer vertraut. Du verlangst von uns, dass wir Quintus opfern, aber willst du das vielleicht nur, weil Quintus deinen Sohn für Awen vorgesehen hat? Wer garantiert uns, dass du uns nicht betrügst und wir letztendlich niemals entkommen?
    Jack antwortete: Ihr habt Quintus vertraut – und was ist passiert? Ihr seid mittlerweile seit über 60 Jahren in diesen Wänden gefangen. Quintus wird nur sich selbst retten, glaubt mir. Ihr seid Quintus völlig egal. Er will hier raus, und das ist alles, was ihn interessiert.
    Er ist hier, stellte sie fest.
    Was meinst du damit, ›Er ist hier‹? Wo? Ich kann ihn nicht sehen.
    Er ist hier im Gebäude. Er ist hier in The Oaks. Oben. Ich kann es fühlen.
    Jacks Haut prickelte. Also war Quintus schon da. Aber warum? Jack hatte eigentlich erwartet, dass er die Straßen auf der Suche nach weiteren Menschen durchkämmte, die er töten konnte, um wieder in die wahre Welt einzutreten. Er sah durch die tragende Wand nach oben, erkannte aber nichts als absolute Dunkelheit.
    Wartet hier, befahl er der versammelten Gemeinde von Geisteskranken. Bereitet euch auf das große Opfer für Awen vor. Betet. Denkt an die Zeit, die ihr in der realen Welt verbracht habt. Diese Zeit kommt wieder. Aber geht nicht weg, verstanden? Ich brauche euch hier.
    Wohin gehst du, Flötenspieler?, fragte Gordon. Seine Stimme klang seltsam ausdruckslos und abwesend, als ob er immer noch von der Musik wie betäubt war.
    Hoch, antwortete Jack. Ich gehe nach oben.
    Er stemmte sich durch das dunkelgraue Mauerwerk wie ein Taucher, der zur Oberfläche eines verschlammten Teichs durchdrang. Seine hohlen Hände bahnten ihm den Weg durch den kalten, feuchten Zement – ssssschhhhh – ssssschhhhh – ssssschhhhh. Als er durch eine Holztür glitt, spürte er gelegentlich ein Prickeln, als ob ihn Kiefernnadeln piksten.
    Jack näherte sich exakt der Stelle in Quintus Millers Zimmer, an der das Hexagramm an die Wand gezeichnet worden war. Sein Gefühl sagte ihm, dass Quintus sich wohl am ehesten dort aufhalten würde, um nach einem Ausweg zu suchen.
    Die Bauweise von The Oaks war extrem vertrackt. Jedes Mal, wenn Jack sich zum ersten Stock vorgekämpft hatte, fand er sich in Wänden wieder, die sich zu Torbögen krümmten und ihn zurück ins Erdgeschoss brachten. Immer, wenn er sich Quintus Millers Zimmer näherte, führten ihn die Wände mit großer Entschlossenheit wieder von dort weg.
    Am Ende eines Korridors in der zweiten Etage hielt er inne und versuchte, das Gebäude in seiner Gesamtheit wahrzunehmen und seinen Symbolgehalt zu erfassen. Das Labyrinth, hatte Adolf Krüger es genannt – und das war es in der Tat.
    Du bist ein Geschäftsmann, du leitest eine sehr erfolgreiche Autowerkstatt, redete Jack sich gut zu. Setz doch mal etwas Know-how aus deinem Job ein. Versuch’s mit logischem Denken. Diese Druiden lebten vor Tausenden von Jahren, aber ganz sicher sind auch sie nicht auf Ideen gekommen, die ein cleverer amerikanischer Geschäftsmann nicht durchschauen könnte.
    Jack versuchte es damit, dass er von Quintus’ Zimmer wegging, so wie Alice immer in die entgegengesetzte Richtung gelaufen war, als sie versuchte, sich im Spiegelland zurechtzufinden. Doch mit dieser Methode gelangte er auf die andere Seite von The Oaks in eine der schäbigsten

Weitere Kostenlose Bücher