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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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mal eines war, allein durch das nasse Gestrüpp zu zwängen. Vermutlich eher eine verdammte Ziege, die irgendwo ausgebüxt war. Er konnte eigentlich genauso gut zurück nach Hause fahren und Santanas Abraxas -Album auf volle Lautstärke aufdrehen, um den quietschenden Keilriemen zu übertönen.
    »And I hope you’re feeling better … and I hope you’re feeling good!« Ich hoffe, es geht dir wieder besser … ich hoffe, es geht dir gut!
    Er hielt kurz inne, schniefte und warf einen Blick zurück. Hinter sich konnte er oben auf der Bundesstraße gerade noch den dunkelroten Kotflügel seines Kombis ausmachen. Vor ihm ging es weiter abwärts, mitten hinein in eine dunkle, zugewachsene Spalte, die von Dornenzweigen und nassem Farn überwuchert war. Irgendwo sprudelte Wasser, das plätschernde Geräusch eines kleinen Bachs, aber an diesem verregneten Nachmittag ließ das in Kombination mit dem bewölkten, grauen Himmel eher keine Glücksgefühle aufkommen, sondern klang hohl und deprimierend.
    Er konnte jederzeit umkehren. Es ist unlogisch, die Mission fortzusetzen, Captain. Selbst wenn es sich bei der grau-weißen Gestalt wirklich um ein Kind handelte, war es ja offensichtlich noch am Leben. Und eine Ziege würde ihm ohnehin davonlaufen, Hügel und Täler erklimmen, für die seine schicken Florsheim-Treter nicht nur ungeeignet, sondern sogar hochgradig gefährlich erschienen.
    »Hallo!«, rief er zum letzten Mal. »Ist da jemand?«
    Jack begann wieder zu zittern, diesmal vor Kälte. Außerdem musste er dringend pinkeln. Er brachte sich vor einer Ansammlung von Farnen in Position und ließ seinen dampfenden Urinstrahl in den kühlen Nachmittag hineinschießen. Der Druck auf die Blase wollte gar nicht mehr nachlassen. Aber er war noch nicht einmal halb fertig, als er zwischen den Bäumen ganz unten am Fuß der Schlucht plötzlich wieder die grau-weiße Gestalt erblickte, wenn auch nur für eine Sekunde.
    »Hey!«, schrie er. »Hey du!« Er zog den Reißverschluss seiner Hose hoch und begann, der Gestalt hinterherzustolpern. »Hey, Bürschchen, warte mal!«
    Der Boden unter seinen Füßen wurde unvermittelt steiler. Drei- oder viermal rutschte Jack aus und musste sich an dornigen Zweigen festklammern, um nicht hinzuschlagen. Dabei riss er sich die Hand auf. Humpelnd und fluchend versuchte er, das Blut wegzunuckeln, während er tiefer und immer tiefer in das enge Tal hineinstolperte.
    Du Volltrottel!, schimpfte er mit sich selbst. Es wird Stunden dauern, bis du wieder zum Auto hochgekraxelt bist. Und jetzt ist der Regen auch noch deutlich heftiger geworden. Verdammter Mist!
    Er rutschte auf einer Reihe loser Steine aus, klammerte sich an einen Farn, um das Gleichgewicht zurückzuerlangen, und fiel dann mit voller Wucht auf den Rücken.
    Scheiße!, wetterte er. Scheiße und noch mal Scheiße!
    Unter Schmerzen kam er wieder auf die Beine. Seine Hose war hinten vollkommen durchnässt und mit Matsch verschmiert. Die neuen Schuhe waren ein Fall für die Mülltonne. Seine rechte Hand blutete immer noch und er hatte sich außerdem den linken Ellenbogen aufgeschrammt.
    Jetzt reicht’s mir! Ob da jetzt ein Kind ist oder nicht, ich dreh um und mach mich auf den Weg nach Hause.
    Jack richtete sich zu seiner vollen Größe auf, atmete tief durch und brüllte: »Bürschchen! Kannst du mich hören? Das war’s! Vergiss es! Wenn du dich verlaufen hast, ist das jetzt dein Problem! Hast du mich verstanden?«
    Er lauschte, aber er vernahm nur den Widerhall seiner eigenen Stimme, den Regen und den plätschernden Bach.
    »Dummes Kind, verflucht!«, murmelte er in sich hinein. »Verdammtes blödes – was auch immer du bist. Ziege. Scheiße. Wen juckt’s?«
    Er wollte gerade mit dem Aufstieg zurück zur Straße beginnen, als er nur etwa 20 Meter über sich am Abhang zu seiner Linken den vertrauten grau-weißen Schemen entdeckte. Er bewegte sich nicht, rannte nicht, sondern stand einfach mit gesenktem Kopf zwischen dem Farn, der im Wind wogte. Jack hielt inne und starrte die Erscheinung an. Seine Zähne klapperten vor Kälte. Diesmal verspürte er nicht den Drang, laut zu rufen.
    »So, jetzt hab ich dich, du Bastard!«, murmelte er und bahnte sich den Weg nach oben durch Farn und Dornengestrüpp. Diesmal verharrte die Gestalt in ihrem gräulich-weißen Regenmantel an Ort und Stelle. Sie hatte sich die Kapuze über den Kopf gezogen und stand mit gekrümmten Schultern einfach da. Irgendwie seltsam, dass sie sich nicht zu ihm herumgedreht hatte,

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