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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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Als er dort anrief, meldete sich niemand. Aber hier in der Provinz konnte man wohl auch kaum damit rechnen, dass sich jemand bereits um sechs Uhr morgens hinter das Telefon klemmte. Die beste Lösung war wohl, einfach hinzufahren. Es waren ja nur knapp 30 Meilen bis dorthin.
    Der Regen war schuld daran, dass er doch über eine Stunde benötigte, um Portage zu erreichen. Als er auf den teilweise rissigen Betonparkplatz vor St. Ignatius einbog, waren seine Augen müde vom konzentrierten Dauerstarren durch die regennasse Scheibe, sein Hals ganz steif und sein Rücken fühlte sich an, als hätte ihn jemand in einen Schraubstock eingespannt.
    Jack stellte den Motor ab, löste den Gurt und streckte sich.
    St. Ignatius war eine kleine Kirche am südlichen Rand von Portage, ein unscheinbares graues Betonziegelgebäude mit einem Dach aus Wellblech. Seitlich davon befand sich ein Holzlager und auf der anderen Seite eine Tankstelle. Die Kirche konnte einen Turm mit einer einzelnen Glocke sowie eine bogenförmige Holztür mit Fenstern aus Buntglas vorweisen, doch sonst hätte man sie ohne Weiteres mit einem Schuppen verwechseln können, in dem man Malerarbeiten verrichtete oder ein Boot aufbewahrte.
    Jack stieg aus dem Wagen und eilte mit aufgestelltem Kragen über die betonierte Einfahrt. Er wollte gerade die Stufen zur Tür erklimmen, als eine Stimme ertönte: »Niemand da! Hey, Mister! Niemand da!«
    »Was?«, fragte Jack, während er innehielt. Ein pickliger Teenager mit einer riesigen blonden Schmalztolle lehnte sich aus dem Kassenhäuschen der Tankstelle.
    »Niemand da!«, wiederholte er, als Jack näher kam.
    Der Junge verstummte, als ihm dämmerte, dass Jack möglicherweise einfach nur zur St. Ignatius gekommen war, um zu beten. »Na ja«, fügte er hinzu. »außer vielleicht Gott selbst.«
    »Ich suche einen Priester«, verriet ihm Jack.
    Der Kassierer schnaubte. »Pater Dermot, das ist Ihr Mann. Aber der ist heute nicht da.«
    »Ich suche einen Pater Bell.«
    »Pater Bell? Von dem hab ich noch nie etwas gehört. Sind Sie sicher, dass Sie die richtige Kirche erwischt haben?«
    Jack nickte. »Pater Bell war der Priester, der vor dem Krieg hier gepredigt hat.«
    »Mein Vater war im Krieg im 4. Marineinfanterie-Regiment.«
    »Ich meine den Krieg zwei Kriege davor.«
    »Hä?«, machte der Junge verwirrt und rümpfte die Nase.
    In diesem Moment tauchte ein rundköpfiger Mann in einem öligen Overall auf, der sich die Hände an einem alten Lappen abwischte.
    »Hey, was ist mit meinem Kaffee, Pickelgesicht?«, wollte er wissen. Mit einem Blick auf Jack fügte er hastig ein »Guten Tag!« hinzu.
    »Ich hab’s vergessen!«, gestand der Junge.
    »Er hat’s vergessen!«, wiederholte der Rundköpfige. »Er würde seinen eigenen Arsch vergessen, wenn er nicht zufällig an ihm festgewachsen wäre.«
    Der Junge verschwand im Kassenhäuschen. Jack sagte: »Ich bin auf der Suche nach einem Priester, den es mal hier in St. Ignatius gegeben haben soll. Ich frage mich, ob Sie schon mal von Pater Bell gehört haben?«
    »Aber sicher«, bestätigte der Rundköpfige ohne Zögern. »Ich kenne Pater Bell.«
    »Lebt er noch?«
    »Na klar, er wohnt jetzt in Green Bay in einer dieser Seniorenresidenzen. Seine Tochter Hilda ist mit meiner Frau befreundet – sie tauschen regelmäßig Kochrezepte aus.«
    »Seine Tochter? «, hakte Jack nach.
    »Aber ja. Er hat das Priesterdasein schon lange, bevor ich ihn kennenlernte, aufgegeben, aber trotzdem sprach ihn jeder noch als Pater Bell an. Eine Art Spitzname, wissen Sie? Wenn Sie aus der Armee austreten, nennen Sie die Leute ja auch weiterhin Colonel.«
    Der Mann unterbrach seine Unterhaltung mit Jack, um zu brüllen: »Wie lang brauchst du denn noch, um eine verdammte Tasse Kaffee zu machen? Was zum Teufel treibst du denn? Züchtest du die Bohnen erst, oder was?« Er hörte auf, sich die Hände abzuwischen, knüllte den Lappen zusammen und pfefferte ihn mit beeindruckender Zielgenauigkeit in die Mülltonne auf der anderen Seite des Hofes. »Das verdammte Wetter, das bringt einen fast um, oder?«
    Jack erkundigte sich zögerlich: »Pater Bells Tochter … können Sie mir sagen, wo sie lebt?«
    Der Mann ergriff Jack am Arm. »Sie fahren hier entlang, bis zur nächsten Kreuzung. Da biegen Sie rechts ab. Direkt vor Ihnen befindet sich ein gelbes Haus. Na ja, ich sage aus Höflichkeit ›gelb‹. Sieht eher so aus, als ob einer das Abendessen beim Mexikaner drübergekübelt hätte. Das ist das Haus.«
    Der

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