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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Sie nur«, ermutigte ihn Joseph Lovelittle. »Nichts, wovor man Angst haben müsste.«
    Jack trat ein und fand sich in einer trüben, staubigen Halle wieder, deren Decke zwei Stockwerke hoch war. Fenster mit schweren Vorhängen gaben den Blick auf die Allee frei, die von der Straße zum Haus führte. Die Äste mit den nassen Eichenblättern bogen sich unter der Last des Regens.
    In einer Ecke stand ein großer Schreibtisch mit Lederbespannung. Darauf lagen vergilbte Papiere, als hätte noch heute Morgen jemand dort gearbeitet. Ein Füllfederhalter lag mit offener Kappe auf dem tintenbefleckten Untergrund. Die verrostete Feder war das einzige Indiz dafür, dass er schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt worden war.
    Nicht weit vom Schreibtisch entfernt stand eine hohe Untersuchungsliege, auf der ein Laken mit ausgefranstem Saum ausgebreitet lag. Vermutlich hatten sich Mäuse daran zu schaffen gemacht. In der Mitte des Raumes thronte das mit Abstand beeindruckendste Möbelstück: ein riesiger, quadratischer Stuhl aus Eichenholz. An seiner Rückseite war mithilfe einer gebogenen Messinghalterung eine Metallhaube befestigt worden. Für die Fuß- und Handgelenke gab es Lederbänder zum Fixieren. Ein Kabel, das in dicken, braunen Stoff eingehüllt war, verband den Stuhl mit einem riesigen, elektrischen Schaltpult. Es wirkte wie das Cockpit eines altmodischen Flugboots. Es gab unzählige Reihen von Hebeln und anderen Bedienelementen sowie etliche kleine, rote Signallämpchen. Weitere Kabel führten zu einer Reihe von gläsernen Akkumulatorenbatterien. Die meisten davon waren eingestaubt, zerbrochen und mit Chlorsalz verkrustet.
    Jack blickte nach oben. Über dem Stuhl schwebte eine Ansammlung schwarz bemalter Scheinwerfer, die in verwaiste Spinnennetze eingehüllt waren. Selbst die achtbeinigen Bewohner hatten diesem Ort den Rücken gekehrt.
    »Erinnert mich an eine Szene aus Frankenstein «, stellte Jack fest.
    »Für mich sieht es aus wie ein elektrischer Stuhl!«, warf Karen ein.
    Joseph Lovelittle lehnte sich altklug und mit verschränkten Armen gegen die Tür und sah sich im Behandlungszimmer um. Boy steckte seinen Kopf in einen Weidenpapierkorb und brachte einige zusammengekrumpelte Notizen durcheinander.
    »Ich würde sagen, Sie haben beide recht«, äußerte sich Joseph Lovelittle.
    »Das war eine von Mr. Estergomys großen neuen Behandlungsmethoden. Man konnte damit Hirnzellen so manipulieren, dass sie sich anders anordneten. Er hat es mir einmal mit einem Magneten und ein paar Eisenspänen demonstriert. Er fuhr mit dem Magneten über die Eisenspäne und sie ordneten sich nach einem bestimmten Muster an. So hat er es mir zumindest zu erklären versucht. Ich war wahrscheinlich zu jung, um es zu begreifen, vielleicht auch zu dumm, oder beides. Ich bin eher der Typ fürs Grobe. Denken ist nicht so meine Stärke.«
    »Das war also ein Irrenhaus?«, fragte Jack.
    »Hat Mr. Bufo Ihnen das nicht gesagt? Es war ein berühmtes Irrenhaus. Drüben in der Universität nannten sie es nicht The Oaks, sondern The Walnuts. Wegen der vielen tauben Nüsse, hehe.«
    »Das erklärt natürlich die gepolsterten Wände in den Krankenzimmern und die Türen, die sich nicht von innen öffnen lassen«, bemerkte Jack. »Was für ein Idiot ich bin, das hätte mir doch auffallen müssen.«
    »Sie waren alle gewalttätig«, erzählte Joseph Lovelittle. »Jeder einzelne von ihnen, totale Scheißkerle, bitte entschuldigen Sie meine Wortwahl. Das Staatsgefängnis hat sie hierhin abgeschoben, weil die Wächter nicht mit ihnen fertig wurden. Alle Sorten von Verbrechern hatten wir hier. Axtmörder, welche, die ihre Mutter erstickten oder Babys erwürgten, Brandstifter und so weiter. Männer, Frauen und sogar Kinder. 137 waren’s in der Nacht, als wir dichtmachten.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung«, erwiderte Jack kopfschüttelnd. »Von dieser Anstalt höre ich gerade zum ersten Mal.«
    »Ist doch völlig klar. Dafür hat damals niemand die Werbetrommel gerührt. Die Anwohner wären sicher nicht sonderlich begeistert über ein Ferienheim für gefährliche, verrückte Kriminelle in ihrer direkten Nachbarschaft gewesen, oder? Und nach dem, was dann passiert ist, gab’s erst recht keinen Grund mehr, die Angelegenheit an die große Glocke zu hängen.«
    »Was ist denn passiert? « , hakte Jack nach.
    Joseph Lovelittle ignorierte ihn und pfiff durch die Zähne, um Boy zu rufen.
    »Sind Sie hier fertig?«, wollte er dann von Jack wissen.
    »Ja, ich denke,

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