IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
Sie stellten Frauen nach, fuhren zu schnell und träumten von unerreichbarem Luxus – etwa der Leitung eines Country Clubs.
Da riss ihn Karen aus seinen Gedanken heraus: »Ich habe das Rätsel gelöst. Du hast etwas gefunden, was du schon immer haben wolltest. Vielleicht warst du dir dessen vorher nicht bewusst – erst, als es direkt vor deiner Nase auftauchte – und als du es dann gesehen hast, da wurde dir sofort klar: Das ist es, das ist das, was ich schon immer gewollt habe.«
Jack nickte und lächelte dann.
»Also, was ist es?«, erkundigte sich Karen. »Spann mich doch nicht so auf die Folter!«
Nach kurzem Nachdenken sagte Jack: »Ich bin gestern zum Devil’s Lake gefahren. Eigentlich wollte ich nur im Sommerhaus meines Vaters nach dem Rechten sehen. Auf dem Rückweg hatte ich einen Unfall. Nichts Ernstes. Einen Baum gestreift, mehr nicht. Aber als ich ausstieg, um mir den Schaden anzusehen, habe ich dieses unglaubliche Gebäude entdeckt.«
Karen sagte nichts, sondern schob lediglich ihren Kaugummi auf die andere Seite des Mundes, was verriet, dass sie aufmerksam zuhörte.
»Es lässt sich schwer beschreiben«, verriet ihr Jack. »Es ist riesig, wirklich riesig, und alt. Aber auch sehr eindrucksvoll. Und seit Jahren wohnt niemand mehr darin.«
»Und du willst es«, folgerte Karen mit zarter Stimme.
»Ja«, antwortete er. »Ich will es.«
»Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte sie. »In deiner Stimme schwang der gleiche Unterton mit, den Cecil immer draufhatte, wenn er über seinen 1968er Barracuda mit Stufenheck sprach.«
Jack grinste schief. »Ich sag dir eins, Karen. Wenn das Haus erst mir gehört, wird es mein ganzes Leben verändern.«
»Aber Maggie will nicht, dass du es kaufst, habe ich recht? Warum eigentlich nicht? «
»Ohne Grund. Sie will einfach nicht, dass ich es kaufe.«
»Aha.« Karen setzte ihre füllige Haarpracht mit einem Nicken in Bewegung und sagte dann wieder: »Aha.« Nach einer Weile fuhr sie fort: »Tut mir leid, dass ich frage, aber warum genau willst du es noch mal kaufen?«
»Ich, äh – ich will mich beruflich weiterentwickeln, weißt du? Abwechslung, das ist das richtige Wort. Klar, mit Reed Muffler & Tire setze ich alles auf eine Karte. Deshalb will ich jetzt auch in der Hospitalität mitmischen.«
»Du willst ein Krankenhaus eröffnen?«
»Nein, nein, ein Hotel. Einen Country Club. Einen Ort, an dem man auch Fachkongresse abhalten kann, Tennis spielen, schwimmen, saunieren und so weiter. Einen Ort der Eleganz, wenn du verstehst, was ich meine, mit einem Nobelrestaurant und exquisitem Wein.«
»Klingt wie der Himmel auf Erden«, bemerkte Karen.
»Ja, nicht wahr?«, bestätigte Jack. »Doch Maggie ist absolut dagegen. 100 Prozent dagegen. Ihrer Meinung nach bin ich nicht dazu in der Lage, einen Country Club zu leiten.«
Karen sah ihn an und kaute angestrengt auf ihrem Kaugummi herum. »Was hast du jetzt also vor?«, fragte sie dann.
»Ich weiß es nicht!«, gestand er ihr. Er sah durch das Bürofenster auf einen Buick Riviera, der gerade auf den mit Ölflecken übersäten Werkstattboden abgelassen wurde, auf die Silhouetten seiner Mechaniker, die sich gegen das graue Licht eines regnerischen Tages abzeichneten. Das Haus hatte ihn verführt, gar keine Frage. Es tauchte in allen Einzelheiten vor seinem inneren Auge auf, wie es so einsam und verlassen im Nieselregen stand.
Rette mich!, hatte es ihn angefleht. Mach mich wieder zu der Attraktion, die ich einmal war.
Vielleicht sprach es ihn deshalb so an, weil er sein eigenes Leben aufgegeben und seine eigenen Ziele nie verwirklicht hatte.
Karen sagte: »Lass uns was trinken gehen, ja? Du siehst aus, als könntest du einen Drink gut gebrauchen. Du wirkst momentan eher wie ein Zombie als wie ein Mensch.«
Gemeinsam überquerten sie im Regen die West Good Hope Road, Jack mit aufgestelltem Kragen und Karen auf ihren lächerlich hohen Pfennigabsätzen.
»Zeig es mir!«, rief Karen, als ein Lastwagen an ihnen vorbeibrauste.
»Was?«, schrie er zurück.
»Das Haus! Bring mich dorthin, ich will es sehen!«
Jack verbrachte den Großteil des Nachmittags im Büro. Der Reihe nach rief er die Makler in Madison an, um herauszufinden, wer das Gebäude vermittelte. Doch er hatte keinen Erfolg. Sobald er erklärte, für welches Objekt er sich interessierte, antworteten alle: »Oh, dieses Haus!«, als ob er einen Verwandten erwähnt hätte, der auf Abwege gekommen war und dessen Porträt man deshalb jetzt
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