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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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beinahe eine Meile. Dann tauchte ohne Vorwarnung das Gebäude vor ihnen auf. Es war sogar noch größer und imposanter, als Jack es in Erinnerung hatte. Irgendwie kam es ihm mürrisch vor, schien zu schmollen, weil Jack noch mehr Menschen anschleppte, die es in seiner Ruhe stören wollten. »Es ist fan- tas- tisch!«, rief Karen aus, doch Randy lehnte sich nur mit weit aufgerissenen Augen in seinem Sitz zurück, als ob ihm der Anblick gar nicht schmeckte.
    Sie parkten vor dem Haupteingang. Daniel Bufo erklomm keuchend die Stufen zur Tür und durchforstete lautstark einen Schlüsselbund, der sogar den Geist des ollen Marley aus Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte neidisch gemacht hätte. »Das ist ein schönes, historisches Gebäude, wirklich schön. Man baut heutzutage einfach nicht mehr in diesem Stil. Finden sich keine Handwerker mehr dafür.«
    »Wie lange steht es denn nun schon leer?«, erkundigte sich Jack. Er hatte schon am Telefon gefragt, doch Daniel Bufo war der Frage ausgewichen. »Eine Weile«, hatte er geantwortet. »Vielleicht weiß es jemand anders genauer.«
    Daniel Bufo fand den richtigen Schlüssel und hielt ihn triumphierend in die Höhe. Er war anders als alle Schlüssel, die Jack je gesehen hatte – glich eher einem balinesischen Dolch als einem Instrument zum Öffnen von Türen. »Schlüssel wie diese gibt’s auch nicht mehr heutzutage. Das ist vielleicht ein Mördergerät, was?«
    »Was meinen Sie? 20 Jahre, 30 Jahre?«, insistierte Jack.
    Daniel Bufo zuckte die Achseln. »Na ja, mein Partner meinte, dass es kurz vor der Jahrhundertwende erbaut wurde. Zuerst war es ein privates Anwesen. Adolf Krüger, der später die Brauerei Krüger Beer gründete, hat es in Auftrag gegeben. Er scheint es kurz nach dem Ersten Weltkrieg verkauft zu haben. Danach wurde es in ein Pflegeheim umgewandelt.«
    Er drehte den Schlüssel in der Tür und stieß sie auf. Sie knarrte weder noch klemmte sie. Die Scharniere bewegten sich, als ob sie frisch geölt wären.
    Als sie hineingingen, sah Randy auf die blinden Flachrelief-Gesichter und flüsterte: »Warum haben sie alle die Augen geschlossen?«
    Daniel Bufo sah hoch und schüttelte dann den Kopf, sodass seine Wangen schwabbelten. »Das kann ich mir genauso wenig erklären wie Sie, mein Freund.«
    »Sie sehen aus wie diese Masken«, warf Karen ein. »Wissen Sie, wenn jemand gestorben ist und man sein Gesicht nachbildet.«
    »Totenmasken«, sagte Jack.
    »Genau, Totenmasken. Unheimlich, oder? Was, wenn es wirklich welche sind? Ein ganzes Haus voller toter Gesichter von Menschen, die zu Lebzeiten genauso ausgesehen haben.«
    Sie betraten den riesigen, nachhallenden Gang mit den elfenbeinfarbenen Statuen. Bis auf das Schlurfen ihrer Schuhe über den Boden war es völlig still im Haus. Randy umklammerte die Hand seines Vaters. Karen war sichtlich nervös und fröstelte.
    »Na ja, wohnlich ist es nicht gerade«, bemerkte sie.
    »Mr. Reed, nach dem, was Sie mir am Telefon verraten haben, spielen Sie mit dem Gedanken, dieses Anwesen in eine Art – was war es? – Urlaubsressort umzuwandeln?«, erkundigte sich Daniel Bufo, während er sich umsah.
    »Stimmt genau«. Jack hielt inne und lauschte. Was erwarte ich zu hören?, fragte er sich selbst. Flüsterstimmen? Regenwasser, das ins Gebäude eindringt? Etwa das gleiche Sssschhh-Geräusch, das mich gestern die Treppen hinuntergejagt hat?
    »Dafür ist das Anwesen wirklich wie geschaffen!«, sagte Daniel Bufo. »Es gibt einen sehr geräumigen Aufenthaltsraum, ausgesprochen beeindruckend. Man kann es sich alles sehr gut vorstellen, nicht wahr? Licht. Menschen. Leben.«
    »Also, ich kann nur Staub und Dreck erkennen!«, mischte sich Karen ein.
    »Na jaaaaa!« Daniel Bufo lachte. »Mr. Reed dürfte sich darüber im Klaren sein, dass man ein bisschen Fantasie braucht, um das Beste aus diesem Ort herauszuholen, ganz zu schweigen von einer ordentlichen Stange Geld. Das Haus steht seit den 20er-Jahren leer, sagt mein Partner. Also machen wir uns nichts vor, nicht wahr, Mr. Reed? Sie werden hier neue Kabel verlegen müssen, Klempnerarbeiten durchführen lassen, das Dach ausbessern und isolieren und das Gebäude den örtlichen, bundesstaatlichen und landesweiten Vorgaben anpassen. Wer weiß, was sonst noch alles notwendig ist. Das ist das erste Mal, dass ich selbst hier bin.«
    Jack sah sich um und räusperte sich. »Donald Trump hat es geschafft. Es gibt keinen Grund, warum es nicht auch mir gelingen sollte.«
    Daniel Bufo sah

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