IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
Ding war wirklich da, oder?«
Jack nickte. »Ja, es war wirklich da. Kein Geist. Keine Halluzination. Alles verdammt real.«
Er setzte sich direkt neben ihr auf die billige grüne Nylon-Tagesdecke. Sie drehte sich zu ihm und sah ihn an, während ihre Kiefer den Kaugummi zermalmten. Sie war sehr hübsch, und das, obwohl sich ihre falschen Wimpern an einer Stelle gelöst hatten und über einem Auge herabhingen. Sie hatte feste, spitze Brüste mit braun-rosa Nippeln, die so groß waren wie Untertassen; obwohl ihr Bauch nach der Geburt etwas schlaffer geworden war, wirkte sie sehr schlank. Zum ersten Mal fiel ihm die herzförmige Rasur ihrer Schamhaare auf. Das musste sie sich bei den Mädchen im Playboy abgeschaut haben.
»Du kannst die Bullen anrufen, wenn du willst«, sagte sie. »Es ist schließlich dein Sohn und du solltest dich von mir nicht davon abhalten lassen. Wenn das mit Sherrywine passiert wäre …«
»Zuerst möchte ich The Oaks noch einmal gründlich durchsuchen«, erklärte Jack. Seine Stimme klang schroff und ganz erbärmlich. So mochte sich Richard Burton auf dem Sterbebett anhören. »Ich weiß nicht – ich bin mir ziemlich sicher, dass er noch da ist. Diese Leute in der Wand. Und die Kackwurst, wie sie da in den Mauersteinen hing.«
»Der Wachmann – wie hieß er noch gleich?«, fragte Karen.
»Littlelove, Lovelittle?«
»Genau, das war’s, Lovelittle. Hast du gehört, was er gesagt hat? Selbst die Bullen sind nicht gern in The Oaks. Du müsstest ihnen fünfmal mehr zahlen als ihm. Tja, und warum bloß, wenn sich da nicht etwas total Merkwürdiges abspielt? Ich meine, da muss doch etwas abgehen, das ihnen Angst einjagt?«
Jack warf das kratzige Motel-Handtuch auf den Boden und legte sich im Bett auf den Rücken. Eine Weile starrte er an die Decke und schloss dann die Augen. Es war 04:40 Uhr morgens und hinter den orangeroten, lose wehenden Vorhängen wurde es bereits hell. Allerdings eher in einem trüben Grau, weil es immer noch regnete.
Karen kniete eine Weile neben ihm und beobachtete ihn. Sie schob ihren Kaugummi von einer Seite zur anderen. Sie mochte Jack. Wahrscheinlich würde sie ihn sogar lieben, wenn das Schicksal es erlaubte. Jeden Sonntag las sie in der Zeitung ihr Horoskop, doch sie traute dem Schicksal nicht recht über den Weg. Nach ein paar Minuten bemerkte sie, dass er eingedöst war. Seine Finger entspannten sich und er begann zu schnarchen. Mit einem Griff öffnete sie ihren BH.
Jack murmelte im Schlaf etwas vor sich hin. Nichts, was man verstehen konnte. Karen strich ihm mit den Fingerspitzen übers Gesicht, berührte seine Lider und fuhr ihm über den Mund. Er schürzte die Lippen, während er träumte. Sie glitt mit den Fingernägeln über sein Brustbein, kratzte sanft über seinen Bauch. Dann nahm sie seinen Penis in die Hand, drückte ihn und fing an, ihn zu massieren. Als er steif wurde, umfasste Karen ihn noch fester, doch Jack wachte trotzdem nicht auf. Er war viel zu erschöpft, stand unter Schock, war verängstigt und völlig ausgelaugt.
Karen fuhr mit der Fingerspitze immer wieder über seine feuchte Eichel, doch dann ließ sie es bleiben und legte sich neben ihn. Sie beobachtete, wie die Lichter von vorbeifahrenden Lastwagen über die Decke huschten.
Sie sah erneut auf Jack. Er würde ihr niemals gehören. Sie war sich nicht sicher, ob sie es überhaupt mit einem Mann aushalten konnte, der so ein ausgeprägtes Gewissen besaß. Doch sie schmiegte sich eng an ihn, als es im Zimmer langsam heller wurde. Schlafen konnte sie nicht. Als er um 06:20 Uhr wieder die Augen öffnete und sie anstarrte, lächelte sie, küsste ihn und sagte: »Guten Morgen, mein Liebling.«
Bei Tageslicht wirkte Joseph Lovelittle noch einmal deutlich älter und verwahrloster. Er erwartete sie im Windschatten des Gewächshauses. Den Kragen seiner Feuerwehrjacke hatte er hochgestellt. Sein Dobermann Boy saß neben ihm und zitterte wie im Fieber. Der Himmel war relativ klar, wenn auch immer noch grau, und der Regen prasselte herunter wie Wasser aus einem Springbrunnen. Ihre Schuhe knirschten auf dem Kies.
»Aha«, schnaubte Joseph Lovelittle. »Ich dachte schon, Sie würden gar nicht kommen.«
»Ich suche nach meinem Sohn«, erinnerte ihn Jack mit ernster Miene.
»Das tun Sie, das tun Sie.« Joseph Lovelittle wandte sich der Tür des Anbaus zu. An der Spitze seiner gebogenen Nase hing ein Tropfen durchsichtiger Rotz. »Sind Sie hier das letzte Mal reingegangen? Manchmal ist da
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